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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2024

Sehr gelungene Erzählung von Überlebenden

Bright Young Women
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An einem Samstag des Jarhes 1978 verschafft sich ein Mann Zugang in ein Studentinnenwohnheim und bringt mehrere Bewohnerinnen auf brutale Weise um. Pamela überlebt diesen Angriff und sieht für einen kurzen ...

An einem Samstag des Jarhes 1978 verschafft sich ein Mann Zugang in ein Studentinnenwohnheim und bringt mehrere Bewohnerinnen auf brutale Weise um. Pamela überlebt diesen Angriff und sieht für einen kurzen Moment sogar das Gesicht des Angreifers. Dieser wird anschließend als einer der berüchtigsten Serienmörder der USA gesucht und wird im Laufe der Zeit sehr bekannt.

Jessica Knoll legt den Fokus hier auf die Betroffenen und gibt ihnen eine Stimme. Der Täter wird hier namentlich nicht genannt, auch wenn wahrscheinlich alle wissen, um wen es hier geht, und bekommt keine Aufmerksamkeit über seine Täterschaft als solche hinaus und ihm wird auch keine greifbare Persönlichkeit verliehen - erzählt werden hier die Geschichten der Überlebenden.
Da Pamela damals die wichtigste Zeugin war, den Überfall beschrieben, ihre toten Mitbewohnerinnen und sogar den Täter gesehen hat, ist sie diejenige, auf der das Phantombild beruht. Ihren Worten wird jedoch wenig Gehör geschenkt und so wird im Laufe der Jahre nach 1978 auch deutlich, wie viele Frauen bereits sterben mussten und welche Taten hätten verhindert werden können, wäre Pamela und den anderen Frauen mehr Glauben geschenkt worden.

Jessica Knoll schreibt flüssig, spannend und stellt die überlebenden Frauen, ihre Pespektiven und die Konsequenzen ihrer Leben in den Mittelpunkt. Es geht also bei dem Thriller nicht darum, herauszufinden, wer der Täter war, sondern den Betroffenen zuzuhören - und im besten Fall auch von weniger gelungenen Reaktionen zu lernen. Auch Ruth, die zweite Frau, die hier als Erzählerin auftritt und ihre Geschichte teilt, bekommt eine immer wichtigere Rolle innerhalb des Gesamtgeschehens.
Erzählt wird auf diversen Zeitebenen, dabei geht Jessica Knoll nicht chronologisch und sprunghaft vor. Manchmal brauchte ich einen Moment, um mich zu orientieren, aber ich mochte den Stil gern und fand es so auch abwechslungsreicher und interessanter zu lesen.

Ein feministicher und gesellschaftskritischer Ansatz, mit dem Jessica Knoll hier von den Überlebenden und den Umgang mit ihnen erzählt. Ich kann das Buch jedemjeder Leserin empfehlen, die sich für Crime und Betroffenen-/Überlebendenperspektiven interessiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 13.11.2024

Emotionale, berührende Story

Für immer und ein Jahr
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Kaya hat Krebs und stirbt. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihrem Ehemann Jan das Versprechen abgenommen, ein Jahr lang alle Menschen aus Kayas Geburtstagskalender anzurufen und ihnen zum Geburtstag zu gratulieren. ...

Kaya hat Krebs und stirbt. Kurz vor ihrem Tod hat sie ihrem Ehemann Jan das Versprechen abgenommen, ein Jahr lang alle Menschen aus Kayas Geburtstagskalender anzurufen und ihnen zum Geburtstag zu gratulieren. Und in Kayas Kalender stehen sehr viele Menschen, die Jan zum Großteil nicht kennt. Er muss bei dieser Aufgabe immer wieder über sich hinauswachsen, denn er darf keine Nachrichten verschicken und nicht auf den Anrufbeantworter sprechen, sondern mit all den Menschen telefonieren.

Stefanie Hansen hat hier ein schönes Ausgangsszenario für den Umgang mit Trauer und der Abschiedsnahme geschaffen, finde ich. Einen Menschen zu verlieren, und dann recht plötzlich an Krebs, ist immer viel. In Jans Fall steht er plötzlich mit den zwei Kindern allein da und braucht viel Unterstützung - da kommen ihm die Zusprüche und die lieben Worte und Gedanken von Kayas Freund*innen und Bekanntschaften sehr gelegen.
Ich mochte den flüssigen Schreibstil, der stellenweise humorvoll war, und das Tempo, in dem erzählt wird. Jans Entwicklung, die Fortschritte, aus sich herauszukommen und auf Menschen zuzugehen, empfinde ich als realistisch.
Die eingefügten Notizen von Kaya haben mich sehr berührt und die entstehende Lovestory fand ich nachvollziehbar und konnte mich ebenfalls berühren.

Ein schöner Roman über das Loslassen und kleine Neuanfänge.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Aufarbeitung von Traumata

Dem Sturm entgegen
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Enya passiert in einer verregneten Nacht eine Unfallstelle, an der ein Teenager angefahren wurde. Durch ihren Einsatz kann der Junge wiederbelebt und ins Krankenhaus transportiert werden. Enya lebt mit ...

