Cooles Fantasyabenteuer
Worum geht´s?
Die 12-jährige Rose lebt mit ihrem Vater, einem wenig erfolgreichem Autor, im kleinen, spießigen Hallowing. Sie hat es nicht leicht, denn mit ihren roten Haaren, ihrer Vorliebe für Bücher ...
Worum geht´s?
Die 12-jährige Rose lebt mit ihrem Vater, einem wenig erfolgreichem Autor, im kleinen, spießigen Hallowing. Sie hat es nicht leicht, denn mit ihren roten Haaren, ihrer Vorliebe für Bücher und Horrorfilmen und ihrem untypischen Familienbild, ist sie nicht wie die anderen und wird ausgegrenzt. Als plötzlich Marcus in ihre Klasse kommt, steht alles Kopf, vor ihr eröffnet sich eine Welt voller Magie, aber auch voller Gefahren und Schrecken. Ihr Vater ist spurlos verschwunden und auch sie wird gejagt, wird sie sich und ihren Vater retten können?
Setting und Geschichte
Ich habe mich sofort in die Atmosphäre dieser Geschichte verliebt. Chris Weigel versteht es eine Welt lebendig werden zu lassen, sei es die spießige Kleinstadt, der versteckte magische Unterschlupf in Irland oder der verschrobene osteuropäische Zirkus – mit seinen detailreichen und authentischen Beschreibungen katapultiert er uns mittenhinein. Das liegt nicht nur daran, dass die Beschreibung der Landschaften so ausführlich ist, auch die Charaktere sind egal, in welchem Setting einfach authentisch. Da wir uns mit den Protagonisten auf eine kleine Weltreise begeben, gehört da einiges an Recherche der Bräuche und besonderen Merkmale von bestimmten Bevölkerungsgruppen dazu. Aber als wäre dies nicht genug, fließen natürlich noch unzählige magische Elemente mit in die Geschichte ein. Ein Feuerwerk an Ideen und diese sind alle wunderbar aufeinander abgestimmt.
Der Handlungsverlauf wechselt immer wieder zwischen Spannenden Höhepunkten, zu ruhigeren Passagen. Die Reisenden unternehmen auf der Suche nach ihren Eltern eine Reise um die Welt, bei der sie immer wieder Zwischenstopps einlegen und dort auch kleine Teilabenteuer, erleben, die in sich abgeschlossen sind. Manchmal wirkt es, als hätte der Autor viele eigenständige Ideen gehabt, die er alle versucht hat in die Geschichte einzubinden. Ein roter Faden zieht sich trotzdem durch die Handlung, an manchen Stellen hätte die Verbindung oder der Übergang jedoch besser klappen können.
Charaktere
Nicht nur die Hauptakteure der Geschichte sind liebevoll ausgearbeitet, wir treffen immer wieder neue, spannende Nebencharaktere. Einige werden zu Freunden, andere sind Widersacher.
Die Gestaltung der Charaktere ist genauso ideenreich, wie die Welt, in der sie leben. Auf unserer Reise begleitet uns z.B eine Horrorpuppenspielerin. Sie ist von Kopf bis Fuß Mausgrau und hat immer ihre 3 Puppen dabei, die sie mit Magie befehligen kann. Aber auch aus dem Genre bekannte Kreaturen treffen wir, Drachen, geflügelte Pferde, Werwölfe, Vampire…
Sehr interessant finde ich den Ansatz, dass unsere Protagonistin Rose, nicht wie vielleicht vermutet „die Auserwählte“ ist und Fähigkeiten hat, mit denen sie die Welt vor dem bösen retten muss. Eigentlich ist sie nur Rose und irgendwie in den Schlamassel hineingeraten.
Schreibstil
Ich hatte wirklich unfassbar viel Spaß beim Lesen. Besonders prägnant am Stil ist der herrliche Humor, den der Autor hier einfließen lässt. Seien es komische Begebenheiten oder die Gedanken der Akteure, ich habe so oft vor mich hin schmunzeln müssen. Als kleiner Fantasynerd sind mir auch zahlreiche Anspielungen auf Werke anderer Autoren oder Filme aufgefallen.
Für eine Altersempfehlung ab 10 Jahre muss ich sagen, ist die Geschichte an einigen Stellen recht brutal und auch die Themen, mit denen sich Rose auseinandersetzten muss, sind nicht immer einfach.
Ein paar kleine Kritikpunkte muss ich an dieser Stelle nach all der Schwärmerei doch noch anbringen. Ab und zu wurde mir die Handlung zu schnell vorangetrieben oder verlief plötzlich im Sand. Eine kurze Szene wurde regelrecht mittedrin abgebrochen und damit abgetan, dass man momentan nicht darüber reden wolle und man redete nie wieder darüber. Bis zum Ende habe ich mich gefragt, was das zu bedeuten hatte, aber es schien nicht weiter wichtig gewesen zu sein. Außerdem hätte ich mir mehr Dialoge gewünscht, die tiefe in die Beziehungen bringen. Meistens dienten die Dialoge dazu, den Handlungsablauf zu erklären. Ein wenig Geplänkel hätte die Charaktere noch etwas lebendiger gemacht. Auch an Emotionen hat es mir etwas gefehlt. Die Geschichte hat sehr viel Potential, den Leser Emotionen, wie Trauer, Angst, Verzweiflung spüren zu lassen, aber so wirklich rübergekommen ist es leider nicht.
Fazit:
Ich habe mich in die Geschichte verliebt und werde die Reihe auf jeden Fall weiterlesen. Die kleinen Kritikpunkte haben meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan und ich bin gespannt, wie sich die Geschichte und vielleicht auch der Autor mit ihr entwickelt.