Auf der Leipziger Buchmesse haben meine Tochter und ich ein Buch mit einem interessanten Titel und vielversprechendem Cover entdeckt. "Gangsta-Oma" von David Walliams ist ein witziges Buch, mit einer dramatischen Wendung zum Ende hin. Wir wünschten uns, wir hätten es nach dem 30. Kapitel (bis Seite 225) zur Seite gelegt.
David Walliams ist ein britischer Kinderbuchautor, spielt in der englischen Comedyserie Little Britain mit und sitzt in der Jury von Britain’s Got Talent. Neben der Gangsta-Oma gibt es noch "Terror-Tantchen", "Propeller-Opa", "Rattenburger" und einige weitere Bücher.
Ben muss jeden Freitag bei seiner langweiligen und ständig Kohl essenden Oma bleiben, damit seine Eltern ihrem Hobby nachgehen können. Doch eines Tages lüftet Ben das größte Geheimnis seiner Oma. Diese ist nämlich gar nicht so langweilig, wie er immer dachte, sondern eine berühmte Juwelendiebin. Nun beginnt das größte Abenteuer in Bens bisherigen Leben, denn er und seine Oma wollen die Kronjuwelen aus dem Tower of London stehlen.
Die Eigenheiten der verschiedenen Charaktere werden sehr überspitzt dargestellt. Da ist die Oma, die ständig Kohl zubereitet. Bens Eltern sind leidenschaftliche Tanzveranstaltungs-Zuschauer und Ben selbst interessierte sich nur für Klemptnerarbeiten. Alle sind mit sich selbst so sehr beschäftigt, dass ihnen der Sinn für das Wesentliche abhanden kommt, nämlich Zusammenhalt und gegenseitiges Interesse.
Doch Ben und seine Oma entdecken Gemeinsamkeiten und es war schön, mitzuerleben, wie die beiden wieder – wie einst – zusammenwachsen. Denn früher war Ben begeistert von Omas Gangster-Geschichten, wäre aber nicht im Traum auf die Idee gekommen, das seine Oma vielleicht aus den eigenen Erfahrungen schöpft, um diese spannenden Geschichten zu erzählen.
Auch seine Oma besinnt sich und zeigt Interesse an ihrem Enkel, sie unterstützt ihn und bestärkt ihn in seinen Wünschen und Zukunftsplänen.
Lauthals mussten wir bei einer Szene mit Omas Nachbar Mr. Parker lachen. Auch er bedient Stereotypen, indem er der Oma hinterher spioniert und sie versehentlich beim Nacktyoga erwischt. Eine tolle Szene mit passender Illustration.
Die Illustrationen sind in schwarz-weiß gehalten und eher minimalistisch. Hin und wieder sind sie für eine 6-jährige schwierig zu erkennen gewesen. Dennoch fangen sie den Humor der Geschichte ein, wenn zum Beispiel die Oma und Ben mit dem Elektromobil über die Autobahn brettern.
Und nun mache ich etwas, was ich sonst in keiner meiner Rezensionen jemals getan habe, aber ich wäre froh gewesen, wenn ich diese wichtige Information vor dem Lesen mit meiner Tochter gehabt hätte.
Also, Achtung Spoiler!
….
….
….
Ganz am Ende der Geschichte, also ab dem 31. Kapitel, kristallisiert sich heraus, dass Bens Oma krank ist und sterben wird. Diese Information kam für uns fast aus dem Nichts und wir waren völlig unvorbereitet und das Ganze traf meine Tochter zutiefst. Ziemlich ungünstig also, wenn man dieses Buch vor dem Schlafengehen liest, die Tochter aber in Tränen ausbricht. Noch Tage später erzählte meine Tochter, wie blöd sie diese Wendung fand und dass sie keinem dieses Buch empfehlen würde.
Der Tod der Oma, die Beerdigung und das Leben danach wird in den 5 letzten Kapiteln thematisiert. Aber irgendwie fehlte uns da ein echter Zusammenhang. Klar kann man sagen, dass die Oma ihre letzten verbleibenden Tage mit ihrem Enkel bestmöglich nutzen wollte und der jüngeren Generation wird die Vergänglichkeit näher gebracht. Das Ganze wäre aber für die Geschichte an sich nicht nötig gewesen. Und aus diesem Grund verliert dieses Buch leider am Schluss einige Sternchen in der Bewertung.
Wer also gefühlsbetonte Kinder hat, sollte nach dem 30. Kapitel einfach aufhören, oder aber sein Kind vorher auf dieses Detail hinweisen. Sonst ist der Spaß an diesem Buch ganz schnell vorbei.
Und weiter geht es ohne Spoiler mit dem Fazit:
In diesem Buch werden die Unterschiede zwischen jung und alt gut eingefangen. Die Einsamkeit der älteren Generation und die Langeweile der jungen Generation werden schön gegenüber gestellt. Dadurch das die Stereotypen auf die Spitze getrieben werden, hat der Leser einiges zu lachen. Auf das Ende hätten wir aber gut verzichten können.