Porträt einer Unbekannten
„Die Fälschung“, der 22. Band von Daniel Silva, ist kein Spionageroman, wie man es von den Vorgängerbänden gewohnt ist, denn Allon ist nicht mehr Chef des Mossad. Er verbringt seine Zeit mit seiner ...
„Die Fälschung“, der 22. Band von Daniel Silva, ist kein Spionageroman, wie man es von den Vorgängerbänden gewohnt ist, denn Allon ist nicht mehr Chef des Mossad. Er verbringt seine Zeit mit seiner Frau Chiara und den Kindern Irene und Raphael in Venedig, wo er sich von einer Verletzung, die ihn fast das Leben gekostet hätte, erholt. Später soll er die Gemälderestaurierung der Tiepolo Restaurations Company leiten, deren Geschäftsführerin Chiara wird. Eines Tages meldet sich Julian Isherwood bei Allon. Er hat einen Brief von einer gewissen Madame Valerie Bérrangar erhalten. Sie hatte gelesen, dass Isherwood Fine Arts das Porträt einer Unbekannten, Öl auf Leinwand, 113 mal 92 Zentimeter, des flämischen Barockmalers Anthonis van Dyck für mehrere Millionen Pfund verkauft hat, und dass es sich möglicherweise um eine Fälschung handeln könnte. Bevor Isherwood sich mit Madame Bérrangar in Bordeaux treffen kann, verunglückt diese tödlich. Isherwood war sich vor dem Verkauf sicher, dass das Gemälde ein Original ist. Er hat es an Masterpiece Art Ventures, einem auf Kunstwerke spezialisiertem Hedgefonds verkauft. Sollte das Bild eine Fälschung sein, wäre Julian ruiniert. Er bittet Allon sich der Sache anzunehmen. Was hatte Madame Bérrangar zu erzählen?
Wenn Fälscher eine hervorragende Kunstfälschung schaffen, müssen sie die Technik, den Stil und die verwendeten Materialien der Künstler, die sie imitieren, meisterhaft nachahmen. Auf diesem Gebiet ist Allon ein Meister, da er der weltbeste Restaurator ist. Um die Fälschersyndikate zu täuschen und zu ködern, fälscht Allon in kürzester Zeit vier Werke alter Meister und gewährt so auch dem Leser einen sehr lohnenden Einblick in den weitgehend unregulierten Kunstmarkt, wo die unvorstellbar Reichen bereit sind, Millionen für die begehrten Gemälde auszugeben.
Daniel Silva bleibt für mich der unbestrittene Meister der Darstellung von internationalen Intrigen. Der Roman ist wieder sehr spannend mit unerwarteten, teilweise schockierenden Handlungsumschwüngen vor allem bei der Auflösung. Ich fand es auch erfreulich, dass es in diesem Buch an keiner Stelle um aktuelle Politik oder die Pandemie geht. Ein sehr empfehlenswerter Roman!