Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2024

Fantastische Fiktion zu Athur Conan Doyles Kindheit

Baskerville Hall – Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente (Teil 1)
0

Der junge Arthur Conan Doyle wächst in Edinburgh in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater, ein Kinderbuchillustrator ist Trinker und schafft es kaum, seine große Familie zu ernähren. Arthur will schon ...

Der junge Arthur Conan Doyle wächst in Edinburgh in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater, ein Kinderbuchillustrator ist Trinker und schafft es kaum, seine große Familie zu ernähren. Arthur will schon die Schule schmeißen, als er eine geheimnisvolle Einladung auf das geheime Internat Baskerville Hall für besondere Talente samt Stipendium erhält. Schon der Weg mit einem gigantischen, unvorstellbar schnellen Luftschiff ist ein traumhaftes Abenteuer und er dachte, er könne nicht aufregender weitergehen, doch da irrt er ausnahmsweise mal! Hier lernt er nicht nur die fortschrittlichsten Methoden und Erkenntnisse seiner Zeit, er trifft auch die Personen, die später Sherlock Holmes Leben prägen werden wie Jim Moriarty, Irene Eagle (Adler) Doktor Watson, Mrs. Hudson und viele andere. Zum ersten Mal in seinem Leben findet er echte Freunde und erhält nicht nur die Gelegenheit in Kontakt mit ausgestorbenen Spezien zu treten, er Jim und Irene erhalten ebenso wie der widerliche Sebastian die Gelegenheit zur Aufnahme in eine Geheimgesellschaft. Sollten Sie die Prüfungen schaffen, werden sie in den elitären Zirkel „Das Kleeblatt“ aufgenommen, der ihnen künftig Macht und Reichtum garantieren würde. Sehr verlockend für einen Jungen, der bis vor kurzem kein Sättigungsgefühl kannte. Entsprechend groß ist Arthurs Ehrgeiz bei den Prüfungen...

Das Einladungsschreiben für Baskerville Hall ist übrigens im Hörbuchcover abgedruckt, gemeinsam mit dem Kopf des letzten Dodos, der auf Baskerville Hall überleben konnte. Auf dem Cover, sowie dem Tonträger und der Innenklappe sehen wir Illustrationen des Buches von Iacopo Bruno, die Arthur, Irene, Pocket und Grover zeigen und man sieht, wie sie sich von den feinen, englischen Oberklassekids unterscheiden, ohne es groß in Worte fassen zu müssen.

Johann von Bülow spricht die einzelnen Charaktere sehr abwechslungsreich. Da ich ja auch Fan der „Neues aus der Baker Street“-Reihe bin, in welcher er den legendären Sherlock interpretiert, ist es für mich ein besonderes Schmankerl. Auffällig ist, wie unsicher Arthur bei ihm bisweilen klingt, aber ebenso entschlossen und tatendurstig. Jung und dynamisch, im Gegensatz zu seinem Helden, den ebenso exzentrischen, wie snobbistischen und herablassenden Meisterdetektiv.

Die Geschichte hat keinerlei Längen, denn selbst wenn der sympathische Arthur gerade mal nicht in Schwierigkeiten steckt, es besonders für Fans von Sherlock Holmes zu interessanten Vorstellungen kommt, da allbekannte Protagonisten in völlig neuem Licht und neune Zusammenhängen präsentiert werden. Gut, dass ist eher spannend für Kenner des Detektivs, aber es ist so kurzweilig beschrieben, dass es auch für den Einstieg bestens geeignet ist und wichtig für die folgenden Ereignisse. Interessant ist vor allem, das Arthur und Moriarty Zimmergenossen sind, die sich gemeinsam echten Herausforderungen stellen, auch wenn sie aus jeweils völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten zu kommen scheinen.

