Yuval Noah Harari wurde mit seinem Buch über die Geschichte der Menschheit weltweit bekannt, diesmal widmet er sich mit „Nexus“ Informationsnetzwerken und künstlicher Intelligenz. Dabei geht es aber um kein hollywoodreifes Zukunftsszenario, wo Roboter außer Kontrolle geraten und die Welt zerstören möchten. Vielmehr wird thematisiert, welche Auswirkung blindes Vertrauen in KI-Entscheidungen und KI-Wissen haben und welche Einflüsse Algorithmen auf uns nehmen können und teils schon heute haben.
Im ersten Drittel des Buches bleiben Computer und KI aber erstmal außen vor, denn es geht um menschliche Netzwerke. Harari berichtet wie sich die Weitergabe von Informationen historisch entwickelt hat, beginnend mit mündlichen Erzählungen, über Tontafeln bis hin zu Buchdruck, Telegrafie und Fernsehen. Aus Hararis Sichtweise bilden sich aus Informationen Informationsnetzwerke, das waren z.B. im Mittelalter die Dorfgemeinschaft oder heutzutage der Freundeskreis. Früher wie heute tauschte man sich über das Gehörte und die eigene Meinung dazu aus. Hier beschreibt Harari auch, wie lange sich Menschen schon von Fehlinformationen und Verschwörungstheorien beeinflussen lassen, bestes Beispiel dafür ist die Hexenverfolgung im Mittelalter. Durch den Buchdruck war es plötzlich möglich, dass Geschichten nicht nur von Ohr zu Ohr wanderten sondern in gedruckter Form eine viel breitere Masse erreichten. Den ersten Abschnitt des Buches fand ich großteils sehr interessant, an manchen Stellen aber auch sehr theoretisch und etwas zu ausschweifend.
Der Rest des Buches thematisiert dann die angekündigte künstliche Intelligenz, permanent wachsende Datenmengen und die aktuellen technologischen Entwicklungen. Was also ändert sich durch KI? Kurz gesagt: bisher haben Menschen Informationen erstellt, weitergetragen oder gefiltert. Mit der KI gibt es hier nun einen weiteren Akteur, der nicht nur durch Algorithmen beeinflussen kann, welche Nachrichten wir in unserem Newsfeed sehen, sondern auch Texte oder Bilder selbstständig erstellen kann. Zwar orakelt Harari für meinen Geschmack an manchen Stellen etwas zu viel, insgesamt verteufelt er moderne Technologien aber nicht, sondern picht auf einen verantwortungsvollen, durchdachten Umgang und weist auf Gefahren, Risiken und ethische Herausforderungen hin. Ich habe mich ohne viel Vorwissen zum Thema an das Buch gewagt und hatte keine Probleme mit dem Verständnis. Harari erklärt so deutlich, dass er auch Laien abholt. Das Buch ruft einem ins Gedächtnis, wieder kritischer zu sein. Beeindruckend fand ich, wie schon heutzutage Algorithmen in der Lage sind unsere Entscheidungen zu beeinflussen, oft nimmt gar nicht mehr so wirklich wahr, wie tief KI bereits in unser Leben eingreifen kann.