So vielschichtig, dass man es zweimal lesen möchte
Durch kleine Kommentare zum Zeitgeschehen wird einem klar, dass man sich anfangs im Jahr 1970 befindet, wobei die zeitliche Einbettung für die Geschichte gar nicht so relevant ist. Deshalb hätte es für ...
Durch kleine Kommentare zum Zeitgeschehen wird einem klar, dass man sich anfangs im Jahr 1970 befindet, wobei die zeitliche Einbettung für die Geschichte gar nicht so relevant ist. Deshalb hätte es für mich die weiteren Andeutungen auf die Erzählzeit nicht gebraucht. In 17 Kapiteln, die die Therapiesitzungen der 17jährigen Katharina darstellen erzählt sie ihr bisheriges Leben und wie es zu der Tat kam, wegen der sie in einer geschlossenen Einrichtung für Jugendliche untergebracht ist. Der Monolog ist eindringlich und wirkt durch viele Details sehr glaubhaft, zumal ihre Vorgeschichte klassisch ist. Deshalb hatte ich anfangs noch Verständnis für sie, als dann aber ihre Tat geschildert wird, hat sich für mich etwas gedreht. Das Opfer und die Stoßrichtung waren überraschend, ich hatte etwas anderes erwartet. Auch wird klar, dass Katharina eine eigene Agenda verfolgt. Die Erzählung lässt am Anfang genug Raum für verschiedene Deutungen, sie ist sehr gut konstruiert und intelligent umgesetzt. Leerzeilen, abgebrochene Sätze usw. werden von der Autorin als Stilmittel eingesetzt, um den Rhythmus des Monologs nachvollziehbar zu machen. Kleine Schwächen werden einem aufgrund der Kürze des Textes deutlich, dennoch vergebe ich volle fünf Sterne, da die Vielschichtigkeit so virtuos umgesetzt wurde.