Neben den rätselhaften Vorkommnissen, denen Arthur und seine Freunde auf die Spur kommen wollen und eigentlich auch in den Geheimbund aufgenommen, werden sie von erstaunlichen Fabelwesen und unglaublichen Erfindungen überrascht. So tauchen wir nicht nur in die Welt einer längst vergessenen Schule ein, wir erleben auch eine interessante Mischung aus Detektivabenteuer, Fantasy und Internatsgeschichte. Dass es sich um ein gemischgeschlechtliches Internat zu Zeiten von Königin Viktoria handelt ist nur einer der erstaunlichen Umstände dieser Schule neben ihrern Lehrkräften und Schulfächern.

Ali Standish ist ein außergewöhnlicher Reihenstart gelungen, der sich von anderen Reihen um Internate für besondere Begabungen nicht nur durch diese, sondern auch durch die Einflechungen von Legenen der Kriminalliteratur deutlich unterscheidet. Sie schreibt ebenso rasant und spannend, wie verblüffend ähnlich und doch moderner als Doktor Watson.

Absolut hörenswert ab 10 Jahren und auch für ältere Baker Street Fans unbedingt empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.07.2024

Very British!

Mord stand nicht im Drehbuch
0

Der Autor und Dramaturg Anthony Horowitz erklärt seine Zusammenarbeit mit dem Privatdetektiv Daniel Hawthorne für beendet. Er hat einen 3 Buchvertrag um Hawthorne bei der Arbeit zu begleiten und über seine ...

Der Autor und Dramaturg Anthony Horowitz erklärt seine Zusammenarbeit mit dem Privatdetektiv Daniel Hawthorne für beendet. Er hat einen 3 Buchvertrag um Hawthorne bei der Arbeit zu begleiten und über seine Fälle zu schreiben. Dabei darf er wie der Prinzgemahl 3 Schritte hinter dem Ermittler bleiben, kommt ihm persönlich aber nicht nahe. Da er kurz vor der London Premiere seiner neuen Krimikömödie Mindgame, im Westend steht und Hawthorne keine neuen Aufträge hat, will er nunmehr getrennte Wege gehen. Hawthorne ist persönlich getroffen und kann es nicht glauben. Natürich lehnt er die Einladung zur Premiere und Premierenfeier ab. Eigentlich läuft die Aufführung bestens, doch noch während der Party präsentiert die weibliche Hauptdarstellerin den Verriss der gefürchteten Kritikerin der Sunday Times. Die Laune sinkt ins Bodenlose und am nächsten Morgen wird Tony vom Klingeln der unfähigsten Beamten von New Schottland Yard geweckt. Die Kritierin wurde an ihrer Wohnungstür getötet, mit Horowitz Premierengeschenk, einem Dolchimitation, Seine einziger Anruf gilt seiner einzigen Hoffnung: Hawthorne, doch der ziert sich nach der rüden Abfuhr des Autors. Doch wovon sollte der 3. Roman handeln, wenn nicht über diesen Mord, bei dem alle Indizien auf den Dramaturgen zu zeigen scheinen?

Dies ist bereits der 4. Fall dieses ungleichen Paares und mein Einstieg in die Reihe. Auch wenn mich der Einstiegsdialog etwas überforderte, da ich die Charaktere ja nicht kannte, war ich nach spätestens 2 Minuten von diesen schrägen Briten und der brillanten Interpretation von Uve Teschner gefesselt. Trotz ziemlicher Erfolglosigkeit hat Hawthorne ein unendliches Ego und keine Zweifel an sich selbst, dabei ist er britisch distanziert und gibt nichts über sich preis. Nicht gerade der Typ, dem man sein Leben anvertrauen möchte und doch bleibt Anthony Horowitz nichts anderes übrig. Auch das erweist sich als eine gute Idee, denn schon nach kurzer Zeit kommt Tony wieder auf freien Fuß, weil technische Probleme das Kriminallabor lahm legen und ihnen nun 2 Tage Zeit bleiben bis die DNA-Analysen vorliegen und Horowitz wohl wieder verhaftet wird. Wie üblich trottet Tony hinter Hawthorne her, ohne zu wissen, was der eigentlich vorhat und warum. Ihm kommt es nicht so vor, als würden sie der Lösung irgendwie auch nur näher kommen.

