Ein spannender historischer Roman über die Hexenverfolgung im 15. Jahrhundert!
"Seelenfeuer" ist ein historischer Roman von der Autorin Cornelia Haller. Ich habe bisher noch nichts von der Autorin gehört, mit diesem Roman konnte sie mich aber sehr positiv überraschen. Das Buch behandelt ...
"Seelenfeuer" ist ein historischer Roman von der Autorin Cornelia Haller. Ich habe bisher noch nichts von der Autorin gehört, mit diesem Roman konnte sie mich aber sehr positiv überraschen. Das Buch behandelt die Hexenverfolgung im 15. Jahrhundert rund um den Bodensee und ist sehr authentisch aufgearbeitet.
Inhalt: Als Luzia von einem kleinen Dorf am Bodensee in die Stadt Ravensburg als Hebamme bestellt wird, ahnt sie noch nicht, dass ihr dunkle Zeiten bevorstehen. Denn ein schweres Hagelunwetter vernichtet die ganze Ernte und eine anschließende Hungersnot verdammt die Bevölkerung ins Elend. Der mächtige Kaplan der Stadt ist sich sicher, dass dies das Werk des Teufels ist und sein Auge fällt sofort auf die junge Hebamme, die neu in der Stadt ist und sich mit allerlei Kräuterhandwerk auskennt. Luzia versucht den Frauen der Stadt Beistand zu leisten, doch sehr schnell muss sie erfahren, dass der Aberglaube der Menschen ein ganzes Leben zerstören kann.
Cover und Design: Das Cover des Buches ist überraschend unschuldig gestaltet. Der Inhalt des Buches ist sehr viel düsterer, als es das Cover vermuten lässt. Ich finde das Design des Covers aber sehr hübsch mit den unterschiedlichen Kräutern. Die Schriftart des Titels hätte ich anders gewählt, der Gesamteindruck ist aber ansprechend. Der Einband des Taschenbuchs ist nicht foliert, sondern natürlich in Karton gehalten, was sich sehr angenehm in der Hand anfühlt.
Meine Meinung: Ich habe das Buch in einem öffentlichen Bücherschrank entdeckt und bin sehr überrascht, dass ich bisher noch nichts von der Autorin gehört habe. "Seelenfeuer" ist ein historischer Roman, der unschuldig startet, aber sehr bald in ein düsteres Fiasko mündet. Sehr authentisch hat die Autorin die Zeit der Hexenverfolgung dargestellt und wie schnell sich ein kleiner Funke zu einem Inferno entwickeln kann. Das 15. Jahrhundert gehört zur dunkelsten Zeit Europas, in der sich die Bevölkerung durch ihren Glauben und mangelnder Schulausbildung wieder zurück entwickelte. Die Autorin hat sehr viel recherchiert und die Darstellung dieser Zeit ist ihr sehr gut gelungen. Man merkt, dass die Autorin selbst aus der Umgebung kommt, in der der Roman spielt, denn die Umgebungsbeschreibungen waren detailliert und anschaulich beschrieben. Die Geschichte spielt rund um den Bodensee, ein Gebiet in der nachweislich Hexenverbrennungen stattgefunden haben. Die Autorin hat daraus einen unterhaltsamen aber auch schockierenden Roman gemacht, der mich sehr positiv überraschen konnte. Wir begleiten die junge Hebamme Luzia, die aus ihrem Dorf in die Stadt Ravensburg zieht um ihren Beruf dort auszuüben. Luzia ist naiv unschuldig, aber eine sehr starke junge Frau, die an das Gute im Leben glaubt. Leider sind ihr Wille und ihre moralischen Vorstellungen oft größer als ihr Verstand und schnell muss sie erfahren, dass der Glaube der Menschheit tiefer sitzt als Dankbarkeit und es für ein Unglück immer einen Sündenbock geben muss. Luzia ist sehr sympathisch und eine beeindruckende Protagonistin, auch wenn ich sie manchmal gerne kräftig durchgeschüttelt hätte. Das Buch verändert sich ab der Hälfte von einem fröhlichen, unschuldigen Roman zu einer düsteren Schicksalserzählung. Der Autorin ist dieser Wandel sehr gut gelungen und langsam wird aus einer Mücke ein Elefant. Der Inhalt und Werdegang der Geschichte ist sehr authentisch und ab der Hälfte des Buches besteht das größte Gefühl beim Lesen aus Wut und Hass.
Der Schreibstil des Buches ist das Einzige, das mir, vor allem zu Beginn, nicht ganz zugesagt hat. Der Schreibstil war mir persönlich zu einfach und nicht geradlinig genug. Die Erzählung wechselte oft zwischen Personen hin und her und wanderten von Luzias Sicht zu den Gedanken anderer Personen. Bei einem Kapitelwechsel oder einem erkennbaren Absatz ist dies völlig in Ordnung, wenn dies aber von Satz zu Satz geschieht, verwirrt es und stört meinen Lesefluss. Der Inhalt des Buches war aber sehr überzeugend und der Schreibstil ist während des Buches auch besser geworden, oder ich habe mich daran gewöhnt.
Das Ende ist zwar ziemlich abrupt, bildet aber einen gelungenen Abschluss. Fans von Happy-Ends würde ich die Geschichte nicht empfehlen. Das Ende ist speziell und ich kann mir vorstellen, dass es vielen nicht gefallen könnte.
"Seelenfeuer" ist ein überzeugender, historischer Roman aus der Zeit der Hexenverfolgung. Das Cover täuscht gewaltig und dahinter steckt eine sehr authentische Erzählung, die die Schrecken des dunklen Mittelalters zeigt, in der der katholische Glaube weit über Vernunft und Verstand stand. Für diesen Roman benötigt man starke Nerven und die Geschichte regt zum Nachdenken an. "Seelenfeuer" ist einer der besten historischen Romane über Hexenverfolgung, die ich bisher gelesen habe. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und die Geschichte authentisch wiedergegeben. Große Leseempfehlung!