Nüchterne Geschichtensammlung
"Liebe im hohen Gras" handelt von Menschen, die es alle irgendwie nicht einfach haben. Menschen, die Verluste, Ängste, Sorgen und Nöte mit sich tragen, Geheimnisse unter Verschluss halten und die sich ...
"Liebe im hohen Gras" handelt von Menschen, die es alle irgendwie nicht einfach haben. Menschen, die Verluste, Ängste, Sorgen und Nöte mit sich tragen, Geheimnisse unter Verschluss halten und die sich gegenseitig verletzen - ob mit oder ohne Absicht, bleibt dahin gestellt.
Kurzgeschichten, die voller Melancholie und Schwermut stecken, nüchtern erzählt und doch auf den Punkt gebracht und von der Autorin für ihre Leserschaft aufbereitet, um die Welt ihrer Figuren zugänglich zu machen. Leider gelingt es ihr in den wenigstens Fällen, die Figuren nahbar und fühlbar zu machen. Vielmehr erschafft Keegan mit jeder Geschichte mehr Zwischenräume und Abstände, die im Verlauf der Buches nicht mehr überbrückt werden können.
Komme ich mit den Kurzgeschichten noch relativ gut zurecht, frage ich mich bei den etwas längeren Erzählungen, welche Szenen mich berühren sollen, um nicht vollkommen von der großen schwarzen Wolke umhüllt zu werden, die mit Enttäuschungen, Einsamkeit und fehlender Zuwendung bis zum Rand gefüllt ist.
Manche Ausdrücke finde ich im heutigen Sprachgebrauch eher befremdlich, sodass sie mir hier eher bitter aufstoßen (herablassende Bezeichnungen für PoC und fahrendes Volk müssen nun wirklich nicht mehr sein) und ich mich deutlich von diesen Geschichten distanziere.
Auf dem Klappentext befinden sich Lobeshymnen, die die Geschichtensammlung als "wortmächtig" und "atmosphärisch dicht" bezeichnen - dieser Meinung kann ich mich leider nicht anschließen und vergebe 2,5 Sternchen, da die ein oder andere schöne Szene doch zu finden gewesen ist.