Man muss der Serie einfach Zeit geben sich zu entfalten, dann wird man mit einer tiefgründigen und komplexen Reihe belohnt
Als Nans Tochter Emily ein blutverschmiertes gelbes Polohemd, verpackt in einer Papertüte im Waschraum vorfindet, verständigt sie umgehend ihre Mutter.
Diese erinnert sich bei näherem Ansehen des Hemdes ...
Als Nans Tochter Emily ein blutverschmiertes gelbes Polohemd, verpackt in einer Papertüte im Waschraum vorfindet, verständigt sie umgehend ihre Mutter.
Diese erinnert sich bei näherem Ansehen des Hemdes genau, wer dieses Kleidungsstück einst trug- genauer gesagt, knapp ein Jahr zuvor- der Mann, der Nan fast tötete und den sie und Emily nur D.B.Mann (Der böse Mann) nennen.
Immer wieder lässt der Serienkiller Nan kleine Botschaften zukommen – eine davon bereitet der Polizistin besonders große Sorgen, denn es scheint als ob es der Killer nun auch auf Emily abgesehen hätte.
Nans Partner und Geliebter Jim Kissick nimmt das neue Beweisstück an sich und wird kurze Zeit später vom Chief damit beauftragt, den Serienkiller dingfest zu machen. Nan ist ein wenig verärgert darüber, denn zum einen glaubt sie, dass sie als eines der Opfer besser weiß, wie der Killer „tickt“ und zum anderen befürchtet sie, dass Kissick dahinter kommt, dass sie einige Beweisstücke unterschlagen hat, weil sie auf eigene Faust Ermittlungen anstellen wollte.
Aber auch Nan bekommt einen Auftrag. Es wurde ein ehemaliges Mitglied einer Gang ermordet aufgefunden und sie soll in dieser Sache das erste Mal ohne Kissick ermitteln. Doch als Nan sich das Opfer näher ansieht, findet sich in unmittelbarer Nähe des Toten auch eine geschrieben Botschaft- und die Handschrift erinnert sie fatal an die von D.B.Mann. Ist das nur ein Zufall?
„Stichprobe“ ist der bereits dritte Teil um die Polizistin Nan Vinning, die seit dem Erstlingsroman „Tiefe Stiche“ von einem Serienkiller verfolgt wird. Der dritte Teil baut systematisch auf den beiden Vorgängerbänden auf.
Meiner Meinung nach sollte man „Tiefe Stiche“ und „Kreuzstich“ bereits gelesen haben, bevor man sich dem dritten Teil zuwendet, denn nur dann kann man Nans psychologische Entwicklung genau verstehen. Die Charakterisierung der Heldin ist der Autorin sehr gut gelungen; manch ein Rezensent merkte an, dass die Heldin unsympathische Züge zeige, doch wenn man alle Bände der Reihenfolge nach liest, wird man schnell begreifen, dass Nans Verhalten völlig normal ist, für eine Frau, die sehr sensibel ist und immer noch mit ihrem Beinahe-Tod zu kämpfen hat, der sich zu einem ewigen Trauma entwickelt, da der Killer einfach keine Ruhe gibt und ihr immer noch nachstellt.
Aber dennoch entwickelt sich die weibliche Romanheldin stetig, wenn auch in kleinen Schritten weiter.
Die Beziehung zu Jim Kissick wird in diesem Roman weiter vertieft, allerdings hätte ich mir hier ein wenig mehr tiefgründige Gespräche zwischen Nan und Jim gewünscht. Aber der Roman ist in erster Linie ein Psycho-Thriller und so überwiegt selbstverständlich auch der Kriminalanteil. Man erfährt wie immer sehr viel über den Polizeialltag und der eingängige Schreibstil sorgt für einen guten Lesefluss, allerdings fehlten mir in der ersten Hälfte des Romans ein wenig mehr Spannungselemente. Es dauert allerdings auch seine Zeit, bis alle Handlungsfäden logisch miteinander verknüpft sind, da die Story sehr undurchsichtig und komplex gestaltet wurde, was eindeutig für den Roman spricht.
Ebenfalls zu Wort kommt auch der Killer selbst, allerdings in sehr wenigen Romanpassagen. Interessant und sehr spannend ist dann der Showdown am Ende des Buches, wo Nan und der Killer sich erneut gegenüber stehen. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber auch nicht verraten.
Man muss der Serie einfach Zeit geben sich zu entfalten, dann wird man mit einer tiefgründigen und komplexen Reihe belohnt.