Ein außergewöhnliches Bilderbuch!
Das Bilderbuch "Der Tag der Wale" besticht durch seine grandiosen, detailreichen und lebensnahen Bleistiftzeichnungen. Eventuell ist das Buch, was die Grundthematik anbelangt, eher etwas für Erwachsene, ...
Das Bilderbuch "Der Tag der Wale" besticht durch seine grandiosen, detailreichen und lebensnahen Bleistiftzeichnungen. Eventuell ist das Buch, was die Grundthematik anbelangt, eher etwas für Erwachsene, da Kinder den Kern darin noch nicht so recht greifen können, weil politisches Wissen fehlt. Aber dass sich die Menschheit gegen die sanften Riesen – die so plötzlich am Himmel erscheinen – so falsch verhält, das erkennen auch schon die jungen Leser. Meine Kinder und ich waren von der Bildgewalt sehr beeindruckt. Ein Text war gar nicht notwendig und so verzichteten die Macher auch darauf.
Der Ideengeber und der Illustrator:
Davide Calì alias Cornelius (geboren 1972) ist ein italienischer Autor und Illustrator von Bilderbüchern, Comics und Graphic Novels. Er schreibt und illustriert vorwiegend Kinder- und Jugendbücher. Sie wurden bereits in 30 Sprachen übersetzt und in einigen Ländern veröffentlicht.
Tommaso Carozzi kommt aus Verona und studierte Kunst und Illustration. Seine Bleistift und Graphitzeichnungen haben einen großen WIedererkennungswert. Seine Werke wurden außerdem auch auf der Biennale in Venedig ausgestellt.
Inhalt:
„Eine große Stadt, ein sonniger Tag. Plötzlich werfen große Gebilde riesige Schatten auf die Straßen: gigantische Wale schweben lautlos und elegant zwischen den Gebäuden – Blauwale, Pottwale, Orcas. Die Reaktion der Menschen: Schreck, Verwirrung, Angst, Panik. Das Militär wird alarmiert. Soldaten rüsten sich mit Harpunen. Panzer werden aufgefahren. Das große Schlachten beginnt. Politik und Militär fühlen sich von der stummen Invasion der Wale bedroht und gehen mit blinder und brutaler Gewalt gegen sie vor. Die Tiere werden besiegt und das wird gefeiert – bis sich der Blick erneut zum Himmel richtet … Der scharfe Realismus der Zeichnungen von Tommaso Carozzi illustriert den sanften Wahnsinn dieser von Davide Calì erdachten stummen Fabel. Ein Buch ohne Worte über eine Welt, die sprachlos macht. Für Jugendliche und Erwachsene, die sich über die Themen Natur – Zivilisation – Mensch Gedanken machen.“ (Produktbeschreibung)
Kritik und Fazit:
Das Titelbild spiegelt die Atmosphäre des Buches sehr gut wieder. Es wirkt etwas düster mit all den dunkleren Grautönen. Gleichzeitig strahlen die Wale eine Ruhe und Gelassenheit aus, die einem eine gewisse Leichtigkeit vermitteln.
Auch im Inneren geht es genau in diesem Stil weiter. Die einzelnen Szenen erstrecken sich mal über die gesamte Doppelseite, mal aber auch nur über die einzelne Seite. Die dort erzählte Geschichte ist gut greifbar und manchmal auch nicht ganz ohne Schmerz zu sehen. Da tauchen plötzlich Wale am Himmel auf. Sie gleiten dort entspannt und voller Ruhe dahin, tun niemandem etwas. Und dennoch bekommen die Menschen Angst, sind aber gleichzeitig sensationsbegierig. Doch, was der Mensch sich nicht erklären kann, das empfindet er als bedrohlich und so machen sie sich auf die Jagd. Dabei denken sie nicht darüber nach, welche Zerstörung ein toter Wal, der vom Himmel fällt, mit sich bringt. Sie überlegen auch nicht, ob jene Wale einen Sinn haben – ins Gefüge der Welt gehören, um andere Dinge in Schach zu halten. Doch wie so oft, zunächst wird mit purer Gewalt gehandelt und danach erst gedacht.
"Der Tag der Wale" ist ein beeindruckendes Buch, wobei es auch ein ernstes Thema voller Gewalt thematisiert. Der ein oder andere hat vielleicht den Eindruck, dass man dies Kindern ab acht Jahren nicht zumuten könnte. Doch das sehe ich nicht so. Gerade bei all den aktuellen Ereignissen – den Kriegen – bietet dieses Bilderbuch auch einen guten Ansatzpunkt, um darüber mit Kindern zu sprechen und Ängste zu thematisieren. Durch die grandiosen Zeichnungen ermöglichen das die Erschaffer dieser außergewöhnlichen Geschichte ganz leicht und unverfänglich.