Überraschend andere Dystopie!
Catherine Fishers Roman hat mich gleich zu Anfang mit seiner dargestellten Welt überrascht und begeistert. Anstatt einer fortschrittlichen Gesellschaft begegnet man einer bewusst rückständigen Zukunft, ...
Catherine Fishers Roman hat mich gleich zu Anfang mit seiner dargestellten Welt überrascht und begeistert. Anstatt einer fortschrittlichen Gesellschaft begegnet man einer bewusst rückständigen Zukunft, in der moderne Erfindungen nur versteckt genutzt werden und sogar in der Öffentlichkeit verpönt sind. Selbst innerhalb des Gefängnisses, der größten technologischen Errungenschaft in dem Buch, herrschen dieselben Zustände, was der gesamten Geschichte auch etwas Magisches, Unwirkliches verleiht. Zumal die Dimensionen von Incarceron selbst erst nach und nach offenbart werden und man auf den ersten Seiten regelrecht in die Story hineingeworfen wird. Wer die einzelnen Figuren sind und welche Rolle sie spielen, erfährt man nicht sofort, sondern taucht langsam und gemächlich in ihre Lebensumstände ein. Dadurch lernt man immer wieder neue Seiten an ihnen kennen, mit denen man vorher nicht gerechnet hätte. So werden nicht nur Finn und Claudia sehr lebendig dargestellt, sondern auch die Nebencharaktere wie Jared, Keiro, Gildas oder Attia.
Genauso unerwartete Wendungen durchziehen die Handlung und werfen den Leser von einer spannenden Szene in die nächste. Aus zwei Perspektiven, inner- und außerhalb des Gefängnisses, erzählt, nähern sich beide Seiten aneinander an, flüchten aufeinander zu, lediglich durch die Kommunikationsfunktion der zwei Schlüssel miteinander verbunden. Dabei gewinnt man besonders einen tieferen Einblick in die unterschiedlichsten Landschaften innerhalb von Incarceron, die Vielzahl seiner Bewohner und teilweise auch in sein „Seelenleben“. Leider bleibt vieles im Dunkeln, zum Beispiel wie das Gebilde lebendig wurde und ob es sich um eine Art künstliche Intelligenz handelt oder um etwas Vergleichbares. Das lässt es wirklich zu einem Biest werden, einer Märchenkreatur, deren Beweggründe schwer zu deuten sind.
Dasselbe gilt ebenso für die Motive der Außenwelt, sich zu einer veralteten, stagnierenden Gesellschaftsform zurückzuentwickeln. Doch vielleicht geben die Folgebände mehr Aufschluss darüber.
Fazit
Dieser Roman ist wirklich eine gelungene Fantasy-Dystopie, der Anfang einer Reihe, die eine völlig neue Atmosphäre verspricht. Spannend und mitreißend geschrieben begeistert das Buch vor allem durch seine interessanten und lebensechten Figuren und eine ungewöhnliche Handlung. Das lebendige Gefängnis bietet ein sehr interessantes Setting, über das man gerne noch mehr erfahren würde, besonders über das Wesen Incarceron selbst, das bisher wie ein undurchsichtiges Fantasiegeschöpf auf den Leser wirkt.
Ich werde mir auf alle Fälle den Nachfolger Sapphique besorgen.