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Veröffentlicht am 18.11.2024

Ein sensibilisierendes Buch über Hass im Netz

Was wir nicht kommen sahen
1

Ada, 18 Jahre alt, verabschiedet sich eines Abends von ihren Eltern – und wählt den Freitod. Zurück bleiben ihre Eltern, auf der Suche nach Antworten und einem Grund.

Katharina Seck hat mit Was wir nicht ...

Ada, 18 Jahre alt, verabschiedet sich eines Abends von ihren Eltern – und wählt den Freitod. Zurück bleiben ihre Eltern, auf der Suche nach Antworten und einem Grund.

Katharina Seck hat mit Was wir nicht kommen sahen eine Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht und lange im Gedächtnis bleibt. Ihr außergewöhnlich poetischer Schreibstil ist beeindruckend und malt Bilder, die die Schwere des Themas in einem fast zu schönen Licht erscheinen lassen. Metaphern und Vergleiche durchziehen das Buch und sorgen für eine besondere Atmosphäre, doch manchmal hätte die Handlung mehr Raum gebraucht. Auch wenn ich Secks gesellschaftlichen und politischen Aussagen zustimme, fühlte sich der Roman an manchen Stellen eher wie ein Essay oder eine Rede an.

Das Thema des Romans ist schmerzhaft aktuell: Cybermobbing, Verlust, Misogynie, Trauer und Freundschaft. Diese Aspekte sind mit großer Sensibilität beschrieben, oft so nah, dass sie wehtun. Besonders die Perspektivwechsel zwischen Ada, den anonymen Usern im Netz und ihrer Mutter Jenny – zwischen Vergangenheit und Gegenwart – machen die Geschichte lebendig und spannend. Obwohl man von Anfang an weiß, dass Ada ihrem Schicksal nicht entkommen wird, hofft und bangt man trotzdem mit.

Das Buch sensibilisiert auf eindringliche Weise für die Mechanismen von Hass im Netz und die Strukturen, die es erlauben, ihn anonym und straffrei zu verbreiten. Es ist daher ein wichtiges Werk – nicht nur für Jugendliche, um die Dynamik und Konsequenzen von Cybermobbing zu verstehen, sondern auch für Eltern, die die Gefahren der digitalen Welt besser greifen möchten. Seck zeigt, wie schnell aus Hass eskalieren kann, und wie machtlos Einzelne dem gegenüber sein können.

Doch es gibt auch Schwächen. Manche Gespräche wirken auf mich konstruiert, fast schon lehrbuchhaft. Adas reflektierte Art passt nicht immer zu ihrer inneren Zerrissenheit – ihre Angst, Paranoia und Hilflosigkeit erscheinen zu flach. Auch Jennys Trauerverarbeitung schreitet für meinen Geschmack zu schnell und linear voran. Nach nur sechs Wochen wirkt sie erstaunlich gefasst, verzeiht, wo noch Schmerz und Wut Platz gehabt hätten. Besonders die Zeit direkt nach der Nachricht von Adas Tod hätte ich als Leserin gerne mitverfolgt. Die Zeit, in der die Welt dann auseinanderbricht und zerbrochen bleibt – sie fehlt mir. Auch die Perspektiven der anonymen User, die Hass säen, wirken zu bewusst. Hier hätte ich mir unreflektierte, impulsive Figuren gewünscht, die nicht einmal ansatzweise hinterfragen, was sie anrichten.

Was wir nicht kommen sahen ist ein kraftvolles Buch, das sich gesellschaftlich relevanter Themen annimmt. Zwischen den Zeilen blitzen Botschaften über Feminismus, Männerbilder und soziale Verantwortung hervor. Ein lesenswertes Werk, das zum Nachdenken anregt und lange nachklingt.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Langweilig und unsympathisch

Mordscoach
1

Die Prämisse des Buches fand ich ganz witzig: gerade eine Therapeutin bzw. Coach tötet die Affäre ihres Mannes und wird dann wohl zur Serienmörderin. Es hätte ein Buch mit einer bösen, aber doch sympathischen ...

Die Prämisse des Buches fand ich ganz witzig: gerade eine Therapeutin bzw. Coach tötet die Affäre ihres Mannes und wird dann wohl zur Serienmörderin. Es hätte ein Buch mit einer bösen, aber doch sympathischen Frau sein können, dass Spannung aufbaut, in dem man sich fragt, ob sie wohl der Jagd der Polizei entkommen kann. Das ganze gespickt mit Humor und psychologischen Insights und es hätte gut sein können.