Willkommen hinter den Kulissen der Bretter, die die Welt bedeuten! War Horowitz anfänglich von der Inszenierung und den Interpreten begeistert, scheint sich das Blatt zu wenden, kaum dass er der Mordverdächtige ist, auch wenn der Tod der Kritikerin für alle eine Erleichterung war! Dennoch ist der Kreis der Verdächtigen, jenseits von Horowitz, denn der weiß ja, dass er es nicht war, überschaubar. Nur die Zeit, die ihnen für die Nachforschungen bleibt, ist noch überschaubarer und zerrinnt gnadenlos.

Uve Teschner interpretiert absolut fantastisch diese Zwiegespräche zwischen dem verschrobenen Privatdetektiv und dem ahnungslos verzweifelten Dramaturg. Mit schwarzem Humor hat der Autor sich selbst in diese Geschichte geschrieben und Uve Teschner trifft auch auf Deutsch diesen britischen Ton mit seinen Feinheiten und seiner Exzentrik ganz genau. Auch wenn ich wie gebannt zuhörte, ging es mir doch genau wie Tony, je mehr ich erfuhr, desto planloser wurde ich. Dennoch musste ich letztendlich auch Hawthorne recht geben, eigentlich hat sich ja alles vor unseren Augen und Ohren ausgebreitet und letztendlich konnte man sich bei der Auflösung nur stöhnend an den Kopf fassen. Zu viele Details, die einem den Blick auf das Wesentliche verstellt haben.

Mir hat es so gut gefallen, dass ich die Reihe nun rückwärts hören werde und sie nur empfehlen kann, nicht nur für Fans des BritCrime.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2024

Die Party geht weiter!

Die Geburtstagsbande. Ein Fest für alle!
0

Enna, die Klassenkameradin von den 3 der Geburtstagsbande Lu, Rio und Pelle, hat beschlossen ihren 10. Geburtstag nicht zu feiern. Sie ist einfach noch zu traurig, weil ihre Oma gestorben ist, die sonst ...

Enna, die Klassenkameradin von den 3 der Geburtstagsbande Lu, Rio und Pelle, hat beschlossen ihren 10. Geburtstag nicht zu feiern. Sie ist einfach noch zu traurig, weil ihre Oma gestorben ist, die sonst immer nach der Schule auf sie aufgepasste hat. Sie kann ja nicht trauern und feiern gleichzeitig, oder doch? Pelle hat da gleich eine Idee, da sein großer Bruder ihm von den Dia-de-Muertos Partys in Mexiko erzählt hat, die diese statt Halloween feiern. Mit jeder Menge Knochen und Skeletten, Guacamole und süßen Leckereien wird das Leben gleichzeitig mit der Erinnerung an geliebte Verstorbene gefeiert! Das würde doch perfekt zu Ennas jetziger Stimmung passen und den 10. Geburtstaag kann man doch nicht sang- und klanglos verstreichen lassen! Während die 2 Jungs die Entführung des Schulskletts als Partydeko planen, ist Lu gar nicht so begeistert, denn sie plant gleichzeitig eine ganz geheime Überraschungsparty, von der niemand wissen darf, ebenfalls in der Scheune des großelterlichen Erdbeerhofs. Sie muss die tollste und eleganteste Party überhaupt werden, doch wie soll sie das alleine schaffen? Während sich die Jungs freudig an die Vorbereitungen begeben, plant Lu heimlich nachts und könnte inzwischen im Stehen einschlafen. Rio und Pelle sind ratlos, was mit ihrer besten Freundin los ist.

