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Veröffentlicht am 31.03.2025

Interessantes Worldbuilding und packende Storyline - mal etwas anderes

Die Skaland-Saga, Band 1 - A Fate Inked in Blood
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Seit ihrer Kindheit wurde Freya stets eingeschärft, ihre magischen Fähigkeiten niemandem zu offenbaren. Zu groß war die Gefahr, dass Fremde ihre Magie für ihre eigenen Zwecke ausnutzen könnten. Als Freya ...

Seit ihrer Kindheit wurde Freya stets eingeschärft, ihre magischen Fähigkeiten niemandem zu offenbaren. Zu groß war die Gefahr, dass Fremde ihre Magie für ihre eigenen Zwecke ausnutzen könnten. Als Freya eines Tages an ihren Jarl verraten wird, geschieht genau das: Der Jarl ehelicht sie und erhofft sich von seiner neuen Schildmaid, dass diese ihm zur Erfüllung der Prophezeiung verhelfen könne, die ganz Skaland vereint unter einem einzigen König verspricht. Doch der Weg dorthin verlangt viele Opfer, denen Freya scheinbar nur mit Bjorn, dem anziehendem und ebenso verbotenem Sohn des Jarls, begegnen kann...

Ich bin ein großer Fantasy-Liebhaber und freue mich immer, wenn ich die Möglichkeit habe, in neue, fremde Welten eintauchen zu können. Ich würde behaupten, dass viele Romane des Genres sich in ihrem Worldbuilding und ihrer Struktur ähneln. "A Fate Inked in Blood" enthält zwar auch typische Fantasy-Elemente, entführt den Leser allerdings in ein spannendes, einzigartiges Setting in Mitten von nordischer Mythologie im "Vikings"-Stil. Mal etwas ganz anderes, wie ich finde! Bereits auf den ersten Seiten erfährt der Leser, wie erbarmungslos die mittelalterlich angehauchte Welt Skalands sein kann und wie gefangen diese Welt von Eis und Schnee ist. Danielle J. Jensen nimmt ihre Leser durch Freyas Augen mit auf eine Reise quer durch Skaland und erschafft dabei unterschiedlichste Settings, die unter anderem durch ihre Abwechslung so packend wirken. Nichtsdestotrotz hatte ich hier und da das Gefühl, dass es gerne etwas detaillierter hätte sein können. Ich wäre liebend gerne noch ein Stück tiefer in diese ferne Welt abgetaucht, denn das Potenzial dafür wäre definitiv da gewesen.

Im Fokus des beschriebenen Worldbuildings steht dabei Freya, die als Protagonistin von Anfang an authentisch gezeichnet wurde. Ich empfand ihre Sorgen und Probleme ebenso wie ihre Motivation als sehr gut greifbar. Die Zerrissenheit zwischen ihrem Pflichtgefühl sowie dem Wunsch, ihr Schicksal endlich einmal selbst gestalten zu wollen, waren verständlich aufgezogen, haben Freya nahbar und dadurch auch durchaus authentisch gemacht.
Ebenso gut gefallen hat mir der Love Interest Bjorn. Ja, er ist wohl hier und da ein wenig klischeehaft dargestellt und entspricht in vielerlei Hinsicht dem typischen Bookboyfriend. Das ändert meiner Meinung nach jedoch nichts daran, dass er mit seiner Hingabe und seinem Beschützerinstinkt wohl so einige Leserherzen zum Schmelzen bringen wird.
Die Dynamik zwischen Bjorn und Freya habe ich ebenfalls als sehr positiv wahrgenommen. Das Prickeln zwischen ihnen ist seit der ersten Begegnung spürbar und der Forbidden-Love-Trope bringt natürlich zusätzliche Spannung in die Geschichte.

Optimal abgerundet gewesen wäre diese Spannung in meinen Augen, wenn der Fokus noch ein wenig mehr auf den Fantasy-Aspekt gelegt worden wäre. Denn Freyas Fähigkeiten sind zwar der eigentliche Motor der gesamten Handlung, während vieler Passagen aber eigentlich gar nicht so präsent beziehungsweise relevant. Die Kombination mit Aspekten der nordischen Mythologie hätte dabei viel mehr Raum für explosive Fantasyszenen und magische Augenblicke gegeben, die ich mir als Leser so sehr wunderbar bildlich beschrieben gewünscht hätte. So sind magische Fähigkeiten über das Buch hinweg zwar ein Thema, haben sich für mich aber oft ein wenig nebensächlich und selbstverständlich angefühlt - so als wären sie eben nur "einfach da".