Tja, falsch gedacht. Mit Wortwitz kann das Buch nicht trumpfen. Der Humor ist über das ganze Buch repetitiv und kann einen nicht aus der Reserve locken.
Die psychologischen Elemente wirken arg aus der Luft gegriffen und absurd. Insbesondere die spontanen Einfälle, die natürlich mit einem sechsten Sinn erahnt werden, wirken übermäßig konstruiert. Viel brainstormt sie dann einfach während den Sitzungen und stellt so lange suggestive Fragen, bis die Klienten das sagen, was irgendwie dazu passt. Persönlichkeiten und Absichten durchschaut sie sofort und schreibt Personen ihre Einfälle zu, hier ein Beispiel:

> „Kommissar nickt. »Ich weiß«, sagt Quast und schaut mir ebenso direkt in die Augen. »Aber ich fand Regeln schon immer scheiße.« »Ah, das ist dein übersteigerter Autonomiedrang. Regeln sind Kontrolle, und das wirkt bedrohlich auf dich, du fühlst dich eingeengt, und daher der Wunsch nach Freiheit, diese Lonesome Wolf-Attitüde.«“

Der Spannung bleibt auch auf der Strecke. Alle Handlungen werden schon unzählige Kapitel davor angedeutet oder direkt vorab gesagt. Beispielsweise wird die Vergangenheit unserer Protagonistin immer wieder betont, obwohl es am Ende durch Jakob viel interessanter gewesen wäre. Durch dieses vorweg nehmen ist die Handlung dann einfach nicht überraschend.
Hinzu kommen die fadenscheinigen Mordabsichten und darüber hinaus sind ganze zwei von Morde einfach nur banale Unfälle - jemand fällt und ist sofort tot.
Die ganze Masche mit der Polizeiarbeit ist leider auch nicht überzeugend. Der Kommissar wird dann einfach angeflirtet und erzählt ihr alles aus den Ermittlungsarbeiten, ist klar. Einfach alles ist unrealistisch. -Ende

Unsere Protagonistin ist dazu unfassbar unsympathisch. Ein schlechter Mix. Ihre Gedanken sind ziemlich eintönig und flach und dazu kommt dann noch eine Bandbreite an Sexismus und Fatphobia. Ich habe tatsächlich gehofft, dass sie einfach auffliegt und verhaftet wird. Hier ein Beispiel zu ihren Gedanken bezüglich Seitensprüngen, bei der ich die Absicht zwar verstehe, das Wort „verantwortlich“ aber echt lächerlich ist:

> „Denn ich als Paartherapeutin weiß: Es sind in fast allen Fällen beide Partner dafür verantwortlich, dass sich einer von ihnen jemandem außerhalb der Beziehung zuwendet.“

Ihre Gedanken zu Sex mit ihrem Mann sind folgende:
> „Und es ist female empowerment at its best. Ich habe mir das genommen, was ich wollte. Meinen Mann.“

Und hier hat sie für mich den Vogel abgeschossen:
> „Jakob sitzt auf der Couch und liest. Ich sehe seine Wuschelhaare von hinten, und mich packt der Drang, von hinten hineinzupacken, sein Gesicht zu mir zu beugen und ihm einen langen, intensiven Kuss zu geben. Mir zu nehmen, was mir zusteht. Meinen Mann. Meinen Sex.“

Igitt!

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Beeindruckendes Debüt

Happy End
7

Die frischgebackene Mutter Isa genießt das Glück mit ihrem kleinen Baby Ben in vollen Zügen – bis er plötzlich von einem Moment auf den anderen verschwindet. Der Albtraum aller Eltern wird wahr, und Isa ...

Die frischgebackene Mutter Isa genießt das Glück mit ihrem kleinen Baby Ben in vollen Zügen – bis er plötzlich von einem Moment auf den anderen verschwindet. Der Albtraum aller Eltern wird wahr, und Isa macht sich selbst schwere Vorwürfe, nicht aufmerksam genug gewesen zu sein. Wurde Ben entführt? Geht es ihm gut? Diese quälenden Fragen bleiben unbeantwortet, selbst als Ben nach Monaten überraschend gefunden wird. Das Familienglück des jungen Paares scheint wieder hergestellt… oder?

Sarah Bestgen, selbst Psychologin, hat mit ihrem Debüt ein beeindruckendes Werk geschaffen. Ihr Schreibstil ist so flüssig, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Sie versteht es meisterhaft, ihre Charaktere lebendig wirken zu lassen. Besonders die Gefühlswelt der jungen Mutter – ihre Verzweiflung, Trauer und Selbstvorwürfe – ist eindringlich und glaubhaft beschrieben, was sicherlich von Bestgens beruflichem Hintergrund profitiert.

