Cover-Bild Zehn unbekümmerte Anarchistinnen
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Limmat
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 186
  • Ersterscheinung: 06.10.2017
  • ISBN: 9783857918391
Daniel de Roulet

Zehn unbekümmerte Anarchistinnen

Roman
Maria Hoffmann ­Dartevelle (Übersetzer)

1872 weilt Bakunin in der Uhrenstadt Saint-Imier im Schweizer Jura, wo die Antiautoritäre Internationale gegründet wird. Zehn Frauen werden von den Freiheitsideen angesteckt und beschliessen, nach Südamerika auszuwandern, um dort ein herrschaftsfreies Leben auszuprobieren. Als Kriegskasse beschafft sich jede eine Longines 20A.
Zwar beginnt es schlecht, von den beiden vorangegangen Frauen, dem Liebespaar Colette und Juliette, trifft bald die Nachricht ihres gewaltsamen Todes ein. Trotzdem machen sich die andern acht auf den Weg. Mit einem Schiff, auf dem auch Verbannte der Pariser Kommune eingesperrt sind und auf dem Émilie bei einer Geburt stirbt, gelangen die übriggebliebenen sieben nach Punta Arenas in Patagonien, wo sie gemeinsam eine Bäckerei und eine Uhrmacherwerkstatt aufbauen. Sie trotzen machistischen Kolonialbeamten und verfolgen in Freiheit ihr Liebesleben, jede nach ihrem Geschmack.
Auf der Basis historischer Dokumente und mit Hilfe seiner Imagination erzählt Daniel de Roulet das Schicksal von zehn Frauen, die in einer Zeit, die ihnen nichts zu bieten gewillt war, die Freiheit suchten.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2021

zehn Frauen, die auszogen um ihre persönliche Freiheit zu finden

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Saint-Imier, eine Kleinstadt im Schweizer Jura, und deren Uhrenmanufakturen 19. Jahrhundert sin die Kulisse für dieses interessante Buch.

1872 arbeiten viele Menschen in den Manufakturen von Longines ...

Saint-Imier, eine Kleinstadt im Schweizer Jura, und deren Uhrenmanufakturen 19. Jahrhundert sin die Kulisse für dieses interessante Buch.

1872 arbeiten viele Menschen in den Manufakturen von Longines und Heuer - weltweit bekannte Uhrenmarken. Vor allem Frauen, die tagaus und tagein die selben Handgriffe machen müssen, um eine der Präzisionsuhren zu erschaffen, sind es leid, um ein Drittel weniger bezahlt zu bekommen sowie nebenbei den Haushalt und Kindererziehung zu schupfen, immer der Gefahr ausgesetzt, beim Schwanken der Auftragslage als erste gekündigt zu werden.

Einige, nach Unabhängigkeit von Macht und Kapital strebenden Menschen, schließen sich auch in der Schweiz, nach dem Pariser Vorbild, zu „Kommunen“ zusammen. So wird 1872 nach einem Besuch von Michail Bakunin, einem Gegenspieler von Karl Marx, die „Internationale der antiautoritären Föderation“ gegründet.
Zahlreiche Bewohner lassen sich von den Idealen anstecken. Unter anderem zehn Frauen, deren Geschichte hier in diesem Buch anhand von Dokumenten recherchiert und nacherzählt wird.

Zehn Frauen, die es leid sind, von Fabrikanten, Pfarrern, Männern und den Umständen im Allgemeinen gegängelt zu werden, beschließen nach Südamerika auszuwandern und dort ein unabhängiges Leben zu führen.
Sie bereiten sich akribisch vor. Jede besorgt sich als Kriegskasse eine Longines 20A. Als Vorhut verlassen Colette und Juliette, ein Liebespaar, die Schweiz. Die beiden werden bald nach ihrer Ankunft in Puntas Arenas ermordet. Von wem bleibt im Dunklen. Spielt hier ihre Homosexualität eine Rolle oder „nur“ die Unangepasstheit oder die beiden liebevoll „Zwiebeln“ genannten Longines 20A? Diese Uhren, die durch die Hände der 10 Frauen gegangen sind, werden noch eine Rolle spielen, denn durch heimlich angebrachte Gravuren lässt sich herausfinden, wessen Uhr es ist.

Trotzdem machen sich die acht anderen Frauen auf, ihren Traum von Freiheit auszuleben. Auf der Überfahrt, auf dem Schiff sind auch zahlreiche andere verbannte Anarchisten, stirbt Emilie bei der Geburt ihres Kindes - da waren’s nur mehr sieben.

In Patagonien angekommen, gründen sie gegen alle Widerstände eine Bäckerei und eine (eh klar) Uhrmacherwerkstatt. Sie müssen sich gegen die Kolonialbeamten, einer wie der andere korrupt und gewalttätig, wehren.

Letztendlich bleibt nur die Bericht erstattende Valentine Grimm am Leben, die 1910 in Montevideo Zeugnis gibt, vom Versuch ihre persönliche Freiheit zu finden und eine bessere Welt zu gründen. Manchmal muten ihre Visionen reichlich naiv an. Doch sie beißen sich durch und müssen mehrmals einen Neuanfang wagen.

Interessant finde ich, dass Valentin, obwohl nun alleine, immer das „WIR“ benützt.

Fazit:

Eine höchst interessante Geschichte von zehn wagemutigen Frauen, die auszogen, ihre persönliche Freiheit zu finden. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.