Cover-Bild Melnitz
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 784
  • Ersterscheinung: 01.09.2007
  • ISBN: 9783423135924
Charles Lewinsky

Melnitz

Roman

»Eine vor Erzählbegeisterung überbordende Familiensaga.« Der Spiegel

Als 1871 nachts ein entfernter Verwandter an die Tür der Meijers klopft, ahnt keiner in der Familie, wie radikal sich ihr Leben ändern wird. Janki Meijer, aus der französischen Armee entflohen, mischt die Familie des Viehhändlers Solomon Meijer, der im Judendorf Endingen für Ehrlichkeit steht, gehörig auf. 
Wie sich die Geschichte dieser weit verzweigten jüdischen Familie bis ins Jahr 1945 entwickelt, erzählt Lewinsky mit einer solchen Gestaltungskraft, dass der Leser unweigerlich zu einem bangenden und hoffenden Teil der Familie wird.

»Er tut es mit unwahrscheinlichem kulturgeschichtlichem Reichtum, mit Figuren von seltener Lebendigkeit, mit genauem Gespür fürs Gewöhnliche und Ungewöhnliche der jüdischen Condition.« Andreas Isenschmid, persönliche Empfehlung/SWR-Bestenliste März 2006
 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2024

Ein Insel

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Während des Nationalsozialismus galt die Schweiz als sicherer Hafen für Verfolgte. Die Geschichte der jüdischen Familie Mei(j)er - das „j“ spielt eine wichtige Rolle - wird vor den historischen Ereignissen ...

Während des Nationalsozialismus galt die Schweiz als sicherer Hafen für Verfolgte. Die Geschichte der jüdischen Familie Mei(j)er - das „j“ spielt eine wichtige Rolle - wird vor den historischen Ereignissen vornehmlich in der Schweiz geschildert. Wir begleiten die fünf Generationen über den Zeitraum vom 1871 bis 1945. Der Roman hat satte 765 prall gefüllte Seiten. Und wie bei jedem guten Familienroman ist man traurig, sich von einer Generation verabschieden zu müssen, die man über viele Seiten lieb gewonnen hat, um sich kurz drauf genauso mit den Töchtern und Söhnen in neuen Geschichten zu verlieren.

Dem schweizer Autor Lewinsky ist das hier großartig gelungen. Die Handlung konzentriert sich auf einzelne Familienmitglieder und gibt doch einen Eindruck von der ganzen Mischpoche, beginnend mit dem Viehhändler Salomon und seiner Frau Golde.

Was mir besonders gefallen hat, sind neben den unglaublich lebendigen Figuren, die Entlarvung der Mechanismen, mit denen Menschen jüdischen Glaubens ins Abseits gedrängt wurden, seit Jahrhunderten. Wie hier ein kleines Rad in das nächste greift und die Vorurteile am Rollen hält. Dafür findet Lewinsky sehr anschauliche Beispiele, die wunderbar in die Geschichte integriert sind. Großartig ist auch die Figur des titelgebenden Onkel Melnitz, der schon lange verstorben ist, sich aber vor allem als Erinnerung eines ganzen Volkes immer wieder materialisiert. So hat er auch das letzte Wort in diesem Roman; er, der als einziger alle Namen, alle Geschichten kennt: „Sechs Millionen neue Geschichten, ein dickes Buch, aus dem man eine Generation lang würde vorlesen können, ohne sich ein einziges Mal zu wiederholen. Geschichten, die nicht zu glauben waren, schon gar nicht hier in der Schweiz, wo man all die Jahre auf einer Insel gelebt hatte, auf trockenem Boden mitten in der Überschwemmung.“ (S. 761)

Eine riesige Empfehlung für diesen unterhaltsamen, humorvollen, schrecklichen und so gut geschriebenen Roman und das Hörbuch, eingesprochen vom Autor selbst. Wer Brilka mochte, findet hier ein weiteres Lieblingsbuch.

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