Hildes Leben und das Nibelungenlied
„...Frauen ziehen nicht in den Krieg. Du wirst einen hochangesehenen Mann heiraten...“
Diese Worte hört Hilde von ihrer Mutter. Hilde sieht das aber anders. Sie ist relativ frei aufgewachsen und benimmt ...
„...Frauen ziehen nicht in den Krieg. Du wirst einen hochangesehenen Mann heiraten...“
Diese Worte hört Hilde von ihrer Mutter. Hilde sieht das aber anders. Sie ist relativ frei aufgewachsen und benimmt sich mehr wie ein Junge. Ihre Familie gehört zum niederen Ad
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, der im 12. Jahrhundert spielt. Der Schriftstil gibt die Zeitverhältnisse gut wieder.
Hilde ist eine selbstbewusste junge Dame. Mit 12 Jahren soll sie verheiratet werden. Doch ihr zukünftiger Gatte erweist sich als übergriffig. Hilde wehrt sich.
Nun führt sie ihr Weg auf Burg Tronck. Dort sorgt Volker dafür, dass sie Lesen, Schreiben und Latein lernt. Schnell überflügelt sie die Jungen, mit denen sie unterrichtet wird. Zurückhaltung liegt nicht in ihrem Wesen. Dadurch macht sie sich schnell Feinde.
Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, schickt sie Volker, verkleidet als junger Mann, nach Worms. Dort soll sie seinen Bruder beim Studium unterstützen. Gut dargestellt wird, wie es damals in Studentenkreisen zugeht. Hilde ist sauer und lässt das auch Volker wissen.
„...Wer von niedriger Geburt ist, taugt also nichts, ganz egal, wie klug oder fleißig er ist?...“
Hildes Problem ist, dass sie sehr stur sein kann und immer ihren Kopf durchsetzen will. Das sorgt für Reibereien und Schwierigkeiten. Dass ihr Verhalten anderen massiv schadet, kann oder will sie nicht begreifen. Ab und an werden im Verlauf ihres Lebens die Parallelen zum Leben der Krimhild aus dem Nibelungenlied deutlich.
Ich kann es auch anders formulieren. Hilde schreibt im letzten Teil der Geschichte das Nibelungenlied und lässt dabei ihre eigene Geschichte mit einfließen.
Wichtige historische Ereignisse werden geschickt in die Handlung integriert. Das sind der Feldzug gegen die Wenden und die Krönung Friedrichs.
Außerdem erfahre ich einiges über das Leben in einem Kloster, das anfangs erstaunlich freizügig war. Hildegard von Bingen besucht dieses Kloster. Ihre Worte haben uns auch heute noch viel zu sagen:
„...Wir sind von der Natur abhängig, wir müssen sie schützen und im Einklang mit ihr Leben, oder wir werden nie Frieden und Harmonie finden...“
Natürlich tauchen auch andere historische Personen in der Geschichte auf. Auf ein Thema möchte ich noch kurz eingehen. Nach Judenprogromen in der Nähe des Klosters flieht eine junge Frau ins Kloster und darf bleiben. Ihre Visionen, die sie extrem verstören, werfen einen Blick ins 20. Jahrhundert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn mir die Protagonistin nicht sympathisch war. Dafür war sie zu selbstbezogen und nicht bereit, die Grenzen des Machbaren zu akzeptieren.