Cover-Bild Die Nickel Boys
11,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Hörbuch Hamburg
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 03.06.2019
  • ISBN: 9783844920949
Colson Whitehead

Die Nickel Boys

Torben Kessler (Sprecher), Henning Ahrens (Übersetzer)

Nach dem Triumph von Underground Railroad der neue Roman von Colson Whitehead

Florida, Anfang der 1960er-Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt.

Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.

Mit seinem Gespür für literarische Texte interpretiert der Schauspieler Torben Kessler die Geschichte der Nickel Boys Elwood und Turner einfühlsam und doch schonungslos.


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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2019

Mehr als 50 Gräber

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Die Nickel Boys ist der neue Roman des vielfach preisgekrönten US-amerikanischen Schriftstellers Colson Whitehead, der hiermit ein wichtige Thema der Zeitgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts aufnimmt. ...

Die Nickel Boys ist der neue Roman des vielfach preisgekrönten US-amerikanischen Schriftstellers Colson Whitehead, der hiermit ein wichtige Thema der Zeitgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts aufnimmt.
1962 ist eine besondere Zeit für die afroamerikanischen Menschen. Martin Luther King beeinflusste sie. Auch der junge Elwood Curtis ist von ihm beeindruckt. Aber der alltägliche Rassismus ist überall spürbar, Rasentrennung ist noch nicht angeschafft.

Elwood ist ein guter Schüler, aber durch einen Zufall kommt er schuldlos in die Jugendreformschule der Nickel Akademie. Ein Ort, in der Misshandlungen an der Tagesordnung sind. Eine rassistische Hölle, in der es vorkommt, dass manche Kids für immer verschwinden.
Mehr als 50 nicht gekennzeichnete Gräber werden nach Schließung der Anstalt gefunden.

Die Nickel-Boys hat nicht ganz die Wucht von Underground Railroad, aber er hat auch ein wichtiges Thema und mit dem sensiblen Elwood, der unvorbereitet in diese abartige Umgebung kommt, eine funktionierende Hauptfigur. Er ist klug, aber hilflos. Man kann ihn gut verstehen und die passende Sprache des Romans ermöglicht es, sich mit ihm zu identifizieren.
Der Roman schafft es gut, zu zeigen, was die Situation bei den Betroffenen auslöst und wie es sie prägt. Das ergibt sich zum Beispiel auch in den Diskussionen zwischen Elwood und seinem ebenfalls einsitzenden Freund Turner. Ist es wichtiger einfach nur zu überleben, egal wie oder ist es genauso wichtig, seine Anständigkeit nicht zu verlieren, um sich selbst nicht zu verlieren.

Mich hat das Buch so beeindruckt, das ich gleich noch ein älteres Buch (John Henry Days) von Colson Whitehead bestellt habe.

Die Hörbuchausgabe wird von Torben Kessler gelesen, der vor kurzen schon sehr mit Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker überzeugt hatte und für mich momentan zu den Top-Sprechern anspruchsvoller Unterhaltungsliteratur gehört.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Erschreckend, aber wichtiges Kapitel der Geschichte Amerikas

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Der Protagonist Elwood wuchs bei seiner Oma nach den Grundsätzen einer strengen Moral auf. Als Dunkelhäutiger bleibt ihm jegliche Form qualifizierter Bildung verwehrt, bis er eines Tages die Chance bekommt, ...

Der Protagonist Elwood wuchs bei seiner Oma nach den Grundsätzen einer strengen Moral auf. Als Dunkelhäutiger bleibt ihm jegliche Form qualifizierter Bildung verwehrt, bis er eines Tages die Chance bekommt, kostenlos am College Vorlesungen zu besuchen. Dort wird er allerdings nie ankommen, da er zufällig in ein gestohlenes Auto und daraufhin in eine Besserungsanstalt für Jugendliche - die Nickel Academy - gerät. Es gibt kein Entkommen. Seine Begeisterung für die Reden und Taten Martin Luther Kings verhelfen ihm dazu, diese Zeit leichter durchstehen. Doch dort angekommen, muss er schnell lernen, sich dem System der Anstalt zu beugen, um lebendig zu seiner Oma zurückkehren zu können.

Diese Geschichte ist emotional aufwühlend und von einem Gefühl der Trauer überdeckt. Zu hören, welcher Grausamkeit die Jungs ausgesetzt waren, ist erschreckend. Dass diese Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht und Whitehead die Situation Anfang der sechziger Jahre glaubhaft darstellt, ist nur schwer fassbar.
Dennoch ist es ein wichtiges Thema, welches der Autor interessant und eindrücklich vermittelt.

Der Einstieg, welcher in der heutigen Zeit spielt, ist gelungen. Er zeigt auf, dass es kein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte, sondern auch heute noch aktuell ist und aufgearbeitet werden muss. Zwischendurch wechselt die Geschichte von den Erfahrungen in der Besserungsanstalt zu der heutigen Zeit. Dies war für mich als Hörer an einigen Stellen verwirrend und zumeist erst im Nachhinein nachvollziehbar, um welchen Protagonisten es sich gerade handelt. Jedoch wird dies am Ende aufgelöst, sodass diese Passagen das Gesamtverständnis keineswegs beeinträchtigen.

Die Hauptfiguren sind ausführlich und zumeist tiefgehend mit Veränderungen ihres Verhaltens und ihres Charakters ausgestaltet, sodass es dem Hörer möglich ist, ihr Handeln zu verstehen und mit ihnen zu leiden.
Die Handlung ist jedoch auf einen großen Hauptaspekt beschränkt, sodass nicht viele verschiedene Handlungsstränge vorhanden sind und an einigen Stellen Tiefe fehlt oder das Geschehen sich nur sehr langsam entwickelt. Dennoch ist es im großen und ganzen keineswegs langweilig, sondern bringt dem Hörer durch die Vielzahl an Beschreibungen die dramatischen Umstände in einer Besserungsanstalt in Amerika der sechziger Jahre näher.

Positiv lässt sich bei dem Hörbuch zudem vermerken, dass der Sprecher Torben Kessler eine angenehme Stimme hat, die dem Hörer durch verschiedene Stimmlagen diverse Emotionen übermittelt und ihn nicht unberührt lässt.

"Die Nickel Boys" ist all denen zu empfehlen, die nicht vor ausführlicheren Beschreibungen von Grausamkeiten zurückschrecken und sich zusätzlich für die Lebenssituation (insbesondere der Dunkelhäutigen) in Amerika in den sechziger Jahren interessieren.