Alles in einem habe ich das Leseerlebnis dennoch genossen und würde diesen ersten Band der Dilogie jedem empfehlen, der Lust auf prickelnde Romantasy in einem nordischen Setting hat, dabei aber vielleicht nicht ganz so viel Wert auf High Fantasy von Feinstem legt.
4/5 Sterne

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Veröffentlicht am 19.03.2025

Guter Spannungsbogen, nicht ganz zufriedenstellendes Ende

Die Kammer
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Als die Sättigungstaucherin Ellen Brooke das Taucherbasisschiff "Deep Topaz" betritt, rechnet sie mit einem routinemäßigen Einsatz, wie sie ihn im Laufe ihrer beruflichen Karriere schon oft durchgeführt ...

Als die Sättigungstaucherin Ellen Brooke das Taucherbasisschiff "Deep Topaz" betritt, rechnet sie mit einem routinemäßigen Einsatz, wie sie ihn im Laufe ihrer beruflichen Karriere schon oft durchgeführt hat. Gemeinsam mit fünf Männern wird sie einige Tage lang am Grund der Nordsee eine Ölpipeline reparieren und nach einem mehrtägigen Druckausgleich in einer kleinen Kammer wieder an die Oberfläche zurückkehren. Doch dieser Einsatz ist anders: Nach und nach werden die Taucher in der Kammer leblos aufgefunden. Und Rettung für die Überlebenden ist nicht in Sicht. Denn würde die Kammer geöffnet werden, würden die Druckverhältnisse das Leben aller Taucher auf der Stelle beenden...

Nach dem vielversprechenden, beklemmendem Cover bin ich mit hohen Erwartungen an diesen Thriller gegangen. Ich habe mir einen packenden Locked-Room-Thriller erhofft, der mich so schnell nicht wieder loslässt. Und auch, wenn "Die Kammer" kein klassicher Locked-Room-Thriller ist (denn in diesem Locked-Room finden auch Außeneinwirkungen statt), habe ich dieses Buch binnen kürzester Zeit verschlungen. Dies lag an der für mich absolut gelungenen Kombination aus dem interessanten Thema rund um das Sättigungstauchen und allen damit verbundenen Einzelheiten sowie an der guten Spannungskurve, die diese Thematik optimal abgerundet hat.
Will Dean leitet den Leser mittels einer Zeichnung eines Taucherbasisschiffs erstmals in die Thematik ein und eröffnet diesem im Laufe des Buches Stück für Stück mit einem neutralen, sachlichen Schreibstil die beeindruckende Welt der Sättigungstaucher, welche er anschließend mit einem Glossar abrundet. Ich hatte zuvor noch überhaupt keine Berührungspunkte mit dem Thema, konnte mir das Prozedere des Sättigungstauchens durch die Informationshäppchen allerdings schnell recht bildlich vorstellen.

Gezwungenermaßen muss man sich im Rahmen dessen auch mit der Dekompressionskammer auseinandersetzen. Und genau an dieser Stelle beginnt der Roman, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seite für Seite taucht dieser in diese beengende Kammer ein, in welcher sechs Menschen auf kleinstem Raum und unter schwierigsten Bedingungen zusammenleben müssen. Schnell stand für mich so fest, dass dieses Setting den Thriller einzigartig macht! Die Sackgasse, in denen sich die verbliebenen Taucher nach dem ersten Vorfall befinden, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken und die Anspannung war förmlich greifbar. Im weiteren Verlauf ähnelt sich die Handlung an vielen Punkten und bietet nicht ganz so viel Neues, was ich von Thrillern so normalerweise nicht gewohnt bin. Denn üblicherweise bekommt man in dem Genre immer wieder ein paar Hinweise, um selbst Theorien aufstellen und mitraten zu können. Das war meiner Meinung nach hier gar nicht so präsent, für mich persönlich jedoch nicht schlimm. Denn statt den Leser mit einer durchgetakteten Handlung auf Trab zu halten, setzt der Autor hier auf die bedrohliche Atmosphäre als spannungstreibendes Mittel. Und das gelingt meines Erachtens nach äußerst gut! Die Anspannung der Protagonisten überträgt sich hier auf den Leser und man möchte immer weiter lesen und erfahren, wann sich diese Anspannung und Spannung denn endlich entlädt. Abgerundet wird das ganze mit den schaurigen Erfahrungen der Taucher, die noch ein wenig mehr Gänsehaut bescheren.

