Die Untaten der Vorfahren...
Eine Geschichte über drei Männer.
1984 entdeckt der neugierige Gymnasiast Sebastian in einem verschlossenen Fach des Schreibtisches seines verstorbenen Großvaters zehn Briefe, die ein sog. Herr Müller ...
Eine Geschichte über drei Männer.
1984 entdeckt der neugierige Gymnasiast Sebastian in einem verschlossenen Fach des Schreibtisches seines verstorbenen Großvaters zehn Briefe, die ein sog. Herr Müller während der Nazizeit aus dem Gefängnis an seine Frau Gertrude geschrieben hat.
Auf zwei Zeitebenen wird nun die Geschichte dreier Männer erzählt.
Im 1984-er Strang lesen wir, was der Ich-Erzähler Sebastian zu erzählen hat.
Wir erfahren, dass die Briefe ihre Empfängerin nie erreicht haben und dass Sebastians Vater sie eigentlich deren Nachfahren hätte aushändigen sollen.
Wir erfahren auch, dass Sebastians Vater gar nicht begeistert davon ist, dass sich sein Sohn so intensiv mit seinem Großvater auseinandersetzt. Ich halte seine Reaktion für durchaus nachvollziehbar, weil es sicherlich nicht einfach und auch schambesetzt war und ist, sich mit der Nazivergangenheit des eigenen Vaters auseinanderzusetzen.
Weil sein Vater ihm keine Hilfe ist, machen sich Sebastian und sein Freund allein ans Werk.
Sie recherchieren und finden Unterstützung bei einem freundlichen Bibliothekar und bei Professor Grün.
Daneben gibt es den 1941-er Strang, in dem ein allwissender Erzähler von den damaligen Geschehnissen berichtet.
Hier geht es überwiegend um den Gefangenen Herrn Müller, der von Sebastians Großvater verhört wird.
Claus Wechselmann hat gründlich recherchiert, weshalb eine authentische Atmosphäre entsteht. Er vermittelt Zeitgeschichte glaubhaft, wählt prägnante Formulierungen und schreibt scharfsinnig und analytisch. Die Sprache ist anspruchsvoll und es ist nicht immer ganz leicht, zwischen den Ebenen hin und her zu wechseln. Man muss aufmerksam lesen, aber das mache ich ohnehin.
„Reingewaschen“ ist ein außergewöhnliches und besonderes Werk, das sich leicht und flüssig lesen lässt, aber niemals seicht oder trivial daherkommt.
Es ein interessanter, spannender, brisanter und kurzweiliger Kriminalroman, durch dessen 288 Seiten man regelrecht fliegt und dessen Ende überrascht.
Ich habe noch nie einen Roman darüber gelesen der davon handelt, wie die Nachfahren mit den Untaten ihrer nationalsozialistisch gesinnten Eltern oder Großeltern umgehen. Schon deshalb interessierte und gefiel mir „Reingewaschen“.
Ich empfehle den absolut lesenswerten Debutroman von Claus Wechselmann sehr gerne weiter.