Ein alter Mordfall wird neu aufgerollt
Christa von Bernuths „Tief in der Erde“ bietet eine perfekte Lektüre für alle, die finden, dass ihr Leben zu fröhlich ist und die sich nach einer Dosis Tragik sehnen. Hier kriegt man True Crime mit einer ...
Christa von Bernuths „Tief in der Erde“ bietet eine perfekte Lektüre für alle, die finden, dass ihr Leben zu fröhlich ist und die sich nach einer Dosis Tragik sehnen. Hier kriegt man True Crime mit einer Prise Dorfidylle, garniert mit einer üppigen Schicht Oberbayern – also quasi „CSI: Kuhweide“.
Die Geschichte setzt ein in einem friedlichen Dorf im Jahr 1981, das plötzlich von der Entführung der zehnjährigen Annika Schön heimgesucht wird. Der Fall verkompliziert sich, als Annikas Leiche in einer Kiste tief im Wald gefunden wird, ein Setting, das jedem Förster Albträume bescheren könnte. Was folgt, ist eine fieberhafte, wenn auch stümperhafte Suche nach dem Täter, die selbst die Ermittler von „Midsomer Murders“ für zu konfus halten würden.
Bernuth, offenbar unzufrieden damit, wie die realen Ereignisse verlaufen sind, nimmt sich die Freiheit, uns mit einer alternativen Tätertheorie zu füttern. Dies tut sie mit einer solchen Hingabe an Details, dass man fast meinen könnte, sie sei selbst in der ominösen Kiste gewesen. Ihr Schreibstil ist so lebendig und packend, dass man sich beim Lesen glatt wie auf einer Geisterbahnfahrt vorkommt.
Die Autorin springt zwischen den Zeiten und Perspektiven mit einer Agilität, die den besten Parkour-Läufern Ehre machen würde. So führt sie uns nicht nur durch die ursprünglichen Ermittlungen, sondern auch durch einen Prozess im Jahre 2010, der die Wirksamkeit der deutschen Justiz in einem Licht zeigt, das man am besten mit einer Taschenlampe sucht.
Das Buch ist nicht nur eine Einführung in Polizeiarbeit und Gerichtsverhandlungen, sondern auch ein Crashkurs in emotionaler Achterbahnfahrt. Die Schilderung der tragischen Ereignisse wird euch das Herz schwer machen – und das nicht nur, weil der Verdächtige möglicherweise unschuldig ist.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Tief in der Erde“ für Fans von True Crime, die auch vor ein wenig fiktiver Würze nicht zurückschrecken, ein echter Pageturner ist. Es ist wie eine Episode von „Aktenzeichen XY… ungelöst“, nur dass ihr am Ende des Buches das Rätsel lösen können, ohne auf den nächsten Sendetermin zu warten. Also schnallt euch an, haltet eure Lupe bereit und taucht ein in diesen bayerischen Kriminalfall, der beweist, dass Wahrheit oft wirklich tiefer liegt – buchstäblich.