Doch so gebannt ich vom Beginn und Hauptteil dieses Buches war, so enttäuscht hat mich letztendlich das Ende zurückgelassen. Ich persönlich mag offene Enden bei Thrillern überhaupt nicht. "Die Kammer" löst die Handlung am Schluss zwar auf, meiner Meinung nach aber ein wenig unbefriedigend und nicht ganz rund. Ich hätte mir an dieser Stelle sehr gewünscht, dass dem Schluss mehr Raum zugesprochen worden wäre.

Nichtsdestotrotz hat dieser Thriller von Will Dean mir gute, spannungsgeladene und teils auch beklemmende Lesestunden beschert. Wer interessiert an der Welt des Sättigungstauchens ist und Lust auf einen packenden, klaustrophobischen Thriller hat, sollte sich "Die Kammer" unbedingt näher ansehen.
4,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 09.03.2025

Interessantes Jugendbuch mit Luft nach oben

Timelock, Band 1 - Zeitrebellen
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Das Reich des Lenkers im Jahr 2025: Jason wächst in einem Überwachungsstaat auf, in welchem sich jeder Bürger dem Herrscher Nimrod unterwerfen muss und die eigene, persönliche Entfaltung gänzlich unerwünscht ...

Das Reich des Lenkers im Jahr 2025: Jason wächst in einem Überwachungsstaat auf, in welchem sich jeder Bürger dem Herrscher Nimrod unterwerfen muss und die eigene, persönliche Entfaltung gänzlich unerwünscht ist. Doch immer wieder beschleicht Jason das Gefühl, dass etwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. Und schon bald findet er heraus, dass sein Bachgefühl ihn nicht getäuscht hat. Denn Nimrod konnte sein Reich nur ausbauen, indem er einst die Vergangenheit manipulierte. In einer Reise quer durch die Vergangenheit obliegt es nun Jason, Nimrods Timelocks zu zerstören und so Schlimmeres zu verhindern...

Ich liebe spannende, greifbare Dystopien. Und so musste ich unbedingt auch die neueste Jugendbuchdystopie von Michael Peinkofer lesen. Diese hat mich sofort angesprochen - ganz besonders, als ich von der Kombination aus einer Dystopie sowie einem Zeitreiseroman gelesen habe. Einen derart interessanten Genremix habe ich so noch nie gelesen und dementsprechend gespannt war ich auch auf den ersten Band von "Timelock".

Bereits auf den ersten Seiten konnte ich gut in die Geschichte hineinfinden. Peinkofer schreibt jugendlich-frisch und erschafft in "Timelock" eine Welt, die zwar parallel zu unserem 2025 läuft, aber doch ganz anders ist. Neben noch lebendigen Mammuts fällt da natürlich primär Nimrods dystopischer Überwachungsstaat ins Auge. Mit einem beklemmenden Gefühl wird dem Leser vor Augen geführt, was geschieht, wenn einem faschistischem System Platz eingeräumt wird. In sogenannten "Lehranstalten" wird den Schülern jegliche Individualität abgesprochen und stattdessen ein systemkonformes Denken und Verhalten gefördert. Auch die Entfremdung sowie das völlige Lossagen der eigenen Eltern wird in diesem Rahmen beängstigend deutlich.
Nach dieser vielversprechenden Einführung in das dystopisch anmutende System in diesem Jugendbuch begegnete mir jedoch leider eine etwas längere Durststrecke. Man merkt den "Zeitrebellen" an dieser Stelle deutlich an, dass es sich erst um den ersten Band einer Trilogie handelt, indem der Handlung reichlich Platz und Zeit eingeräumt wird. Für mich hätte das Geschehen im ersten Drittel gerne etwas rasanter und mehr auf den Punkt gebracht sein können. Immerhin war ich äußerst neugierig auf die Genrekreuzung gemacht worden, wobei ich mich recht lange bis zum Zeitreiseaspekt gedulden musste.
Dieser war in meinen Augen dann aber gut gelungen. Ich mochte es, wie vollkommen unterschiedlich die gewählten Zeitebenen letztendlich waren. Jason reist hier wirklich quer durch die verschiedensten Zeitepochen. Und auch, wenn der Fokus ab diesem Teil der Geschichte eher auf einer actionreichen Erzählung lag, fand ich letztendlich die einzelnen Gegebenheiten der jeweiligen Zeiten interessant und gut dargestellt.

Alles in einem hat mir "Timeloch - Zeitrebellen" gut gefallen. Nachdem die Handlung nach und nach an Fahrt aufgenommen hat und mit einem fiesen Cliffhanger schließlich ihren Höhepunkt erreichte, kann ich mir gut vorstellen, diese Trilogie weiterzuverfolgen.
4/5 Sterne

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Veröffentlicht am 05.03.2025

Dynamisch, witzig und kurzweilig. Leseempfehlung!

Alles Safe. Ein Comic-Abenteuer
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Während Flo alles daran setzt, in jeder Gefahrensituation bestens vorbereitet zu sein und diese generell lieber zu meiden, ist Kaja das genaue Gegenteil von ihm. Sie ist unheimlich mutig, und manchmal ...

Während Flo alles daran setzt, in jeder Gefahrensituation bestens vorbereitet zu sein und diese generell lieber zu meiden, ist Kaja das genaue Gegenteil von ihm. Sie ist unheimlich mutig, und manchmal auch ziemlich waghalsig. Ein gemeinsamer Ausflug in die Berge stellt den vorsichtigen Flo dementsprechend vor eine Menge Herausforderungen...

Ich kenne bereits mehrere Kinderbücher von Rüdiger Bertram, die mich bisher stets mit ihren humorvollen Geschichten, sympathischen, authentischen Protagonisten und einem angenehmen Schreibstil überzeugen konnten. Dementsprechend bin ich mit hohen Erwartungen in das Leseabenteuer mit Flo und Kaja eingestiegen - und wurde definitiv nicht enttäuscht.
"Alles Safe" ist ein kurzweiliger Comic-Roman für Kinder, der auf 128 Seiten mit tollen schwarz-weiß Illustrationen besticht. In jeder einzelnen Szenendarstellung gibt es für den Leser reichlich zu entdecken, wobei diese gleichzeitig wunderbar dynamisch gehalten sind. Die Textanteile sind gleichmäßig über die Illustrationen aufgeteilt und grundsätzlich eher kurz gehalten. Teilweise gibt es auch Seiten, die gänzlich ohne Text auskommen. Diese Kombination macht daher dieses neue Buch von Rüdiger Bertram meiner Meinung nach so interessant für Erstleser und Lesemuffel, da man natürlich entsprechend schnell vorankommt und die Motivation zum Lesen und Entdecken daher hoch ist.

Umso schöner ist, dass auch die Geschichte selbst den Geschmack der Zielgruppe definitiv treffen dürfte. Flo und Kaja sind als Figuren ein wenig überspitzt dargestellt und verkörpern dadurch sowohl eine extreme Vorsicht, als auch extremen Mut hervorragend. Mit einem zwinkerndem Auge sowie reichlich Humor wird bei jungen Leser ein gesundes Bewusstsein dafür geschaffen, dass es wohl die Mischung macht und man sich zwar etwas trauen sollte, ein wenig Vorbereitung und Vorsicht aber dennoch nicht schaden dürften.
Besonders gut gefallen hat mir zudem, dass im Buch sehr greifbare, authentische Situationen geschildert werden. So werden die zuvor beschriebenen Extreme in einen Urlaub in den Bergen eingebettet. Kajas Waghalsigkeit wird da beispielsweise während einer Wanderung auf die Probe gestellt.

Für Kinder, die vielleicht etwas lesefaul sind, oder die noch nicht ganz so viel Erfahrung mit dem Lesen haben und eine herrlich witzige Geschichte kennenlernen möchten, welche noch dazu sehr motivierend in Bezug auf den Lesefortschritt gestaltet wird, gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung!
5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 02.03.2025

Spannendes, innovatives Setting!

Lichterloh - Stadt unter Ruß
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"Denn Kohle ist Licht. Kohle ist Leben."

In Rußstadt bedeutet Kohle Macht. Denn in Rußstadt wird jede Maschine, jede Lampe und jedes Gefährt mit Kohle bedient. In Mitten der rußverseuchten Straßen dieser ...

