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Veröffentlicht am 18.11.2024

Ein düsteres Schauermärchen

Das Kalendermädchen
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Fitzek erzählt die Story in mehreren Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Olivia Rauch, die in der Gegenwart nach der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtochter Alma sucht, weil diese dringend eine Knochenmarkspende ...

Fitzek erzählt die Story in mehreren Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Olivia Rauch, die in der Gegenwart nach der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtochter Alma sucht, weil diese dringend eine Knochenmarkspende benötigt. Bei ihren Recherchen wird sie auf die Legende des Kalendermädchens Valentina Rogall aufmerksam, der Fitzek gleich zwei Zeitebenen widmet. Einmal um die Geschehnisse des grausamen Adventskalenders vor einundzwanzig Jahren zu erzählen und um ein paar Jahre später die Geschehnisse nach ihrer Flucht in ein einsames Waldhaus im Frankenwald zu begleiten.

Die Erzählungen in der Vergangenheit, als Valentina dem Adventskalender des Grauens ausgesetzt war, haben mich total fasziniert. Ich hätte so gerne mehr darüber erfahren, was Valentina tatsächlich hat durchleben müssen, doch Fitzek hat die Ereignisse oft nur angeteasert, was mich ein wenig enttäuscht hat. Schade, dass er diese wichtigen Gräueltaten ausgelassen hat, denn sie sind es, die Valentina geprägt und letztendlich zu der Frau gemacht haben, die sie Jahre später ist.

Vom Schreibstil her ist Fitzek sich treu geblieben. Er hält die Spannung konstant oben und führt seine Leser mehrmals in die Irre, bevor er am Ende mit einer unerwarteten Wendung zuschlägt. Psychologisch gesehen wird hier einiges geboten. So behandelt Fitzek u.a. Phobien, die mir bis dato unbekannt waren, und macht zusätzlich darauf aufmerksam, wie wichtig eine Registrierung bei der DKMS sein kann. Ich selbst habe vor Jahren Stammzellen spenden dürfen und damit ein Leben retten können. Diesen Moment werde ich niemals vergessen!

Fazit: Sebastian Fitzek erzählt ein düsteres Schauermärchen, das perfekt zu dieser Jahreszeit passt. Und wer dabei noch den besonderen Nervenkitzel sucht, stellt sich einfach eine Kerze ins Fenster und wartet ab, wer so vorbeischaut.

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Veröffentlicht am 15.11.2024

Kurzweilig und unterhaltsam

Das Böse vor deiner Tür
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Von Mecklenburg-Vorpommern zur Schwäbischen Alb über die Schweiz bis nach Österreich. Aus diesen Regionen haben sich sechzehn Bestseller Autoren zusammengetan und Kurzgeschichten verfasst, die für ordentlich ...

Von Mecklenburg-Vorpommern zur Schwäbischen Alb über die Schweiz bis nach Österreich. Aus diesen Regionen haben sich sechzehn Bestseller Autoren zusammengetan und Kurzgeschichten verfasst, die für ordentlich Gänsehaut sorgen und perfekt zu der kommenden düsteren Jahreszeit vor dem heimeligen Kamin passen.

Sie erzählen in dieser Anthologie unheimliche Geschichten, die überwiegend das Böse und Übernatürliche behandeln. Ob Geister, Dämonen oder Hexen – hier wird vor keinem schaurigen Thema Halt gemacht. Und genau das ist es, was diese Kurzgeschichten ausmacht und worauf ich mich tierisch gefreut habe.

Vor jeder Kurzgeschichte stellen sich die Autoren kurz mit einem Porträt vor und erklären ihren Bezug zur Horrorszene. Und dann geht’s auch schon los! Die Schreibstile sind natürlich unterschiedlich, ähneln sich aber doch überraschenderweise in vielerlei Hinsicht. Vor allem wenn es um die Spannung geht, steht keiner dem anderen in etwas nach. Ich hatte wirklich bei absolut jeder Story Gänsehaut oder zumindest ein seltsames (angenehmes) Gefühl im Nacken.

Die meisten Geschichten haben eine direkte Verbindung zum Wohnort des Autors oder der Autorin, was ich super interessant fand. Generell spielen alle im deutschen Raum bzw. bei Andreas Gruber in Österreich und bei Vera Buck in der Schweiz. Die Geschichten sind in Kapitel mit angenehmen Längen eingeteilt und zudem thematisch angeordnet. Hier passt einfach alles!

Fazit: Eine kurzweilige und unterhaltsame Anthologie, die nicht nur vielseitig ist, sondern für jede Menge Gänsehautmomente sorgt. Die Autoren harmonieren perfekt miteinander und haben hier eine Kurzgeschichtensammlung geschaffen, die ich mir bestimmt nicht nur einmal genehmigen werden. Die perfekte Abendlektüre für alle Horror- und Thriller-Fans, die eine Vorliebe für dunkle Geschichten haben!

