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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2024

Die Suche nach Grace

In den Farben des Dunkels
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Obwohl das Buch im Mittelteil seine Längen hat und durch seine Tragik nicht leicht verdaulich ist, hat es mich gepackt. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man sich bereits morgens auf das abendliche ...

Obwohl das Buch im Mittelteil seine Längen hat und durch seine Tragik nicht leicht verdaulich ist, hat es mich gepackt. Es ist eines dieser Bücher, bei denen man sich bereits morgens auf das abendliche Lesen freut.

Die Charaktere sind das absolute das Herzstück des Romans. Sie sind so vielschichtig erschaffen, als würden sie direkt aus dem echten Leben kommen. Abwechselnd begleiten wir Patch und Saint über viele Jahre ihres Lebens, leben und leiden mit ihnen. Patch ist getrieben von der verzweifelten Suche nach Grace. Wenn von einem vermissten Mädchen berichtet wird, sucht er die Eltern auf, in der Hoffnung, endlich Grace zu finden. Saint hingegen versucht Patch wieder in das normale Leben und die Gegenwart zurückzuholen, sie möchte ihren Freund zurückgewinnen, den sie an ein Mädchen verloren hat, dessen Gesicht er in der vollkommenen Dunkelheit seines Gefängnisses nie gesehen hat und an dessen Existenz jeder zweifelt.

Verlust und Hoffnung sind tragende Elemente der Geschichte. Und auch wenn die Geschichte auf einem Verbrechen fußt, ist es kein Krimi, der Fokus liegt stärker auf dem Emotionalen als auf den Ermittlungen. Es geht darum, was es mit einem Menschen macht, der Furchtbares erlebt hat, wie es ihn, seine Familie und Freunde aus dem Leben herausreist und wie schwer der Weg zurück in die Normalität ist.

Die blumige, manchmal fast ins kitschige abrutschende Sprache von Chris Whitaker muss man mögen. Ich fand bereits seine anderen beiden Bücher toll und auch dieses ist für mich wieder ein Highlight!

Veröffentlicht am 02.11.2024

Absurd intelligente, überzeichnete Charaktere

Eine Frage der Chemie
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Das Buch erzählt eine nette Geschichte mit einer wichtigen Botschaft und auch der Inhalt wäre interessant gewesen: eine Frau, die wissenschaftlich hochbegabt ist und in den 1950ern gegen den Status quo ...

Das Buch erzählt eine nette Geschichte mit einer wichtigen Botschaft und auch der Inhalt wäre interessant gewesen: eine Frau, die wissenschaftlich hochbegabt ist und in den 1950ern gegen den Status quo ihrer Zeit ankämpfen muss. Als feministisches Meisterwerk gelobt, habe ich nun also eine Geschichte über eine toughe Wissenschaftlerin erwartet, die beeindruckt, inspiriert und Mut macht. Stattdessen ist da Elizabeth Zott. Sie ist überragend in allem was sie tut: eine intelligente Chemikerin, strahlend schön und eine phantastische Köchin. Wenn andere Eltern Spinat kochen hassen die Kids es, wenn Elizabeth Spinat kocht ist es das Beste was das Kind jemals gegessen hat. Mhm, ja…

Überhaupt habe ich das mit der Kochshow nicht verstanden. Den Job bekommt sie, weil sie den Produzenten mit ihrer „besonderen Art“ begeistert und das ganze Land interessiert sich plötzlich für Chemie. Elizabeth ist ruppig, schon fast dämlich naiv, sozial komplett unbeholfen und kaum in der Lage zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen. Sie trägt einen meist unbegründeten Hass und eine Verachtung gegen so ziemlich alles in sich. Wie also kann sie die Zuschauer für sich einnehmen und mit einer Kochshow, bei der sie Salz als Natriumcarbonat bezeichnet und zum Kochvorgang die chemischen Prozesse beschreibt, die Massen begeistern? Nur weil sie Elizabeth Zott ist? Das ist mir zu wenig - und Sätze wie “Furchtlosigkeit in der Küche wird zu Furchtlosigkeit im Leben” sind mir zu plump.

Auch beim Rest der Familie geizt die Autorin nicht mit Superlativen. Tochter Madeline liest mit vier Jahren bereits Romane und wissenschaftliche Artikel, begreift komplexe Zusammenhänge und schreibt im Sandkasten lieber E=mc² anstatt dort zu spielen. Der Familienhund ist ebenfalls absurd intelligent, holt das Kind selbstständig von der Schule ab, versteht hunderte Worte und begreift die Welt um sich herum als wäre er ein Mensch. Wenn er aus eigenem Antrieb Blumen aufs Grab legt oder über Philosophen nachdenkt ist mir das zu fantastisch und für mich fehlplatziert im Roman.

So missglückt ich die extrem überzeichneten Charaktere fand, so gut ist der Schreibstil. Die Story ist spannend und temporeich erzählt und liest sich richtig gut. Schade ist dann aber wieder, dass viele sehr ernste Themen inhaltlich aufgegriffen werden und einfach dadurch gelöst werden, dass die Charaktere sie ignorieren. Gerade bei der vorkommenden psychischen und physischen Gewalt ist mir das zu wenig.

Ich wollte das Buch wirklich mögen, aber am Ende hat es mich nur enttäuscht.

Veröffentlicht am 30.10.2024

Macht Spaß

Ottolenghi Comfort
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Ich hatte bereits viel Spaß beim Ausprobieren der Rezepte und habe mich an mehreren Rezepten versucht. Bisher haben alle davon super einfach geklappt und wahnsinnig gut geschmeckt!

