Cover-Bild Die Ungelebten
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
13,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 02.05.2025
  • ISBN: 9783548073224
Caroline Rosales

Die Ungelebten

Roman | »Caroline Rosales ist eine hinreißend verwegene Erzählerin.« DANIELA DRÖSCHER

Über die Macht der Väter und das Schweigen der Töchter

Die dreifache Mutter Jennifer Boyard hat die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Ihr Vater Bernd war über Jahrzehnte einer der großen Produzenten in der Schlagerbranche und ist nach wie vor sehr präsent. Da droht eine Sängerin mit einer Klage wegen Vergewaltigung. Bernd reagiert routiniert auf die Vorwürfe, doch Jennifer beginnt zu begreifen, dass ihre Geschichte als Bernds Tochter unwiderruflich mit dem Schicksal der Betroffenen Lorelei verknüpft ist.

»Unbestechlicher Rosales-Blick auf die Zwänge der Gesellschaft und eine Heldin, die sich darin verliert.« BRIGITTE

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2024

Keine leichte Kost – sehr eindrücklich und nachhaltig

0

Jennifer Boyard, dreifache Mutter und Leiterin des Familienunternehmens, ist eine Frau, die der Macht ihres Vaters erlegen ist. Zunächst scheint alles in bester Ordnung zu sein. Zwar beginnt das Buch mit ...

Jennifer Boyard, dreifache Mutter und Leiterin des Familienunternehmens, ist eine Frau, die der Macht ihres Vaters erlegen ist. Zunächst scheint alles in bester Ordnung zu sein. Zwar beginnt das Buch mit einem Zeitungsartikel, welches das Unglück schildert, dass ein Junge im Eis einbrach und gerettet werden konnte, und im weiteren Verlauf der Geschichte spielt das noch eine wichtige Rolle. Aber dann wird das schillernde Leben des Produzenten geschildert, der sein Lebenswerk in die Hände seiner Tochter legt.
Nach und nach erfährt man immer mehr über die Schlagerbranche und darüber, wie Jennifer in ihr aufgewachsen ist. Einzelne Rückblicke geben Aufschluss darüber, wie sie in einem goldenen Käfig aufgewachsen ist und wie sehr sie unter dem Einfluss des Vaters steht. Die Mutter hatte die Familie angeblich verlassen und ihre Brüder wuchsen in einem Internat auf.
Erst als eine ehemalige Sängerin des Vaters diesen wegen einer Vergewaltigung beschuldigt, wird das ganze Ausmaß der Beziehung zwischen Jennifer und ihrem Vater deutlich. Denn dieser geht davon aus, dass sich alles regeln lässt und seine Tochter sich in seinem Sinne darum kümmern wird.
Viele Dinge bleiben unausgesprochen – nur vage Andeutungen und dennoch ist das Buch sehr bedrückend. Es schildert sehr eindrücklich, wie die Mechanismen patriarchaler Strukturen funktionieren und wie weitreichend Macht sein kann.
Manches ist verwirrend und zunächst irreführend – und für mich hat sich am Ende nicht wirklich alles schlüssig aufgeklärt.
Dennoch ist das Buch ein Aufschrei, wenngleich es nicht so endet, wie man es sich als Leser vielleicht gewünscht hätte. Aber es zeigt genau diese Strukturen auf, die heute noch immer greifen und welche die Opfer mundtot machen. Es ist eine Gesellschaftsstudie, die so realistisch ist, dass es schmerzt.
Es ist keine leichte Kost, kein Buch, welches man zur Unterhaltung so nebenbei lesen kann. Aber es ist eine Geschichte, die erzählt werden muss und das Milieu ist austauschbar, denn es zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Und auch wenn das Buch nicht so endet, wie man still erhofft hat, gibt es den Betroffenen eine Stimme, die, auch wenn sie am Ende schweigt nicht lauter hätte schreien können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2024

Ein Roman mit Tiefgang sowie einer Suche nach Wahrheit und Identität in der eigenen Familie.

0

Das Buch handelt von Jennifer, Ehefrau und Mutter von 3 Kindern, die zwischen Kindererziehung und Leitung eines Musiklabels sehr eingespannt in ihren privilegierten Alltag ist. Als ihr Vater, der Kopf ...

Das Buch handelt von Jennifer, Ehefrau und Mutter von 3 Kindern, die zwischen Kindererziehung und Leitung eines Musiklabels sehr eingespannt in ihren privilegierten Alltag ist. Als ihr Vater, der Kopf des Familienclans und ehemaliger Gründer des Musiklabels plötzlich mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert wird, beginnt Jennifer sich schon lange in ihr schlummernde Fragen zu stellen. Es geht um Integrität und Vertrauen, aber auch um kritisches Hinterfragen, Ausbrechen und Selbstverwirklichung.

Was macht das Buch aus? Es handelt sich um einen Roman, der besonders durch seine Vielschichtigkeit der Charaktere und ihrer Beziehungen untereinander besticht. Denn wie auch im echten Leben sind Beziehungen nicht widerspruchsfrei, sondern ambivalent und facettenreich, vor allem aber auch situativ. Genau das spiegelt sich im Roman „Die Ungelebten“ deutlich wider. Man kann die Einstellung und die Taten einer Person ablehnen, diese aber trotzdem lieben und zu ihr halten.

Gleichzeitig übt das Buch auch Kritik an gesellschaftlich relevanten Themen, wie z.B. die Rolle von Vergewaltigungsopfern sowie die „vermeintliche Verjährung“ der Tat, die Position der Frau in privilegierten Familien und das familiäre Schweigen über begangene Gräueltaten.

Die Charaktere sind, wie schon gesagt, sehr facettenreich. Niemand ist nur böse oder nur gut und genau das macht die Charakterwahl sowie das gesamte Buch glaubwürdig. Die Anzahl an handelnden Personen ist überschaubar und angenehm. Auch kann man vor allem natürlich bei der Hauptperson Jennifer eine Entwicklung nachvollziehen, die ich mir persönlich allerdings für das Ende noch drastischer gewünscht hätte – so hätte es vielleicht auch zu einem anderen Romanende führen können.

Über das Ende möchte ich nicht zu viel verraten. Meiner Meinung nach passt es aber zur Gesamtgeschichte. Es ist nicht das Ende, was ich mir gewünscht habe, aber es spiegelt doch die vorrangegangenen Handlungen wider und nicht immer ist es möglich mit bekannten Strukturen zu brechen.

Die Handlung wird aus der allwissenden Erzählperspektive geschildert. Dabei steht bevorzugt Jenifer im Vordergrund. Sprachlich ist das Buch gut zu lesen. Der Schreibstil ist überwiegend nüchtern, stellenweise hart und ehrlich, manchmal sogar erschreckend trocken, wie über Alltägliches geschrieben wird.

Abschließend lässt sich sagen, dass es sich bei dem Roman „Die Ungelebten“ von Caroline Rosales um ein lesenswertes, gesellschaftskritisches und gleichzeitig spannendes Buch handelt, dass besonders durch die Charaktere und deren vielschichtigen Beziehungen zueinander hervorsticht. Es ist eine Geschichte über ungleiche Machtverhältnisse und daraus resultierenden Abhängigkeiten, über verpasste Chancen und ungelebte Leben.

Das Buch kann ich definitiv weiterempfehlen. Es war mein erstes Buch der Autorin Caroline Rosales, aber bestimmt nicht mein letztes.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere