Früh durchschaut
Der Flüstermann war mein erstes Hörbuch überhaupt. Ich musste zwar erst einen Hörmodus finden, in dem ich über einen längeren Zeitraum konzentriert und ohne das Gefühl, die Hälfte zu verpassen, zuhören ...
Der Flüstermann war mein erstes Hörbuch überhaupt. Ich musste zwar erst einen Hörmodus finden, in dem ich über einen längeren Zeitraum konzentriert und ohne das Gefühl, die Hälfte zu verpassen, zuhören konnte. Danach lief es aber wie am Schnürchen. Dabei hat mir vor allem Beate Rysopp geholfen. Durch ihre Art der Intonation war der Wechsel zwischen den Charakteren eindeutig und fast immer ohne übertriebene Wirkung. Nur in besonders brenzligen Situationen erschien mir die Stimme von Laura Kern, der erfahrenen Ermittlerin, etwas zu panisch. Durch die Lesung wurde die Stimmung in den beiden Zeitebenen ebenfalls jeweils gut transportiert.
Ich liebe es, wenn in einem Thriller zwei Handlungsstränge aufeinander zusteuern und sich erst am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt. Oft bin ich dann lange auf dem Holzweg, tappe sozusagen im Dunklen. Für den Flüstermann hatte ich schon relativ früh einen Verdacht, der sich dann nach und nach bestätigt hat. Eine plötzliche Wendung kam leider nicht mehr. Dafür gab es kreative Mordmethoden, die akribisch erdacht und vorbereitet waren.
Die Figur der Laura Kern als leitende Ermittlerin hat mich nicht voll umfänglich überzeugt. Ich war nicht so ganz auf einer Wellenlänge mit ihr. Ihre Narben am Körper und auf ihrer Seele haben sie zu einem misstrauischen Menschen gemacht. Obwohl sie als Ermittlerin sich sehr stark gibt, ist sie mir bezüglich ihres eigenen Schicksals zu verschlossen. Ein paar mal fand ich sie während der Ermittlungen etwas zu impulsiv, z. B. als sie zu den Skorpionen rein ist.
Schade fand ich auch, dass Lauras Kollege Max schon so früh aus der Ermittlung ausgeschieden ist. Ich hätte mir etwas mehr Konkurrenzkampf zwischen ihm und seinem Ersatzmann Taylor um Lauras Gunst gewünscht.
Mein Favorit in diesem Thriller ist Simon Fischer. Ihn fand ich richtig cool. Aus meiner Sicht hat er mit einem unvergleichlichen Engagement eine Analyse nach der anderen gefahren. Er wusste immer sofort, welche Datenbanken er für welche Information anzapfen musste. Ein Stichwort genügte und er zog in meiner Wahrnehmung wenige Minuten später das nächste Ass aus dem Ärmel.
Insgesamt hat mir „Der Flüstermann“ noch ganz gut gefallen. Als ich ihn für mich enttarnt hatte, war es nur nicht mehr so spannend. Dennoch war es interessant, die Ermittlungen weiter zu beobachten.