Das Leben als Kind alkoholkranker Eltern
Cornelia Hoppes „Säuferkind“ ist ein autobiografisches Werk, und solche Bücher zu bewerten, ist immer schwierig. Hoppes Geschichte ist zutiefst erschütternd und macht betroffen: Als Kind alkoholkranker ...
Cornelia Hoppes „Säuferkind“ ist ein autobiografisches Werk, und solche Bücher zu bewerten, ist immer schwierig. Hoppes Geschichte ist zutiefst erschütternd und macht betroffen: Als Kind alkoholkranker Eltern wächst sie unter katastrophalen Bedingungen auf und heiratet später selbst einen Mann, der trinkt. Viele ihrer Erlebnisse gehen unter die Haut und schärfen den Blick für die Lebens- und Gefühlswelten von Kindern, die unter ähnlichen Umständen aufwachsen. Es ist ein Buch, das sensibilisiert und sicherlich auch für Hoppe selbst eine Art Therapie war – dafür ziehe ich meinen Hut.
Der Schreibstil hat mich allerdings nicht überzeugt. Viele Sätze beginnen mit „und“, wirken unfertig, fast wie ein Entwurf. Die Sätze sind teilweise so kurz, dass der Lesefluss abgehakt ist. Besonders in den ersten Kapiteln, die die Zeit vor Hoppes Geburt thematisieren, gibt es viele Sprünge. Es liest sich wie eine lose Aneinanderreihung von Stichpunkten. Im weiteren Verlauf wird das zwar um einiges besser, aber ein literarisches Highlight darf man hier nicht erwarten.
Die zwischendurch eingeschobenen Kurzinfos zu Webseiten, Studien und Interviews fand ich ebenfalls störend. Sie reißen einen aus der Erzählung und nehmen dem Buch etwas von seiner Intensität. Für mich haben sie wenig zum Verständnis beigetragen und eher den Lesefluss behindert.
Trotz dieser Schwächen ist Säuferkind ein wichtiges Buch. Es öffnet die Augen für ein oft verdrängtes Thema und erzählt eine Geschichte, die lange nachwirkt. Wer sich nicht am Stil stört, wird hier einen tiefen Einblick in ein Leben finden, das so viele Menschen betrifft und doch so selten zur Sprache kommt.