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Eine magische und ergreifende Neuinterpretation

Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
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Was ist eigentlich passiert, nachdem Wendy und ihre Brüder aus dem Nimmerland geflohen sind? Daran knüpft A.C. Wise mit ihrer Erzählung an. Und um ganz ehrlich zu sein: Wie sollte es Wendy schon ergehen, ...

Was ist eigentlich passiert, nachdem Wendy und ihre Brüder aus dem Nimmerland geflohen sind? Daran knüpft A.C. Wise mit ihrer Erzählung an. Und um ganz ehrlich zu sein: Wie sollte es Wendy schon ergehen, in einer Zeit, die noch viel stärker als heute patriarchal geprägt war? Ihre Erlebnisse mit Peter Pan ließen sie nie ganz los und so wurde sie in ein Sanatorium eingewiesen, da ihre Erzählungen als Hirngespinste abgetan wurden. Nach einigen Jahren wird sie verheiratet, und obwohl die Erinnerungen an das größte Abenteuer ihrer Kindheit immer noch real und greifbar sind, wünscht Wendy sich nichts mehr, als dass sie endlich verblassen. Just in dieser Zeit kehrt Peter Pan zurück. Da eine erwachsene Frau nicht in sein Beuteschema passt, nimmt er Wendys Tochter mit – und ahnt nicht, wozu eine Mutter in Angst um ihr Kind fähig sein kann.

Der Autorin ist es gelungen, eine düstere und gleichzeitig wunderschöne Welt zu erschaffen, die sowohl in Neverland als auch im realen Leben von Wendy in London spielt. Die Mischung aus realistischen Szenen im Londoner Alltag und den fantastischen Elementen in Neverland schafft eine fesselnde Atmosphäre, die den Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Die Darstellung von Wendys Kampf mit den Erinnerungen an Neverland und den Herausforderungen des Erwachsenwerdens in einer von Sexismus und Unterdrückung geprägten Welt ist echt beeindruckend.

Auch im Disney-Original ist Peter nur äußerlich der charmante Sunnyboy. Seine dunklen Charakterzüge lassen sich jedoch auch hier schon erahnen und werden von der Autorin weiter vertieft. Während die junge Wendy freiwillig mit Peter ins Nimmerland geflogen ist, gleicht Janes Aufenthalt dort eher dem einer Geisel. Sie empfindet Peter als gemein und hinterhältig. Wendy jedoch hat sich auch verändert. War sie früher naiv, weiß sie nun ganz genau, was sie will und würde alles geben, das zu erreichen.

Man wird in verschiedenen Zeitsträngen durch die Geschichte geführt. Jane und Wendy in der Gegenwart, aber auch Wendys Vergangenheit im Sanatorium werden beleuchtet. Die Autorin hat gut recherchiert und Wendys Horrortrip in einer medizinischen Einrichtung, die ihr ja eher bei der Genesung helfen sollte, sehr authentisch dargestellt. Die Autorin thematisiert darüber hinaus die Unfähigkeit, erwachsen zu werden, verkörpert durch Peter Pan. Dieser Konflikt zwischen Kindheitsträumen und erwachsener Realität wird sehr einfühlsam beleuchtet und verleiht der Geschichte sowohl Authentizität als auch eine tiefere Ebene.

Die Atmosphäre ist teilweise wirklich beklemmend, gerade wenn es darum geht, was Wendy alles verloren hat oder aufgeben musste. Mit der bunten und kindlichen Geschichte von Disney hat diese Erzählung nicht mehr viel gemeinsam.

Fazit: Man muss in der richtigen Stimmung sein, dieses Buch auf sich wirken lassen können, damit es sein volles Potential entfalten und einen mitreißen kann. Ich würde nicht von einem klassischen Pageturner sprechen, dennoch hatte mich das Buch schnell am Haken. Eine magische und ergreifende Neuinterpretation, die ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Ein herzzerreißender Roman

Last Seen
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Mit „Last Seen“ ist Lucy Clarke ein wundervoller Roman gelungen, der nah am wahren Leben ist und gesellschaftliche Themen wie Freundschaft, Liebe und Intrigen behandelt. Clarke erzählt die Geschichte so ...

Mit „Last Seen“ ist Lucy Clarke ein wundervoller Roman gelungen, der nah am wahren Leben ist und gesellschaftliche Themen wie Freundschaft, Liebe und Intrigen behandelt. Clarke erzählt die Geschichte so mitreißend, dass ich direkt zu Beginn an die Handlung gefesselt wurde und die Geschehnisse mich einfach nicht losgelassen haben.