Bei der Geburtstagsbande ist immer was los und das liegt nicht nur an ihrem coolen Bandenbus, der auf dem Erdbeerhof steht, aber ein bisschen auch an Rios Hund Frieda und Pelles zahmer Henne Chickaletta! Ach, wenn Lu doch auch nur ein Haustier haben dürfte, wie ihre Freunde! Da wohnt sich schon auf so einem großen Hof und darf Äpfel, Erdbeeren und Unkraut pflücken, aber kein Tier zum Kuscheln haben, wenn sie ihre Eltern zu sehr vermisst. An dem Punkt sind ihre sonst so lieben, aber bisweilen strengen Großeltern eisern! Dabei fühlt sich Lu bisweilen einsam, auch wenn sie die besten Freunde hat, aber Pelle hat so viele Geschwister, dass bei ihnen immer was los ist. Oft genug aber auch zu viel für Pelles Geschmack! Rios Eltern verhalten sich hingegen seltsam, da ist es nur zu, dass er seine Sorgen mit seiner Hündin teilen kann... Dennoch ahnen die zwei Jungs nicht, was in Lu vor sich geht...

Viele Kinder werden den Dia-de-Muertes und seine Tradition in Mexiko nicht kennen, da sind die Illustrationen von Simona Ciccarelli super hilfreich, da man sich dann alles wunderbar lebendig vorstellen kann. Das betrifft nicht nur den Sklettdiebstahl und die Partydeko sondern noch andere Überraschungen, die ich nicht erwähnen möchte.

Dieser Band ist wieder sehr persönlich, gibt er doch auch tiefe Einblicke in die Sorgen und Nöte nicht nur von Enna, die lernt mit dem Verlust ihrer Oma unzugehen und zu trauern, sondern auch der Geburtstagsbande selbst. Dabei ist Lu Problem ungewöhnlich, da ja es ja nicht so oft vorkommt, dass ein Kind berühmte Eltern hat, die nur selten mal vorbei schauen die übrigen werden aber so manchem Kind bekannt vorkommen. Diese Mischung finde ich sehr reizvoll!

Sehr sensibel und doch auch herrlich aufregend und witzig und vor allem wieder mit ganz wundervollen Partyideen, die hinten im Glossar für Euch zusammengestellt sind! Also da ist Party angesagt! Autorin Claudia Schaumann ist auch Bloggerin des Familienblogs „Wasfuermich“ und kennt sich bestens mit Geburtstagspartys aus, kein Wunder, bei vier Söhnen. Es ist also alles erprobt, gelingsicher und auch für 10 jährige alleine nachmachbar.

Ich mag die Reihe ja sehr gerne und wer wie ich nicht genug von ihr bekommen kann, kann sich mit mir auf die Fortsetzung im Herbst freuen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2024

Spannend und geheimnisvoll

Die Traumgänger
0

Finn geht in die 7. Klasse, na, im Moment rollt er eher, denn der eigentlich sportliche Typ sitzt nach einem schweren BMX Unfall mit komplizierten Brüchen mit Gips und Schienen im Rollstuhl. Nun ist seine ...