Zu jedem Rezept gibt ...

Ich hatte bereits viel Spaß beim Ausprobieren der Rezepte und habe mich an mehreren Rezepten versucht. Bisher haben alle davon super einfach geklappt und wahnsinnig gut geschmeckt!

Zu jedem Rezept gibt es ein paar Sätze zur Entstehung, warum es für den Autor zum Comfort Food zählt und wo es Abwandlungen zum „Original“ gibt. Super fand ich, dass oft auch angegeben ist, was sich ggf. einen Tag vorher vorbereiten lässt und wie lange sich das fertige Gericht im Kühlschrank hält.

Die Zubereitung macht viel Spaß, benötigt oft aber auch einiges an Zeit, nur ein Teil der Rezepte wäre für mich entspannt nach der Arbeit machbar. Hilfreich wäre es daher, wenn gleich zu Beginn des Rezeptes die Zubereitungs- und Kochzeit angegeben wäre, so könnte man schnell sehen was man lieber in Ruhe am Wochenende kocht. Die meisten Rezepte lassen sich ohne umständliche Suche nach den Zutaten nachkochen und für spezielle Zutaten werden oft Alternativen angeboten.

Veröffentlicht am 12.10.2024

Starker Beginn, ab der Mitte schwächer

Yellowface
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Das auffällige knallgelbe Cover und die große PR hatten schließlich auch bei mir Erfolg und ich habe zum Buch gegriffen. Da mich Hypes regelmäßig enttäuschen, bin ich nicht mit der Erwartung ein Jahreshighlight ...

Das auffällige knallgelbe Cover und die große PR hatten schließlich auch bei mir Erfolg und ich habe zum Buch gegriffen. Da mich Hypes regelmäßig enttäuschen, bin ich nicht mit der Erwartung ein Jahreshighlight zu lesen ans Buch gegangen. Am Ende war es dann ein gutes aber kein absolut herausragendes Buch.

Die Einblicke in das Autorenleben und die Verlagswelt fand ich sehr interessant. Auch Junes Rechtfertigungen für die Plagiate, die Hetze über die sozialen Medien und das Thema kulturelle Aneignung sind gut umgesetzt und regen an vielen Stellen zum Nachdenken an. Wer keine unsympathischen Protagonisten mag sollte einen Bogen um das Buch machen. June ist egoistisch, bemitleidet sich gerne mal selbst und sieht dabei gerne über ihre Fehler und Schwächen hinweg. Ich mochte sie also überhaupt nicht, gestört oder genervt hat mich das aber nicht. Es war es einfach eine treffende Beschreibung ihres Charakters.

Die Geschichte hatte ab der Mitte dann leider irgendwann einen Durchhänger, die Handlung kam nicht mehr so wirklich voran, gefühlt wiederholte sich vieles. Die Auflösung zum Ende wird ebenfalls recht hinausgezögert, dabei war schon ziemlich schnell klar was es mit Athenas Geist auf sich hat.

Fazit
Ein gut und flüssig geschriebenes Buch, das richtig stark beginnt, dann aber leider etwas abflacht. Man merkt aber wie begabt die Autorin ist, so dass ich sie definitiv im Auge behalten werde!

Veröffentlicht am 11.10.2024

Großartig!

Trophäe
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Bei Hunter White ist der Name Programm: weiß, reich, Großwildjäger. Am liebsten jagt er in Afrika, wo er nun mit dem Abschuss eines Nashorns die „Big Five“ abhaken will. Doch Wilderer kommen ihm zuvor ...

Bei Hunter White ist der Name Programm: weiß, reich, Großwildjäger. Am liebsten jagt er in Afrika, wo er nun mit dem Abschuss eines Nashorns die „Big Five“ abhaken will. Doch Wilderer kommen ihm zuvor und bringen ihn um die Trophäe. Hunter ist wütend und enttäuscht – wie können sie es nur wagen sein Nashorn zu töten, wo doch ER das Recht auf dessen Tod gekauft hat. Da macht ihm sein Jagdleiter ein unerwartetes Angebot: die Trophäenjagd auf einen Menschen. Denn der Mensch ist doch auch ein sehr schwer zu jagendes Tier, noch dazu ein gefährliches Raubtier – warum diesen also nicht auch einmal jagen? Das macht aus den Big Five die Big Six.

Das moralische Gedankenspiel der Autorin funktioniert so gut, weil Hunter kein blutdurstiger, geisteskranker Jäger ist. Er hat ein konkretes Bild wie eine „faire“ Jagd zu erfolgen hat, schießt zum Erhalt der Populationen nur ausgewählte Tiere und möchte zwar töten aber auf keinen Fall das Tier dabei leiden lassen. Die Vorstellung einen Menschen zu jagen stößt ihn zuerst ab, langsam lotet er dann die moralischen Grenzen aus, findet Vergleiche, Begründungen und Rechtfertigungen. Diese psychologische Anteile der Geschichte sind großartig gelungen und faszinierend zu lesen.

Auch die Szenen in der afrikanischen Wildnis sind wahnsinnig lebendig beschrieben, man fühlt die drückende Hitze und sieht die Landschaft vor sich, während man mit Hunter und seinen Fährtenlesern durch die hohen Gräser streift.

Ein großer Buchtipp für alle die gerne herausfordernde, unbequeme Geschichten lesen.