Kirche unter dem Hakenkreuz
Im Archiv der Münchener Christuskirche schlummert ein wahrer Schatz an Dokumenten, Akten und Briefen die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Dieser Fund ist ein Spiegel der Gesellschaft in der ...
Im Archiv der Münchener Christuskirche schlummert ein wahrer Schatz an Dokumenten, Akten und Briefen die aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen. Dieser Fund ist ein Spiegel der Gesellschaft in der sich die Evangelische Kirche (ebenso wie ihr katholisches Pendant) nicht wirklich mit Ruhm bekleckert hat. Autor Christoph Lindenmeyer nimmt den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 genau unter die Lupe.
Wie kann es sein, dass die Kirche den Hetzreden so unwidersprochen nachgefolgt ist? Waren es die Oberen, die verblendet die Kirche dem Regime „gleich geschalten“ haben? Gab es keinen oder nur geringen Widerstand der Seelsorger?
All diese Fragen versucht der Autor, anhand von Briefen, Dokumenten und Notizen zu beantworten. Wie bei jedem Thema der Nazi-Zeit finden sich schriftliche Unterlagen von Verblendeten, Mutigen, Angepassten und Mahnern.
Denn so wirklich vom Himmel gefallen ist das (selbst genannte) 1.000-jährige Reich, das letztendlich nur zwölf Jahre gedauert hat, ja nicht.
Das Buch berichtet von Pastoren, die anfänglich den Nazis zugeneigt waren, weil sie Arbeitsplätze schafften und Perspektiven für die Menschen boten, und dann später zu Gegnern des Regimes wurden. Es zeigt Briefe von Konfirmanden, die sich nicht indoktrinieren lassen wollten. Das Buch zeigt sehr deutlich, wie schwer es unter diesen Umständen war, seine Gottgläubigkeit und die christliche Nächstenliebe zu bewahren. Oftmals um den Preis des eigenen Lebens.
In insgesamt 19 Kapiteln erfahren wir, chronologisch geordnet, über das Schicksal einzelner Pfarrer wie Kurt Frör, Martin Niemöller und Hans Meiser (denunziert und verhaftet) oder Ernst Kutter, dessen Sohn an der Ostfront fällt. Auch das Gebäude der Christuskirche wird erwähnt, das 1944/45 große Schäden durch Bombentreffer erlitten hat.
Die Währungsreform 1948 ist der Kirche wichtiger als
„Eine Auseinandersetzung mit dem Thema „schuldig gegenüber den Juden“ findet so wenig statt, wie ein Diskurs über die Rolle der evangelisch-lutherischen Kirche und ihrer Leitung im Nationalsozialismus. Dabei hatte der bayrische Landesbischof Hans Meiser selbst die Repressionen des NS-Regimes erlebt: Predigtverbot, Absetzung, Hausdurchsuchungen, Hausarrest und das Verbot, seine Amtsräume zu betreten.“ (S.293)
Meine Meinung:
Ein nicht ganz einfach zu lesendes Buch, da es vor allem aus abgedruckten Briefen besteht. Die sind fein säuberlich mit dem Namen des Schreibers sowie dem Datum versehen und können daher in den historischen Kontext eingebunden.
Bei so manchem Schriftstück musste ich mich schon sehr wundern.
Gerne gebe ich für dieses interessante Buch, das einen wunden Punkt der Evangelische Kirche berührt, 4 Sterne.