Der Inhalt bleibt seltsam fremd
Das Auge kann sich einfach nicht satt sehen, wenn der Bodensee als eine Eisfläche erscheint. Doch dieses Naturschauspiel hat auch seine Tücken und so kommt es, dass das Jahr 1963 nicht nur positiv in Erinnerung ...
Das Auge kann sich einfach nicht satt sehen, wenn der Bodensee als eine Eisfläche erscheint. Doch dieses Naturschauspiel hat auch seine Tücken und so kommt es, dass das Jahr 1963 nicht nur positiv in Erinnerung bleibt. Robert Teiler kehrt von einem Ausflug auf der Eisfläche nicht zurück, bis heute ist sein Verschwinden ein Kuriosum. Erst Jahre später versucht Chronist Höfe ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Doch wo immer er auch nachfragt, stößt er auf eine Wand des Schweigens. Es wird getuschelt und geredet, aber so richtig mit der Sprache rückt niemand heraus....
Was sich nach einem aufregenden Buch mir kriminalistischen Zügen anhört, wird im Verlauf der Kapitel zu einer echten Herausforderung. Nicht etwa, weil die Nerven vor Anspannung blank liegen, sondern weil sich die Handlung dreht und dreht und nicht wirklich zum Zug kommt.
Normalerweise liebe ich Dialekt im Sprachgebrauch, denn der melodische Singsang, die Eigenheiten und mitunter schrägen Wortschöpfungen sind Zeuge von regionaler Identität und machen die gesprochene Sprache zu etwas ganz Lebendigem. Den schwäbischen Bodensee-Dialekt nicht im Ohr, sondern als Schrift vor sich zu haben, ist schon eine große Herausforderung und wirkt für Leser;innen, die in diesem Dialekt nicht beheimatet sind, eher sperrig .
Selbst Höfe kann als "Held" insgesamt eher weniger überzeugen. Sein ganzes Auftreten vermittelt das Gefühl, ständig auf der Hut zu sein, um bloß keinen Fehler zu machen, damit die Bewohner:innen des Ortes ihm wohl gesonnen sind. Auch macht er es den Lesenden nicht immer einfach seinen Gedanken zu folgen, da oftmals Sätze von ihm nicht zu Ende gedacht werden und sinngebende Worte einfach fehlen.Der Dorftratsch blüht, aber dadurch wird die Handlung nicht lebendiger. Vielmehr entsteht das Gefühl, dass die feste Eisdecke von einst immer noch vorhanden ist und die Protagonist:innen von der Leserschaft abschirmt, da sie sich nicht wirklich freischwimmen können.
Alles wirkt kalt und seltsam fremd, sodass keine echte Verbindung zum Inhalt entsteht. Auch das mysteriöse Verschwinden von Robert Teiler erzeugt keinerlei Spannung, sodass das Aufdecken der Lösung niemanden vom Hocker haut. Vielmehr fühlen sich die Leser:innen in ihren Vermutungen bestätigt, dass es sich so und nicht anders zugetragen hat.
Bis zum Ende des Buches ist mir nicht ganz klar, welchen Weg der Autor hier beschreiten möchte. Die Mischung aus Ortschronik, dörflichem Zusammenhalt und vermeintlichem Krimi kann bei mir leider nicht punkten - 2,5 Sternchen