Ein erzählensnotwendiges Buch!
„Munyal“ – Geduld sollen die Frauen haben. Geduld ist das ewige Mantra, mit dem die Männer dieser höchst patriarchalen Gesellschaft in Kamerun die Frauen zu beschwichtigen versuchen, damit sie sich in ...
„Munyal“ – Geduld sollen die Frauen haben. Geduld ist das ewige Mantra, mit dem die Männer dieser höchst patriarchalen Gesellschaft in Kamerun die Frauen zu beschwichtigen versuchen, damit sie sich in ihr Schicksal einfügen. Ein Schicksal als Hausfrau, als Zweit- oder Drittfrau in einer polygamen Ehe voller Konkurrenz zu ihren Mitfrauen.
So ergeht es auch Ramla. Sie soll die Zweitfrau eines alten Mannes werden. Ramla hätte eine gute Zukunft vor sich haben können. Ihr Ziel war es zu studieren, und mit ihrer Wahl eines Ehemannes hätte sie dies tun können. Stattdessen verspricht ihr Vater sie einem wohlhabenden alten Mann. Ramla protestiert, doch „Munyal“ - Geduld soll sie haben. Alles wird sich fügen.
Von Anfang an weiß Ramlas jüngere Schwester Hindou, dass ihr Schicksal schlimmer sein wird. Sie wird an ihren gewalttätigen Cousin verheiratet, der in ihr ein Eigentum sieht, an dem er handeln kann wie ihm beliebt. Aber „Munyal“ - Geduld, er wird sich schon beruhigenm, wenn sie sich im fügt und die untertänige Frau sein, die Allah für alle Männer vorgesehen hat.
Safira derweil sieht in der Zweitfrau Ramla, die ihr Mann umsorgt und bevorzugt, eine Gefahr für ihr Ansehen. Sie versucht mit allen Mitteln die Gunst ihres Mannes wiederzuerlangen und geht zu einem Marabout, ein islamischer Heiliger, der mit mystischen Zeremonien dafür sorgen soll, dass sich Safiras Mann wieder ganz allein ihr zuwendet. „Munyal“ - Geduld, seine Gebete werden wirken.
Djaïli Amadou Amal lässt „Die ungeduldigen Frauen“ drei Frauen offen zu Wort kommen. Ihre Gedanken würden Safira, Ramla und Hindou in dieser männerfokussierten Welt nie so ungeschönt preisgeben, doch als Leser:in erfährt man, was die Frauen im Innersten umtreibt. Denn in einer Gesellschaft, deren soziale Strukturen und Gesetzmäßigkeiten dafür sorgen, dass die Frauen in ihren Geschlechtsgenossinnen Konkurrenz und Missgunst sehen, sind diese Frauen auf sich selbst zurückgeworfen und sämtlicher Bande beraubt.
Die Autorin lässt viel Persönliches in ihren Roman einfließen. Sie selbst wurde als Teenager ebenfalls nach muslimischer Tradition der Fulbe zwangsverheiratet und erfährt selbst misogyne Gewalt. Amadou Amal ist eine wichtige Stimme der Frauenbewegung, ihrem Debüt in deutscher Sprache werden hoffentlich noch weitere Werke folgen.