Braucht man heute noch Hymnen?
Die Autoren Christoph Janacs, Ludwig Laher und Gerhard Ruiss gehen in diesem interessanten Buch dem Wesen eines patriotischen Hymnos generell, sowie dem der österreichischen Landeshymnen und der österreichischen ...
Die Autoren Christoph Janacs, Ludwig Laher und Gerhard Ruiss gehen in diesem interessanten Buch dem Wesen eines patriotischen Hymnos generell, sowie dem der österreichischen Landeshymnen und der österreichischen Bundeshymne im Speziellen nach.
Österreich, ein Land, eine Nationalhymne, neun Bundesländer, doch nur acht haben eine Landeshymne - vom Burgenland bis Vorarlberg. Nur Wien hat keine.
Die Autoren gehen auf die jeweilige Herkunft von Text und Melodie sowie das Entstehungsjahr der Hymnen ein. Dabei betrachten sie kritisch, dass man nach wie vor, Werke von Komponisten und Textern, die der NS-Diktatur sehr nahe standen, spielt. Sie zu identitätsstiftendem Brauchtum hochstilisiert. Hat das mit dem falsch verstandenen Selbstbewusstsein und Föderalismus zu tun?
Doch nicht nur Texte aus der Zeit des NS-Unrechtsregimes werden nach wie vor gesungen. Ziemlich reaktionär sind jene Hymnen der Steiermark und Tirols, beide 1844 entstanden: Die Steirische Landeshymne träumt nach wie vor vom „Wendenland bis an das Bett der Sav“ sowie vom „Rebenland im Tal der Drav“ (beides heute Slowenien). Und jene von Tirol, die Andreas Hofer (1767-1810), der aus dem Passaiertal (heute Südtirol) stammt, verehrt, hat auch schon einen grauen Bart.
Der Text, der österreichischen Bundeshymne, der von Paula von Peradovic (1887-1951) stammt, ist sogar mehrmals Thema von Gerichtsverhandlungen gewesen. Darf man den Text einer Bundeshymne dem aktuellen gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen? Oder muss/soll er gleich ganz neu geschrieben werden?
Damit könnte dem politische Gezerre um „Töchter und Söhne“, Vater-/Mutter- oder Heimatland, Brüder- oder Jubelchöre ein Ende bereitet werden. Die ungeübten und selten des (welcher Fassung auch immer) Textes sicheren Sängerinnen und Sänger stolperten dann auch nicht mehr über das „verrückte“ Versmaß.
Könnte die notgedrungen wortlose Hymne Spaniens (die verschiedenen Regionen konnten sich auf keinen gemeinsamen Text einigen) ein Vorbild sein?
Noch einmal zurück zu Wien:
Wien ist ja bekanntlich anders. Dennoch hat sich 2007 ein Politiker des BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich) für eine eigene Wiener Hymne stark gemacht. Der Donauwalzer, den man gemeinhin als Wiener Hymne ansieht, gelte nicht (Man(n) kann dazu nicht marschieren). Passend zu Falcos 50. Geburtstag am 19. Februar 2007 wäre doch „Vienna Calling“ ein passendes Werk. Oder doch nicht? Das Ende vom Lied? Wien hat nach wie vor keine eigene Hymne. Geht sie irgendjemandem wirklich ab?
Fazit:
Gerne gebe ich dieser kurzweiligen Reise durch Österreichs Hymnen 5 Sterne.