Der Spannungsbogen steigert sich unaufhaltsam im Verlauf des Buches. Keine Sekunde kam Langeweile auf – man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Von Anfang bis Ende konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und habe mehrmals vergessen, dass ich überhaupt gerade lese, so sehr habe ich mich ins Buch hinein versetzt gefühlt. Das Buch ist spannend, emotional und hat mich an vielen Stellen tief berührt.
Dabei lädt die Handlung zu wilden Spekulationen ein, und obwohl man mitfiebert und Theorien aufstellt, bleibt die tatsächliche Auflösung bis zuletzt unvorhersehbar. Besonders die Kapitel vor der Enthüllung haben mich stark beeindruckt: Die Ereignisse verdichten sich, die Verbindungen werden immer komplexer, und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt.

Allerdings hat mich die rasante Auflösung etwas enttäuscht und auch die Figuren verloren für mich an Authentizität. Ein überraschender Plottwist blieb aus, und die Auflösung fühlte sich für mich unfertig an. Manche Elemente wirkten nicht völlig schlüssig. Vielleicht hat mich das Ende auch deshalb enttäuscht, weil die vorhergehenden Kapitel so unglaublich packend waren.

Insgesamt hat Sarah Bestgen ein großartiges Debüt vorgelegt, und ich hoffe, dass sie weitere Bücher schreibt. Direkt im Anschluss habe ich mir die Anthologie „Das Böse vor deiner Tür: Unheimliche Geschichten“ geschnappt, bei der sie mitgewirkt hat. So gut war Happy End geschrieben!

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Eine fesselnde Reise in die Tiefen der menschlichen Emotionen

Dirty Diana: Das Erwachen
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In diesem Roman wird Diana in den Strudel ihrer Vergangenheit gezogen, als sie in ihrer unglücklichen Ehe zufällig auf ein Bild ihres ehemaligen Liebhabers stößt. Was zunächst als einfacher Rückblick auf ...

In diesem Roman wird Diana in den Strudel ihrer Vergangenheit gezogen, als sie in ihrer unglücklichen Ehe zufällig auf ein Bild ihres ehemaligen Liebhabers stößt. Was zunächst als einfacher Rückblick auf vergangene Zeiten beginnt, entwickelt sich zu einer intensiven Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Verlangen und ihren Gefühlen, die sie längst verloren geglaubt hatte.

Das Buch ist packend geschrieben und lässt sich regelrecht verschlingen. Die vielschichtigen Charaktere wirken dabei erstaunlich real – sie sind nicht perfekt, sondern tragen ihre eigenen Schwächen und Unsicherheiten. Genau diese Authentizität macht die Figuren so lebendig und nahbar.

Der Roman bietet eine erfrischende Perspektive, die sich von typischen Geschichten dieser Art abhebt. Nach dem spannenden Cliffhanger kann ich es kaum erwarten, den zweiten Teil in die Hände zu bekommen!

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Elektrisierend, gerade für junge Leute

Moralische Ambition
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Das Cover hätte mich im Handel vermutlich kaum angesprochen – es wirkt wie ein typisches Buch über Berge, und die Kompassnadel ist mir erst auf den zweiten oder sogar zehnten Blick aufgefallen. Dennoch: ...

Das Cover hätte mich im Handel vermutlich kaum angesprochen – es wirkt wie ein typisches Buch über Berge, und die Kompassnadel ist mir erst auf den zweiten oder sogar zehnten Blick aufgefallen. Dennoch: Der Titel ist gut lesbar und vor allem prägnant.

Das Thema finde ich großartig! Mehr Menschen sollten solche Bücher lesen – insbesondere jene, die nicht in prekären Verhältnissen leben. Natürlich schließt das viele Menschen auf der Welt aus, aber in westlichen Ländern ist diese Zielgruppe genau richtig angesprochen.

Die Umsetzung des Themas finde ich ebenfalls gelungen. Das Buch bietet eine optimistische Perspektive, die zugleich fordert. Wer einfach nur eine Liste von Petitionen sucht, die man unterzeichnen könnte, wird hier nicht fündig und sollte vielleicht besser im Internet suchen. Bergmans Werk hingegen ist elektrisierend und möchte zum Handeln motivieren. Er bringt zahlreiche Beispiele erfolgreicher Pioniere ein und zeigt auf, wie Veränderung - auch nur als Mitmacher - möglich ist.
Alles in allem ein inspirierendes und aktivierendes Buch, das insbesondere (junge) Menschen lesen sollten, um nicht im Unmoralischen Strom der Masse zu verenden.

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