Zwiespältig.
Das Debüt von Celine Trotzek ist im März 2017 im Eisermann Verlag erschienen und verbindet auf 300 Seiten einen Genremix aus Young Adult und Thrill.
Meine Meinung zu STERBENSWORTE ist zwiegespalten, und ...
Das Debüt von Celine Trotzek ist im März 2017 im Eisermann Verlag erschienen und verbindet auf 300 Seiten einen Genremix aus Young Adult und Thrill.
Meine Meinung zu STERBENSWORTE ist zwiegespalten, und nicht ohne Kritik, aber ich BITTE euch, bis zum Schluss zu lesen.
Neben einem fehlenden Buchsatz, den ich in der eBook Version vernahm, erhielt der Einstieg in die Autorenwelt von Celine auch kein Korrek- und Lektorat. Fehlende / doppelte Worte/ Wortgruppen bis unschlüssige, verstrickte Aussagen waren keine Seltenheit.
Celine schreibt einfach und flüssig, detailliert und bildlich – wenn auch grade die erste Hälfte mit weniger Spannung oder interessanten Ereignissen auskommt. Für einen Young Adult Roman ist das gewählte Highschool Setting sehr gut, wenn auch zeitweise klischeehaft, gelungen: Konkurrenz, Neid, Sticheleien und natürlich die Liebe. Probleme von Teenagern wie Mobbing, Unzufriedenheit, häusliche Gewalt und Eifersucht sind nachvollziehbar integriert, wenn auch für die eigentliche Handlung einfach "zu viel". In der Entwicklung verschiedener Beziehungen, insbesondere die von Leona und David oder ihren neuen Freundinnen konnte ich nur mit dem Kopf schütteln: in den Szenen des ersten Aufeinandertreffens mit anderen Charakteren ist Authentizität und Realismus verloren gegangen. Leonas Gedanken, Reaktionen und auch die Gespräche, ihre Eindrücke wirken nicht, als wäre sie den ersten Tag auf einer neuen Schule, sondern als hätte sie bereits die Möglichkeit gehabt, sich über alles und jeden einen Eindruck zu verschaffen. Ein langsames Kennenlernen und Annäherungen gibt es nicht. Wobei ich mir sehr sicher bin, dass 11 - 16-jährige an der Vorstellung dieser "Einfachheit" Freude haben. Hin und wieder wird sehr ausschweifend, wiederholend erzählt, manche Begebenheiten oder Charaktere sind einfach unnötig eingebracht und tragen durch einige Widersprüche zusätzlich zu Verwirrungen bei.
Erzählt wird dieser Roman aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten Leo und David, was ein genaueres Bild der beiden entstehen lässt. Das Thema Vergangenheit spielt neben Beliebtheit / Ansehen eine sehr große Rolle. Und die Frage "Was bist Du bereit zu tun, um dazuzugehören?" stellte sich mir selbst immer wieder. Was Leona verbirgt, wovor sie versucht zu flüchten, was der Teenager vergessen will bleibt sehr lange verschleiert, aber durch Erinnerungen, geheimnisvolle Nachrichten und Andeutungen animiert Celine den Leser gekonnt, Vermutungen anzustellen und die Neugier, was hinter all den Drohungen steckt, aufrechtzuerhalten. Tja, und dann kam die zweite Hälfte und was soll ich sagen?
Ich hätte es bereut, wenn ich das Buch abgebrochen hätte. Denn auf einmal, übergangslos folgt der Teil, den ich tatsächlich erst ab 16+ empfehlen würde:
Die mysteriösen, harmlosen Nachrichten auf Papier werden überflüssig – denn Leo wird dem Ursprung mehrfach von Angesicht zu ... Maske gegenüberstehen. Sein Auftauchen ist jedes mal überraschend, unvorhersehbar genau wie seine schonungslosen Taten. Rasende, blinde Rache bekam ein neues Antlitz, genau wie der "Richter", der über Schuld urteilt. Spannung, die an den Nerven zerrt, eine Handlung die sich stetig entwickelt, ja sprunghaft wandelt. Celine Trotzek beschrieb die Gräueltaten vorstellbar und bildlich, ich sah das Gemetzel, spürte die Angst und das Adrenalin. Psychospiele und Blut in Mengen, ein rasanter Verlauf, Elemente, die stark an SAW erinnern – ich bin mir sicher, dass die Autorin im Thriller-Genre sehr gut aufgehoben wäre.
Selbst in den schlichtweg ausweglosen Situationen wurde Liebe und Hoffnung stimmig untergebracht, wenn man einige vorherige Kritikpunkte außer Acht lässt. Im Gesamten ist vieles weder schlüssig noch logisch durchdacht, aber die Entwicklung der zum Teil brutalen Handlung ist unvorhersehbar, voller Wut.
Ich kann euch sagen, dass Leona in „Sterbensworte“ nicht nur ihre alte Schule und ihre Freunde hinter sich lassen musste, sondern auch in dem beschaulichen kleinen Ort Verluste ertragen, mitansehen muss! Vor seiner Vergangenheit kann man nicht flüchten!