Autobiograhie also schwer zu bewerten
Autobiographien sind nicht literarisch im eigentlichen Sinne und deswegen kann ich an sie auch nicht den Maßstab anlegen, den ich an einen Roman, eine Erzählung etc. anlege. Autobiographien sind authentisch ...
Autobiographien sind nicht literarisch im eigentlichen Sinne und deswegen kann ich an sie auch nicht den Maßstab anlegen, den ich an einen Roman, eine Erzählung etc. anlege. Autobiographien sind authentisch – auch wenn sich fiktive Elemente sicher hier und da in die Erinnerung eines jeden Autors einschleichen – und einzigartig. Es ist keine Handlung die sich vollzieht sondern das Leben eines Menschen in der Retrospektive. Von daher: ich kann keine Rezension schreiben über „Die weiße Massai“, denn mein Instrumentarium, mit dem ich einen Roman, eine Erzählung etc. abklopfe kann ich hier nicht anwenden. Zudem fehlt mir das ethnologische Fachwissen um den Inhalt und die Positionen der Autorin einer postkolonialen Kritik zu unterziehen.
Von daher ist dies mehr ein kurzer Lesebericht über ein Buch, das in der autobiographischen Literatur (jetzt verwende ich ja doch das Wort) seit mehr als einer Dekade ein Klassiker und überdies mit Nina Hoss in der Hauptrolle verfilmt worden ist. Ich habe es erst jetzt gelesen, zum einen weil ich nicht oft Autobiographien lese, zum anderen weil Afrika mich thematisch nicht an vorderster Front gereizt hat. Irgendwie habe ich das Buch aber doch auf meine Bookcrossing-Wunschliste gepackt (nach dem Motto: vielleicht soll ich es ja lesen, aber unbedingt muss es nicht sein). Vor einigen Wochen schrieb mich eine freundliche Bookcrosserin an dass sie mir das Buch gerne weiterleiten würde und ich habe nicht nein gesagt.
Als es ankam habe ich es erstmal auf meinen SUB gelegt, doch irgendwie hat es mich magisch angezogen und trotz zweier unfertiger Bücher habe ich es angefangen zu lesen.
Erst erschreckte mich mit welcher Rigorosität die Schweizerin Corinne Hofmann der „Liebe auf den ersten Blick“ in einen Samburu-Mann verfallen ist, wie sie in ihrer Heimat alles aufgegeben hat. Doch nach und nach empfand ich immer mehr Interesse für diese Frau, die das Experiment eingegangen ist als Europäerin im ländlichen Kenia zu leben, bei einem Mann, den sie im Grunde nicht kannte und bei einem Volksstamm, der selbst im eigenen Land als fremde Randerscheinung wahrgenommen wird. Sie heiratet ihn, baut im abgeschiedenen afrikanischen Hochland ein Geschäft auf, passt sich seiner Kultur mehr oder weniger an und bekommt ein Kind im Buschhospital. Und das alles obwohl ihr schwere Krankheiten, die interkulturellen Schwierigkeiten und das Misstrauen ihres Mannes zusetzen.
Das Buch ist sehr einfach geschrieben, aber genau das macht es so authentisch. Hier erinnert sich jemand wirklich – und das ohne viel Schnörkel und eben in der ihm bzw. ihr eigenen Ausdrucksweise.
Die Rezeption dieses Buches ist sicher geteilt. Ich kann nicht sagen ob die Kultur der Samburu falsch dargestellt ist oder nicht und ob Frau Hofmann alles zu unreflektiert geschildert bzw. warum sie Massai und Samburu einander gleichgesetzt hat. Ich empfinde das Buch als sehr subjektiv und das ist auch gut so.