"Denn Kohle ist Licht. Kohle ist Leben."

In Rußstadt bedeutet Kohle Macht. Denn in Rußstadt wird jede Maschine, jede Lampe und jedes Gefährt mit Kohle bedient. In Mitten der rußverseuchten Straßen dieser Stadt besuchen die hochgeachteten Schornsteinfeger tagtäglich die Häuser ihrer Bewohner und sorgen dafür, dass die einzelnen Maschinen reibungslos funktionieren und keine Brandherde entstehen, die mit einem einzigen Funken ganze Viertel auslöschen könnten. Wie viele andere Bürger, möchte die junge Cleo unbedingt einmal der elitären Gilde der Schornsteinfeger angehören. Als sie eines Tages verbotenerweise einen gefährlichen Brand ausbremst und so Schlimmeres verhindert, rückt Cleos großer Traum in greifbare Nähe: Sie erhält ausnahmsweise einen Ausbildungsplatz! Doch was steckt wirklich hinter diesem Angebot? Wird Cleo dadurch möglicherweise lediglich zu einem Spielball höherer Mächte?

"Lichterloh - Stadt unter Ruß" ist der erste Band einer Trilogie, deren weitere Bände im Laufe des Jahres 2025 veröffentlicht werden sollen. Sie wird als "Young-Adult Trilogie" beschrieben, könnte meiner Meinung nach aber durchaus auch für Erwachsene interessant sein. Denn obwohl der Schreibstil Sarah M. Kempens jugendlich-leicht und locker ist, so regt die Storyline dieses Buches in gewisser Weise auch ältere Generationen zum Nachdenken an, indem sie aktuelle Thematiken anspricht, die alle Altersgruppen betreffen. Als Leser begleitet man Cleo durch ein düsteres, verrußtes Setting, welches ein Worst-Case-Szenario unserer Energieversorgung abbildet: Eine völlige Abhängigkeit von Kohle und das alltägliche Nutzen von dieser, indem selbst kleinste Geräte und Maschinen damit betrieben werden. Leider wird deren genaue Funktionsweise allerdings nie so recht logisch konsequent erläutert - vielleicht hätte dies den Rahmen gesprengt. Akzeptiert man aber, dass hier einfach die Kohle im Mittelpunkt steht und solche technischen Feinheiten nebensächlich sind, eröffnet sich dem Leser eine beklemmende, realistisch gezeichnete Atmosphäre. Schnell werden die Konsequenzen einer solchen Energieversorgung deutlich. Nicht nur die hohe Brandgefahr ist allgegenwärtig, auch das Atmen und manchmal sogar das Sehen fällt in der von Ruß durchzogenen Welt schwer. Dabei wird wunderbar deutlich, welche hohe Stellung den Schornsteinfegern im Buch zugesprochen wird und gleichzeitig auch, wie mit solchen Machtgefällen und -gefügen nicht zu spaßen ist.

Die Protagonistin Cleo macht dies besonders greifbar, indem sie als einfache Fabrikarbeiterin plötzlich bei den ganz Großen mitspielen darf. Ich fand die Misere und verzwickte Situation, in die sie sich dadurch manövriert, gut dargestellt und mochte sie als Buchfigur gerne.
Genauso gut hat mir auch die Auswahl der anderen Charaktere gefallen. Hier führt die Autorin verschiedenste, unterschiedlich gepolte und von individuellen Motiven getriebene Figuren ein, was in manchen Passagen durch die Fülle an Personen zunächst ein wenig komplex wirken mag, sich aber schnell legt, da allesamt eher Spielfiguren gleich kommen und ihre einzelnen Hintergründe eher flach bleiben. Ich würde sie als Requisiten bezeichnen, die der Storyline Raum geben, sie und Cleo gleichzeitig aber perfekt einrahmen und ähnlich wie viele kleine Zahnräder wirken, die das große Ganze antreiben.

Wer düstere, spannende Dystopien mag, die sich schnell und locker lesen lassen und dabei aktuelle, relevante Bezüge haben, sollte sich diese Trilogie unbedingt näher ansehen und sich von der Altersempfehlung keinesfalls abschrecken lassen. Ich fand "Lichterloh - Stadt unter Ruß" innovativ konzipiert und werde mir sicherlich auch die Fortsetzungen näher ansehen.
5/5 Sterne

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