Enya passiert in einer verregneten Nacht eine Unfallstelle, an der ein Teenager angefahren wurde. Durch ihren Einsatz kann der Junge wiederbelebt und ins Krankenhaus transportiert werden. Enya lebt mit ihrem Sohn und ihrem Mann in einer Villa, gemeinsam leiten sie eine HausärztInnenpraxis. Doch die Unfallnacht verändert Enyas Leben komplett. Sie trennt sich und zieht aufs Land, um dort Ruhe und Frieden zu finden. Doch auch in dieser Abgeschiedenheit wird sie von der Unfallnacht heimgesucht und muss nun gegen ihre inneren Dämonen und ihre eigenen Traumata kämpfen, die sie seit knapp 30 Jahren in sich trägt.

Cecelia Ahrens Bücher verknüpfe ich oftmals mit Übernatürlichem, doch hier spielen eher Mystik bzw. alte irische Lehren eine Rolle. Ihr Schreibstil ist flüssig und gerade das erste Drittel hat mich gepackt. Die beiden letzten Drittel haben mich dann etwas verloren. Ich konnte Enyas Denken und Handeln nicht wirklich nachvollziehen und fand einige Elemente und Zusammenhänge wenig glaubhaft. Trotzdem mochte ich, dass Enyas sich mit ihrer Vergangenheit und ihren Traumata auseinandersetzt und denke, dass einige Leser
innen mit Cecelia Ahrens Methode und Verbildlichung viel anfangen können.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Interessante Protagonistin, allerdings wenig Spannung

Verbrannte Gnade
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Schwester Holiday raucht hinter der Klosterschule, als ein Feuer ausbricht und Jack, der Hausmeister, stirbt. Die Schule wurde Ziel eines Brandanschlags und bringt Aufruhr in die Gemeinde und die Schwesternschaft. ...

Schwester Holiday raucht hinter der Klosterschule, als ein Feuer ausbricht und Jack, der Hausmeister, stirbt. Die Schule wurde Ziel eines Brandanschlags und bringt Aufruhr in die Gemeinde und die Schwesternschaft. Während die Ermittlungen der Behörden beginnen, ist Schwester Holiday mit deren Vorgehen und Teilergebnissen unzufrieden und fängt daher an, auf eigene Faust zu ermitteln.
Schwester Holiday raucht Kette, hat Tattoos, hört Punkrock und ist queer, was sie zu einer eher ungewöhnlichen Nonne, aber einer umso interessanten Protagonistin macht. Leider kam bei mir kaum Spannung auf, die Rückblenden und Einschübe in Holidays Leben sowie die Geschehnisse an der Klosterschule sind mehr von Längen als von neuen Ereignissen, Erkenntnissen oder Spannungsmomenten geprägt.
Auch die Auflösung war nicht allzu plausibel und kam dann recht plötzlich.

Dafür ist der Schreibstil sehr einfach und locker gehalten, sodass sich das Buch innerhalb kurzer Zeit lesen ließ. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt Margot Douaihy mit Schwester Holiday und ihren Ermittlungen allerdings nicht bei mir.

Veröffentlicht am 13.11.2024

War gar nicht meins

Yoko
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Yoko, Ende zwanzig, übernimmt die Metzgerei ihres Vaters, wandelt sie jedoch in eine Glückskeksmanufaktur um und hat Großes vor. Allerdings nimmt ihr Leben eine plötzliche Wendung an, als sie zwei Männer ...

Yoko, Ende zwanzig, übernimmt die Metzgerei ihres Vaters, wandelt sie jedoch in eine Glückskeksmanufaktur um und hat Großes vor. Allerdings nimmt ihr Leben eine plötzliche Wendung an, als sie zwei Männer daran hindern will, einen Hund gewaltvoll zu quälen - und dann selbst Betroffene brutaler Gewalt wird. Yokos Entschluss steht fest: Da ihr Leben nun nicht mehr ist wie zuvor, schwört sie Rache.

Bernhard Aichners Bücher sind wohl keine, die allen gefallen, sondern eher solche, die polarisieren. Manche mögen seinen kurzen, knappen, sehr einfachen Schreibstil und die Brutalität, mir gefiel "Yoko" leider gar nicht. Der Schreibstil war zwar sehr einfach gehalten, sodass sich das Buch sehr schnell lesen ließ. Allerdings fehlte es mir an Plot und im besten Fall auch an Tiefe. Hier ging es jedoch ausschließlich um Rache und Vergeltung, die in Form blanker Gewalt und Brutalität daherkam.
Für mich hatte das Buch keinerlei Mehrwert und konnte mich auch nicht unterhalten - was das Mindeste für eine gelungene Lektüre ist.
Vielleicht gefällt mir ein anderes Buch von Bernhard Aichner wieder besser, dieses konnte mich jedoch nicht überzeugen.