Schatten der Vergangenheit - ein Fin O'Malley-Krimi
"Nachtgespenster" von Carolin Römer ist bereits der 4. Fall für Fin(bar) O'Malley und erschien 2016 im Conte-Verlag (TB).
Die auf dem meiner Meinung nach sehr gelungenen Cover abgebildete Taube; hier ...
"Nachtgespenster" von Carolin Römer ist bereits der 4. Fall für Fin(bar) O'Malley und erschien 2016 im Conte-Verlag (TB).
Die auf dem meiner Meinung nach sehr gelungenen Cover abgebildete Taube; hier ist es vielleicht sogar Eddie, die schnellste Brieftaube ganz Irlands, passt sehr gut zum Krimi und der Prolog beginnt in einem bis dahin sehr friedlichen Taubenschlag, den der Züchter und Taubenkenner Kavanagh betritt, gemeinsam mit seiner Enkeltochter und seinem Schwiegersohn, um die Tauben am Morgen zu füttern. Es folgt eine fürchterliche Detonation und nichts mehr in der Familie des pensionierten Lehrers ist so, wie es einmal gewesen ist....
Auch einen Cousin Fins, Raymond, hat es erwischt, den er jedoch Jahrzehnte nicht mehr gesehen hatte, da der Vater von Fin mit der Familie in Nordirland schon seit Langem gebrochen hatte... Es geht auf Weihnachten zu, das Personal ist knapp und Caitlin da Silva bittet Fin, in diesem Fall mit familiären Verwicklungen zu helfen, den Fall aufzuklären. Fin sträubt sich zuerst sehr dagegen, hat er doch vor einem Jahr den Polizeidienst quittiert und seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt: So hilft er im Pub in Foley (das den Lesern der Vorgängerbände mitsamt Einwohnerschaft wohlbekannt sein dürfte) aus und verstärkt die Küchenbrigade, sehr zum Wohlwollen des Wirtes und auch Nora Nichols, die Fisherman's mag und Banshees hören kann (sie hat eine enge Beziehung zur irischen Sagenwelt ;).
Hier ist auch Diarmuid wiederzutreffen, der sich seinerzeit in Fins Tochter Lily verliebte - und dafür bekannt ist, sich in jedes System und jeden Computer problemlos einzuhacken: Kann er Fin in diesem Fall wertvolle Informationen geben bzw. ihm dazu verhelfen?
Wir lernen Anderson, den Unterweltboss kennen, der Caitlin und Fin einiges preisgibt, um seinen guten Ruf zu retten: Nach außen hin alles biedere Geschäftsleute, die im eigentlichen Sinne kriminellen Machenschaften nachgehen, denen jedoch (hier die absolute Verbindung zur Realität) nie etwas nachgewiesen werden kann. Caitlin wird unterstützt von Anna Bradley, einer begabten, attraktiven und jungen Polizistin und Fin ermittelt doch mit, da es ja um einen Cousin geht und weitere Morde zu beklagen sind. In welchem Zusammenhang stehen sie? Welche Rolle spielt hier Anderson?
Da kommt ein Bruder Fins ins Spiel, den er ebenfalls 20 Jahre nicht mehr gesehen hat und den sein Vater (zu seinem Verdruss) immer den Vorzug gab: Sean.
Abgetaucht nach Spanien, bittet er Fin, ihn über die Weihnachtsfeiertage zu besuchen und ihm zuvor etwas aus London mitzubringen. Was hat Sean zu verbergen? Wie wird das Wiedersehen ausfallen nach so langer Zeit?
So mancher Protagonist in diesem irischen Krimi, der wiederum von schönen Landschaftsbeschreibungen und dem 'Irish way of life' geprägt ist, pflegt ein Doppelleben zu führen: Wem kann Fin letztendlich trauen? Wer steckt hinter all den Morden?
Um den eigenen Bruder zu schützen, begibt sich Fin selbst in große Gefahr...
Der Kriminalroman ist leicht und flüssig zu lesen, an humorvollen Stellen fehlt es nicht; nicht zu überlesen ist jedoch auch die Tatsache, dass durch die IRA und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken viele Familien regelrecht auseinandergerissen wurden. So auch Fins Familie. Der spannende Plot ist stimmig und folgt auf einige nicht absehbare Wendungen, die die Handlung nimmt. Eine alte Schuld, Rache und Sühne spielen als Motive in die Krimihandlung stark mit ein.
Fazit:
Ein unterhaltsamer Kriminalroman mit viel irischem Lokalkolorit, bekannten Protagonisten und einem Ermittler, der sich zu meinem Erstaunen hier fast schon zum 'Womanizer' entwickelt hat ;)
"Nachtgespenster" habe ich gerne gelesen und würde mich auf eine Fortsetzung sehr freuen. Für Krimibegeisterte, Cosy- und Irlandfans empfehle ich, die Reihe chronologisch zu lesen: Es lohnt sich!
Ich vergebe 4 * und 89° auf der "Krimi-Couch".