Zeitlos
Daphne du Maurier überzeugt erneut mit Wort und Gefühl - ein Roman, der von ihrem einnehmenden Schreibstil lebt; beim Lesen lebendig wird. Der Pirat und die Lady - keine Schmonzette, sondern zeitloser ...
Daphne du Maurier überzeugt erneut mit Wort und Gefühl - ein Roman, der von ihrem einnehmenden Schreibstil lebt; beim Lesen lebendig wird. Der Pirat und die Lady - keine Schmonzette, sondern zeitloser Klassiker.
Noch immer steht Rebecca auf meiner Leseliste, aber nachdem mich Jamaica Inn begeistern konnte, musste ich auch diesem Werk mit maritimen Cover eine Chance geben.
Und verliebte mich erneut in den unheimlich dichten Schreibstil Daphne du Mauriers - die Autorin vermag es, Worte zu Bildern zu verweben, voller Gefühl und Farbe. Wieder konnte ich die cornische Landschaft förmlich vor mir sehen, mit der Hauptprotagonistin mitfühlen und klar, vor allem die Seeszene(n) rissen mich mit.
Mit Lady Dona zeichnet du Maurier erneut einen starken, unabhängigen weiblichen Charakter, der seiner Zeit zu entfliehen versucht - während sie Männer mit ihrer Schönheit geschickt zu manipulieren weiß, ist sich Dona zu gleich eigenständig und eigensinnig; reitet und trägt Männerkleidung, stellt sich Gefahren, wirft sich kopfüber in Abenteuer wünscht sich um der Freiheit willen, ein Mann zu sein; frei von Konventionen und Erwartungen an Frauen (ihrer Epoche). Sie lässt sich nicht unterbuttern, lebt und liebt so frei es ihr eben möglich ist. Ausgesprochen erfrischend, gleich von der ersten Seite an einer taffen Figur folgen zu können, statt auf die "große (Selbst-)Befreiung" zu warten. Zugleich entwickelt sich Dona aber auch weiter bzw. wird von den Ereignissen geprägt - mehr möchte ich dazu aber nicht verraten.
Die Handlung ließe sich auf einige wenige Sätze runterbrechen - Dynamik und Spannung waren durchaus vorhanden und doch hatte ich ein diffuses Gefühl der Enttäuschung; hatte mir mehr als die beiden Schlüsselereignisse erhofft. Die Autorin bleibt sich hier treu, das Augenmerk liegt auf der allgemeinen Stimmung, die über der malerischen cornischen Landschaft schwebt; auf all den Gefühlen und ja, auf der Liebesgeschichte.
Dona und der Franzose - der Kosmos hat es so gewollt; so fühlen die Beiden und diese Unvermeidlichkeit baut du Maurier von der ersten Erwähnung des Piraten an auf. Der unromantische Teil von mir möchte angesichts dieser Instantlove die Augen verdrehen, doch: Die Liebesgeschichte fühlte sich nicht unangenehm schmalzig an. Die Beziehung der Beiden und die Entwicklung dieser war für mich ein Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmtheit, ein unkompliziertes "Wir haben eine gute Zeit", ein Entfliehen aus den eigenen Rahmenbedingungen und Begrenzungen.
Ich finde, "Liebesgeschichte vor atemberaubender Landschaft" wird diesem Roman nicht gerecht - kein Nackenbeißer-Highlander oder Rosamunde-Pilcher-Schmöker verbirgt sich hier - wer aber mehr Wert auf Action denn auf Atmosphäre legt, dürfte mit der Geschichte Schwierigkeiten haben.