Finn geht in die 7. Klasse, na, im Moment rollt er eher, denn der eigentlich sportliche Typ sitzt nach einem schweren BMX Unfall mit komplizierten Brüchen mit Gips und Schienen im Rollstuhl. Nun ist seine Mutter immer überbesorgt um ihn und nur froh, dass sein bester Freund, wegen seiner starken Kurzsichtigkeit auch keinen Sport mitmachen darf! Während sie den anderen zuschauen, erzählt Finn ihm seine abenteuerlichen Träume. Linus bezweifelt zwar, dass man so coole Geschichten träumen kann, aber er ahnt ja auch nicht, dass Finn eine besondere Gabe hat: er kann seine Träume beeinflussen! Das klappt nicht nur nachts, sondern sogar in Tagträumen und es ist alles so real! Nur, dass Finn in seinen Träumen natürlich wieder laufen kann!, als wäre nichts geschehen. Eines Nachts trifft er in seinem Traum die saucoole Sanja, sie bittet ihn um Hilfe. Ihre Eltern wurden von Mrak, dem heimtückischen Herrscher des Albtraumlandes gefangen. Sie ist überzeugt, dass sie als Traummacher, Nachrichten in für sie hinterlassen haben, um sie zu befreien und die Traummaschine, im Haus des merkwürdigen Professors in Linus Nachbarschaft zu reparieren. Die Maschine läuft unrund und macht somit Sanjas Sprünge in die einzelnen Traumwelten und Träume unsicher. Sie muss ihre Eltern schnell retten, ehe es zu spät ist und die Maschine völlig den Geist aufgibt. Sie ist überzeugt, dass sie nur in Deseo, der Heimat der Traumacher und Lager der Traumkugeln, alle nötigen Hinweise und Hilfmittel finden, doch wie soll sie Finn dort einschleusen?
Wie ungewöhnlich: ein Held, der wegen komplizierter Brüche im Rollstuhl sitzt und dessen besser Freund wegen Kurzsichtigkeit keinen Sport machen darf (ja, ich kenne die Diskriminierung Kurzsichtiger im Sport, aber mit entsprechender Brille und das sind fast alle Kinderbrillen, ist das eigentlich kein Problem). Da er in seinen Träumen aber wieder so gut laufen kann, wie vor seinem Unfall, genießt er seine Gabe ganz besonders. Endlich wieder frei sei und dann noch die Geschicke der Abenteuer selbst lenken zu können! Doch für andere Menschen trifft das leider nicht zu, sie müssen träumen, was ihnen die Traumwelt schenkt und Mrak möchte, dass dies künftig nur noch Albträume sein werden. Welch eine albtraumhafte Vorstellung, da wird der Gedanke an die nächtliche Ruhe mit Schrecken erfüllt. Finn und Linus sind aber nicht auf ihre Einschränkungen begrenzt, wie auch die geheimnisvolle Sanja in ihrem schwarzen Outfit und ihrer coolen Sonnenbrille mit blauen Gläsern, zeigen sie immer wieder neue Facetten.
Als Meister der Fantasy erschafft Markus Heitz hier eine komplexe Welt aus Traumwelten, die in unmittelbarer Konkurrenz zu einander stehen, aber nicht an Kerstins Gier „Silber“ erinnern. Das ist gut, richtet es sich doch auch an eine andere Zielgruppe. Spannung und Grusel sind hier also perfekt an das Alter der Zielgruppe angepasst. Es ist zwar spannend, wenn der Sportler und die Coole im Kerker des Albtraumlandes erwischt werden, aber es ist mehr ein wohliger Schauer zwischen all den Skeletten verbunden mit der Vorfreude auf die Gefahren, die als nächstes kommen.
Simon Jäger spricht dieses Fantasyabenteuer, so lebendig wie Finns Träume sind. Mit seiner jungen Stimme passt er gut zu den jungen Helden, ohne dabei kindisch zu wirken. Er steigert gekonnt das emotionale Potential der Geschichte und wirkt auch, bei Übernahme des Parts der coolen Sanja nie unpassend, sprich, eine zweite weibliche Stimme hat mir nicht gefehlt.
Die Aufgabe, die Finn und Sanja ist nicht nur streng geheim und gefährlich, sie ist auch so komplex, dass sie mit einem Band noch nicht erledigt ist. Daher können wir uns auf die Fortsetzung freuen.
Aufregende Traumfantasy für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2024

Ränkespiele der Mächtigen....

Tod auf der Elbe. Kriminalrat Gustav Heller
0

Gustav Heller (40), nach seiner erfolgreichen Zeit als Rittmeister der ersten Armee von König Albert von Sachsen im Krieg 1871 gegen die Franzosen, ist nun Kriminalrat der königlichen Polizei in Dresden, ...

