Bildgewaltige und spannende Horror-Novelle
Wer kennt sie nicht? Die wunderschöne Geschichte um Dorothy, die durch einen Wirbelsturm in ein fantastisches Land, nach Oz, getragen wird. Ein zauberhafter Ort, an dem sie Freundschaften schließt und ...
Wer kennt sie nicht? Die wunderschöne Geschichte um Dorothy, die durch einen Wirbelsturm in ein fantastisches Land, nach Oz, getragen wird. Ein zauberhafter Ort, an dem sie Freundschaften schließt und Abenteuer bestehen muss, bevor sie wieder heim reisen kann. Nun, wäre Dorothy im Märchen von Christopher Golden und James A. Moore gelandet, weiß Gott, sie hätte nicht eine Sekunde Spaß auf ihrer Reise gehabt!
„Je näher Gayle der Vogelscheuche kam, desto mehr fürchtete sie sich vor ihr. Die Augen waren geschlossen und sahen weder aufgenäht noch aufgemalt aus. Merkwürdig - welcher Vogel ließ sich denn von einer schlafenden Vogelscheuche abschrecken? Vielleicht schläft sie gar nicht, dachte Gayle. Vielleicht ist sie tot.“ (Zitat E-Book, Seite 54)
Zugegebenermaßen war ich zu Beginn mehr als skeptisch, als ich „Blutbesudelt Oz“ vor mir hatte. Ich bin weder ein großer Fantasy-Fan noch catchen mich die neuaufgelegten Märchen im Horrorstil. Ich erwartete also eine plumpe Nacherzählung der Oz-Story mit viel Blut und Gemetzel, jedoch ohne große Überraschungen. Damit lag ich völlig falsch!
Golden und Moore machen es sich nicht so einfach, die altbekannte Geschichte eins zu eins in ein brutales Horrorszenario zu setzen. Sie greifen bekannte Figuren auf, aus Dorothy Gayle wird hier zum Beispiel Gayle Franklin, und ziehen so Parallelen zur ursprünglichen Story. Bei diesen kleinen, aber doch sehr feinen Bezugspunkten belassen sie es größtenteils aber auch und schaffen so eine ganz eigene albtraumhafte Welt. Punktuell stellt man als LeserIn so immer wieder Vergleiche zwischen den beiden Geschichten an. Bei der detaillierten und bildhaften Erzählweise Goldens und Moores lassen sie ihren LeserInnen dennoch genügend Raum, die eigene Fantasie anzukurbeln und die Handlung weiterzudenken.
Intelligent verweben die beiden die Geschichten mit den Schicksalen dreier Figuren, Gayle, Hank und Elisa, die wunderbar realistisch gezeichnet sind. Besonders Gayle und Elisa werden zu den Hauptrollen, mit denen ich mitgefiebert und mitgelitten habe. Schlussendlich durchleben in dieser Nacht aber alle drei ihren ganz persönlichen Albtraum, der sie im letzten Viertel des Buches zueinander führt. Mit welchem Ausgang? Nun, das bleibt ganz allein unserer Vorstellungskraft überlassen.
„Staub stieg in der Dunkelheit auf. Sie traute der Hoffnung nicht und würde sie erst wieder in ihr Herz lassen, wenn sie die warme Sonne auf ihrem Gesicht spürte. Oder den Regenbogen erblickte.“ (Zitat E-Book, Seite 206)
Persönliches Fazit: Christopher Golden und James A. Moore ist mit „Blutbesudelt Oz“ eine wirklich bildgewaltige und spannende Horror-Novelle gelungen. Tatsächlich werde ich jetzt auch die fantastische Welt von Oz, hinter dem schillerndsten Regenbogen, mit ganz anderen Augen sehen. Dieses Buch ist für alle Fantasy- und Horror-Fans ein absolutes Muss. Und auch allen anderen, die einfach mal Lust auf etwas anderes haben, empfehle ich „Blutbesudelt Oz“ wärmstens.