Kribbeliges Ponyleseglück
Kira ist ca. 8 Jahre alt und träumt von Pferden, bisher aber nur auf Fotos, noch nie ist sie geritten und in der Nähe eines Reitstalls lebt sie leider auch nicht. Ausgerechnet ihre bisweilen etwas launische ...
Kira ist ca. 8 Jahre alt und träumt von Pferden, bisher aber nur auf Fotos, noch nie ist sie geritten und in der Nähe eines Reitstalls lebt sie leider auch nicht. Ausgerechnet ihre bisweilen etwas launische Klassenkameradin Johanna nimmt sie eines Tages mit in den Stall, in dem sie mit ihrer großen Schwester Jule reitet. Der Kontakt mit den Tieren ist noch schöner als sie gedacht hat, während sie an der Bande Johanna bei ihrer Reitstunde zuschaut, fängt sie selbst an, von sich als Ponymädchen zu träumen. Doch ihre Eltern können sich keine Reitstunden leisten und so wird es wohl beim Träumen bleiben, oder doch nicht?
Diese neue Reihe für junge Mädchen ab 8 Jahren kommt ohne viel Schnickschnack, aber dafür mich echtem Pferdewissen daher. Viele Begriffe, die man bis dahin mal gehört hat, werden erklärt, so daß auch Mädchen, die wie Kira nur von Pferden träumen, dem Leben im Reitstall gut folgen können und sich auch selbst schon was Fachvokabular aneignen können. Wer weiß, vielleicht wird ja auch ihr Traum noch wahr, wenn sie sich wie Kira dafür einsetzen.
Die Erklärungen sind leicht verständlich und auch die Schilderungen von Kiras Gefühlen, der Freude, der Unsicherheit, das Kribbeln im Bauch und die Angst, sind sehr nachfühlbar beschrieben. So manche junge Leserin, die sich mal mit einer Möhre auf der ausgestreckten Hand einem Ponymaul näherte, wird sich hier wiederfinden können. Neben Kira und ihrer wachsenden Liebe zu Ponys geht es auch noch darum, daß man nie aufgeben darf, nur weil sich Widerstände auftun. Oft gibt es einen Weg, wenn man danach sucht und bereit ist, sich selbst einzubringen. Aber auch das ambivalente Verhältnis zwischen Kira und Johanna ist wirklich interessant. Nicht die sonst häufige ein-Herz-und-eine-Seele-Freundschaft-seit-dem-Kindergarten, sondern zwei Mädchen die eigentlich total verschieden sind und auch vom Charakter nicht sensationell zusammenpassen, die dafür aber die Liebe zu den Ponys/Pferden verbindet. So kommt es zwischen den beiden immer wieder zu Konflikten und man merkt, wie in Kiras Brust immer wieder zwei Herzen miteinander streiten. Einerseits will sie sich nicht alles gefallen lassen, doch ist sie irgendwie auch auf Johanna angewiesen. Ich bin gespannt, wie sich diese Freundschaft noch entwickeln wird, ob sie noch richtig zusammen wachsen werden. Ich hoffe es sehr, ich möchte endlich ein Buch mit einer richtig netten Johanna lesen, die mit ihrem Namen zufrieden ist.
Entsprechend der Zielgruppe ist die Schrift angenehm groß und übersichtlich. Im Zweifarbdruck werden die Seiten immer wieder durch kleinere Illustrationen aufgelockert, die die Atmosphäre auflockern. Sehr schön finde ich, daß direkt in der Buchklappe alle wichtigen menschlichen und tierischen Charaktere mit Bild und Namen präsentiert werden und auch ein Überblick über den Hof verschafft wird. So kann man sich die beschriebenen Szenen noch besser vorstellen, selbst wenn man sich noch nicht ständig auf einem Reiterhof rumtreibt. Durch seine überschaubare Seitenzahl, schafft es auch Mädchen zum Lesen zu animieren, die sonst noch vor dicken Büchern zurück schrecken. Die Sprache ist noch relativ einfach, aber dennoch ansprechend. Unbekannte Begriffe werden erklärt, auf unnötige Anglizismen verzichtet.
Die Autorin Dagmar H. Mueller lebt mittlerweile selbst mit ihrer Familie in England, mit Blick auf eine Pferdekoppel, während sie sich in ihrer Kindheit in deutschen Reitställen herumtrieb. Diese Fachkenntnis sowohl die von Ponys und Pferden, als auch von den verschiedenen Typen auf einem Reiterhof, spürt man auch auf jeder Seite des Buches. Ihre bekannteste Kinderbuchserie ist bislang „Die Chaosschwestern“, die nun sogar verfilmt werden.
Ein richtig schönes Buch für junge Leserinnen, die Pferde lieben und das Lesen für sich entdecken. Sie werden hier voll auf ihre Kosten kommen!