Der Tod gehört zum Leben dazu
Wie sieht der (Arbeits-)Alltag einer Bestatterin aus und wie lernt sie, mit der immer wiederkehrenden Begegnung mit dem Tod umzugehen ? Hat sie Angst, empfindet sie Ekel ? Dürfen Kinder am offenen Sarg ...
Wie sieht der (Arbeits-)Alltag einer Bestatterin aus und wie lernt sie, mit der immer wiederkehrenden Begegnung mit dem Tod umzugehen ? Hat sie Angst, empfindet sie Ekel ? Dürfen Kinder am offenen Sarg Abschied nehmen ? Wie lange dauert eine (angemessene) Trauerzeit ?
Diese oder ähnliche Fragen habe sich die Leser:innen sicherlich schon das ein oder andere mal gestellt, wenn sie mit dem Ableben von Angehörigen unmittelbar konfrontiert werden.
Christine Pernlochner-Kügler gibt in ihrem Buch einen sehr detaillierten Einblick in ihren täglichen Umgang mit dem Tod, mit der Trauer im Allgemeinen und den individuellen Möglichkeiten, einen würdigen Abschied für die Verstorbenen und Hinterbliebenen zu ermöglichen, ohne dass es verrkampft und aufgesetzt wirkt und beantwortet einfühlsam und ab und zu mit einem kleine Augenzwinkern die Fragen.
Neben der Vermittlung von fachlichem Wissen (Waschen, Ankleiden Vermeidung von Geruchsbildung, Augenschluss etc) ermöglicht die Schreibende auch einen Einblick in ihre Arbeit, die sie mit ganz viel Herzblut und Liebe erfüllt, um den Angehörigen einen würdigen Abschied von ihren Verstorbenen zu gestalten.
Dabei geht es nicht um fest vorgeschriebene Punkte, die sie "abarbeitet", sondern viel mehr darum, sich in die Angehörigen und die Verstorbenen hineinzufühlen, ihre Wünsche zu ermitteln und in eine einfühlsame Trauerbegleitung umzusetzen.
Ganz besonders bleibt mir hier der Wunsch einer Familie in Erinnerung einen letzten Spaziergang mit ihrer verstorbenen Tochter zu unternehmen, um sich bewusst von ihr verabschieden zu können. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, ist als eine Art Trauerzug anzusehen,denn die kleine Maus wurde im Kinderwagen zur Bestattung gebracht. Dort wartet ein von der Familie liebevoll gestalteter Sarg als letzte Ruhestätte auf sie...ein Abschiednehmen, das bewusst und mit viel Liebe zelebriert worden ist, um hier die letzten Augenblicke auf ewig im Herzen zu behalten..
Es gibt aber auch Kurioses und Amüsantes, was die Bestatterin berichten kann und die Erzählungen lassen den ein oder anderen Schmunzler über die Lippen huschen. Der Tod an und für sich ist eine ernste Sache, immer noch tabuisiert, aber Christine Pernlochner-Kügler ist keine Verfechterin von steifen Zeremonien. Bei ihr sind die Angehörigen in den besten Händen, um in Würde von ihren Verstorbenen Abschied zunehmen, aber trotzdem nicht vor Trauer erstarren.
Wie sie das Abschiednehmen feinfühlig und mit dem richtigen Gespür für die Situation gestaltet, finde ich sehr lobenswert und es zeigt mir, dass sie sich mit dem nötigen Respekt dem Thema widmet, ohne dabei das Leben aus den Augen zu verlieren.
Ihre wahren Geschichten aus dem Berufsalltag sind mal heiter und beschwingt, mal melancholisch und tief traurig. Sie nimmt mit ihren Erzählungen den Leser:innen die Angst vor dem Umgang mit dem Tod, dem eigenen Ableben und klärt die Fragen, die eigentlich viele schon einmal fragen wollten, sich aber nie getraut haben zu stellen.
Ein lebendig erzähltes Buch, das eine wundervolle Botschaft in sich trägt- Genieße dein Leben und hab keine Angst vor dem Tod, denn der gehört zum Leben dazu.