In abwechselnden Kapiteln begleiten wir Sarah und ihre Freundin Isla. Während Sarah in der Gegenwart mit dem Verschwinden ihres Sohnes Jacob zu kämpfen hat, berichtet Isla über die Ereignisse der Vergangenheit, als ihr Sohn Marley vor sieben Jahren ertrank. Beide Perspektiven mochte ich sehr gerne und sie haben mich gleichermaßen berührt. Zu Sarah hatte ich jedoch die engere Bindung, da mit dem Verschwinden von Jacob plötzlich ihr komplettes Leben auf dem Kopf steht. Aber auch Islas Geschichte ging mir ans Herz. Die Freundschaft zwischen ihr und Sarah war für mich einzigartig und etwas ganz Besonderes. Doch natürlich wird niemand je Islas Schmerz wahrhaftig nachempfinden können – nicht Sarah, nicht ich.

Der Schreibstil von Clarke ist unglaublich einnehmend und bedrückend. Ich habe die Szenerie mit den Strandhäusern am Meer so geliebt und mich gedanklich problemlos dorthin versetzen können. Für mich eigentlich ein Ort, an dem es keine Sorgen gibt. Doch Clarke belehrt uns eines Besseren und schildert die Ereignisse mit viel Fingerspitzengefühl.

Die Wahrheiten, die am Ende ans Tageslicht kommen, haben mich erschüttert und fassungslos zurückgelassen. Mit solchen Überraschungen hätte ich definitiv nicht gerechnet, fand sie aber realistisch und passend für den Ausgang der Handlung.

Fazit: Ein herzzerreißender Roman über Liebe, Freundschaft, bittere Lügen und verborgene Geheimnisse. Wer sich gerne mal wieder ans Meer entführen lassen will, ist hier genau richtig. Doch passt auf, dass ihr euch nicht zu sehr (von der Sonne) blenden lasst!

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Der perfekte Begleiter für frostige Nächte

Wintergeister
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Dunkle Herbsttage sind prädestiniert, um nicht nur der Kühle und den umher wabernden Nebelschwaden wegen einen Schauer über den Rücken gejagt zu bekommen, sondern vor allem dank Grusel- und Gespenstergeschichten. ...

Dunkle Herbsttage sind prädestiniert, um nicht nur der Kühle und den umher wabernden Nebelschwaden wegen einen Schauer über den Rücken gejagt zu bekommen, sondern vor allem dank Grusel- und Gespenstergeschichten. In diesem Buch stehen Schauergeschichten im Vordergrund, die nicht nur mit Geistern und Dämonen aufwarten, sondern die allesamt durch Dezemberschnee und zurückliegende Zeiten vereint sind.

Geschrieben sind die Geschichten im traditionellen Stil, heißt, es stehen keine Blutmassen im Vordergrund, sondern es sind eher die stillen Töne, die bewegen. Thematisch sind sie recht unterschiedlich. Einmal steht ein Dämon im Vordergrund, der zwar schriftstellerische Fähigkeiten hat, dafür aber auch seinen Zoll fordert. Ein anderes Mal wird aus einer Theaterbühne ein echter Tatort, oder es wird ein Medium unter die Lupe genommen, das vor lauter Scharlatanerie die wahren Gespenster um sich herum nicht mehr sieht.

Nicht alle Spukgeschichten überzeugen gleichermaßen. So hat mich die erste Erzählung beispielsweise überhaupt nicht abgeholt. Sie plätscherte dahin wie ein Hausfrauenroman und als es endlich etwas interessant wurde, war die Story beendet. Aber gerade die Unterschiedlichkeit der Geschichten sorgt dafür, dass für jeden Leser etwas dabei sein dürfte.

Die Geschichte, die mich am meisten abgeholt hat, war diejenige, die im Cover am prägnantesten zur Geltung kommt, denn in dieser spielt der Stechpalmenzweig - ein irischer Glaube, dass dieser die Geister fernhält - eine tragende Rolle. Zugleich ist der Zweig aber generell ein Symbol für den Dezember und die Weihnachtszeit, ebenso wie Kerzenlicht. Die Lampe, die auf dem Cover abgebildet ist, gibt sehr schön wieder, dass alle Geschichten zu Zeiten spielen, als es Strom noch nicht oder selten gab.

Fazit: Das Buch ist perfekt für Herbststürme, klappernde Fensterläden und Kerzenlicht, denn den meisten Autoren gelingt es in ihren Geschichten gut, die menschlichen Fehler mit ihren Dämonen zu verknüpfen und so gruselige und nachdenkliche Töne zu treffen. Nicht selten stellt sich die Frage: Sind es wirklich Gespenster, die für dieses Unwohlsein sorgen, oder ist es doch eher unser schlechtes Gewissen?

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