Phantastische Mischung mit Gänsehautpotential.
Meine Meinung
In Anbetracht der aktuellen Lage könnte der Comic »Der letzte Schatten: 1. Kapitel« von Denis-Pierre Filippi nicht brisanter sein. Während Europa vom russischen Krieg gegen die Ukraine in ...
Meine Meinung
In Anbetracht der aktuellen Lage könnte der Comic »Der letzte Schatten: 1. Kapitel« von Denis-Pierre Filippi nicht brisanter sein. Während Europa vom russischen Krieg gegen die Ukraine in Atem gehalten wird, zeichnet Filippi in seinem Werk ein Bild über die Schrecken des 1. Weltkrieges.
Russische Soldaten und darunter auch überlebende Zivilisten wie ein Arzt und seine zwei Töchter sind am Rande ihrer Kräfte und finden in den Wäldern einen Gutshof, in dem sie von der Baronin herzlich empfangen werden. Die Truppe kann sich ausruhen und die zahlreichen Verwundeten können endlich versorgt werden. Auf dem Dachboden versteckt die Baronin allerdings auch heimlich Kinder und in den Schatten treiben sich mysteriöse Geschöpfe um.
Unter dem Dach des Gutshofs treffen Welten aufeinander, die schmerzliche und erschütternde Welt des Krieges und die unschuldige Welt der Kinder sowie eine schützende Macht, die sich bisher nur am Rande zeigt. Mit geschickt ausgewählten Panels und seinen ausdrucksstarken sowie detailverliebten Bildern setzt Gaspard Yvan die Handlung in ein atmosphärisches Setting, das mich nicht mehr losgelassen hat. Ich mochte den Zeichenstil unheimlich gerne, der in Kombination mit der stimmigen Koloration eine emotionale Wirkung auf mich ausübte.
Die märchenhaft verschneide Landschaft wird von schwer verwundeten und getöteten Soldaten geziert und die Töchter des Doktors sind einem Grauen ausgeliefert, vor dem sie niemand schützen kann. Im Kontrast dazu entwickelt sich die Handlung auf dem Gutshof der Baronin, denn hier gibt es Zuflucht für die Unschuldigen und die älteste Tochter entdeckt die Kinder auf dem Dachboden, wo sich ihr ein Ort Gemeinschaft eröffnet. Doch auch in diesem Haus sind die Auswirkungen des Krieges auf die menschliche Seele spürbar.
Die Mischung aus dem Krieg der Erwachsenen, der unschuldigen Welt der Kinder und mysteriösen Monsterwesen lässt natürlich den Vergleich zu Guillermo del Toros spektakulärem Film »Pans Labyrinth« aufkommen. Es bleibt allerdings noch abzuwarten, ob »Der letzte Schatten« in diese großen Fußstapfen mit dem Folgeband hineinwächst.
Fazit
Mythische Wesen, die Grauen des Ersten Weltkriegs in den russischen Wäldern und eine rettende Rast in einem abgelegenen Gutshof – das zusammen ergibt eine phantastische Mischung mit Gänsehautpotential.
--------------------------------
© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.04.2022