Gustav Heller (40), nach seiner erfolgreichen Zeit als Rittmeister der ersten Armee von König Albert von Sachsen im Krieg 1871 gegen die Franzosen, ist nun Kriminalrat der königlichen Polizei in Dresden, sowie erfolgreicher Pferdezüchter. Als er an einem Sommertag 1879 an der Elbe entlang reitet, zerreißt eine Explosion die ländliche Stille: der Kessel eines Dampflastkahns scheint explodiert zu sein. Mutig springt Heller in die Fluten und rettet einen schwer Verletzten. Er kümmert sich um dessen medizinische Versorgung und lobt einen Finderlohn auf Wrackteile aus. Als er nach dem Geretteten schauen möchte, stellt er fest, dass dies nicht der Mann ist, den er aus den Fluten zog. Sein Misstrauen wächst immer mehr, zumal sein Vorgesetzter ihn anweist, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Doch die Ungereimtheiten werden mehr statt weniger. Es scheint als hätte der Eigner des Dampfers ein illegales Rennen zum Gewinn einer der begehrten Elbschifffahrtslizenzen organisiert. Wurde der Dampfer sabotiert? Je mehr seine Vorgesetzten ihn vom Ermitteln abhalten wollen, desto verbissener wird er und setzt sich renitent über sämtliche Anweisungen hinweg, auf der Suche nach der Wahrheit. Dieser fühlt sich auch der führende Pathologe Professor Löbbers verpflichtet, auch wenn selbst er Heller um die möglichen Konsequenzen für seine Familie warnt.

Gustav Heller ist ein ebenso eigensinniger, wie stolzer Mann, aber vor allem ist er neugierig und der Wahrheit verpflichtet. Darüber vergisst er bisweilen sogar seine Verpflichtungen seiner Familie und seinem Hof gegenüber. Er lässt sich nicht gerne von Standesdünkel und einem alten Namen von notwendigen Ermittlungen abbringen und riskiert dabei oft mehr als Kopf und Kragen. Zum Glück, auch dem seiner Frau und Kinder, ist sein Kriminalassistent Schrumm um so besonnener, wenn auch staubtrocken und etwas pedantisch. Kein Wunder, dass er keine Frau findet, aber ebenso wie sein Chef, lässt er sich von seinem erklärten Ziel nicht abbringen. Als Team ergänzen sie sich optimal, auch wenn es S. Nur selten gelingt, den impulsiven Heller zu bremsen und ihn dazu zu bringen nachzudenken, ehe er vorbrischt. Sehr gut gefällt mir, dass neben dem Kriminalfall und den historischen Einblicken auch in die damaligen Gepflogenheiten, auch die persönlichen Seiten sowohl von Hellers Familie, seiner patenten Frau Helene und seinen Kindern der schwindsüchtigen Johanna und dem um Aufmerksamkeit buhlenden Albert als auch Schrumms vergeblichen Freiersfüßen aufgegriffen werden. So fühlt man sich den beiden sächsischen Ermittlern gleich viel verbundener.

1879 waren Ermittler noch auf ihren bloßen Verstand angewiesen. Kriminaltechnisch befand man sich noch in den Kinderschuhen, auch wenn Prof. Löbbers sich redlich bemüht und für seine Zeit erstaunliches leistet. Doch die Entwicklungen schlagen Haken und Heller ist immer wieder gezwungen seine Annahmen den sich überschlagenden Ereignissen anzupassen. Neue Details und Beweise oder Zeugen bringen oft mehr Verwirrung als Klarheit. Seine direkte Herangehensweise ist seinen Vorgesetzten dabei ein Dorn im Auge, fast so sehr wie die Tatsache, dass Gustav Heller in der Armee des Königs selbst gedient hat.

Achim Buch liest diesen historischen Kriminalroman mit viel Gefühl für die bisweilen etwas herrlich angestaubte Sprache. Nein, Frank Goldammer schreibt nicht auf den Spuren Goethes, doch bisweilen lässt seine bewusste Wortwahl das Gefühl für die damalige Zeit mit ihren Sitten und Bräuchen erstarken. Dabei lässt Achim Buch auch wunderbar den Dresdner Dialekt hören, wenn die Ermittlungen Heller in die niederen Gefilde führen und kann auch gekonnt, den arrogant abweisenden Ton des Adels treffen.

Ein ebenso abwechslungsreicher, wie intelligenter Krimi aus der Kaiserzeit, den ich nicht nur Geschichtsinteressierten empfehle.

Ich bedanke mich ganz herzlichen bei Der Audio Verlag für mein Rezensionsexemplar, dass mich in die Kaiserzeit entführte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere