Eine sehr bewegende Geschichte
Es gibt Dinge, die man nicht versteht oder nachempfinden kann, wenn man sie nicht selbst erlebt oder durchgemacht hat. Womöglich hat man eine gewisse Vorstellung, wie es sein könnte. Jedoch entspricht ...
Es gibt Dinge, die man nicht versteht oder nachempfinden kann, wenn man sie nicht selbst erlebt oder durchgemacht hat. Womöglich hat man eine gewisse Vorstellung, wie es sein könnte. Jedoch entspricht diese Vermutung oft nicht den Tatsachen. Hinzukommt, dass wir Menschen so verschieden agieren und reagieren. Daher ist es klüger, einfach einen Menschen zu fragen, der es wahrhaftig erlebt hat. Ein Buch, welches mir dies sehr verdeutlicht hat, ist „Unter Palmen aus Stahl“. In dieser Geschichte beschreibt der Autor Dominik Bloh auf sehr beeindruckende Weise, wie er das Leben auf der Straße erlebt hat.
Unter Palmen aus Stahl
5. Februar – Eiseskälte und Schneegestöber. An diesem Tag beginnt für Dominik Bloh mit seinen knapp 16 Jahren das Leben auf den Straßen von Hamburg. Ein Leben in Ungewissheit und ständiger Bewegung. Rastlos und im Gepäck Hunger, Kälte und Isolation. Getrieben von der Sehnsucht nach etwas Normalität, besucht er weiterhin die Schule. Ein gutes Mittel, um den Überlebenskampf auf der Straße ein paar Stunden zu entfliehen.
Dominik Bloh beginnt seine Geschichte mit dem Rausschmiss aus der elterlichen Wohnung und berichtet über die ersten Herausforderungen als Teenager auf der Straße zu leben. In verschiedenen Zeitsprüngen bekommen wir Leser immer wieder Einblicke in seine Kindheit, die von Lügen, seelischer und körperlicher Gewalt und Drogen geprägt wurde. Diese Rückblicke sind für mich als Leser sehr wichtig gewesen, weil ich so einige Handlungen von Dominik Bloh besser verstehen konnte.
Beeindruckend war für mich vor allem zu erfahren, mit welcher Stärke sich der Autor immer wieder aufs Neue aus den für mich unvorstellbarsten Situationen gekämpft hat. Obgleich es ein Leichtes gewesen wäre, sich in einer Sucht zu verlieren, um all die menschenunwürdige Dinge zu vergessen, die er erlebt hat. Jedoch beschreibt Dominik Bloh sich selbst auch nicht als unfehlbar. Er begeht Fehler und seine Tage auf der Straße sind ein ständiges Auf und Ab.
Dieses Buch ist so wichtig, weil es darüber aufklärt, mit welchen Vorurteilen und Hürden Obdachlose zu kämpfen haben. Dominik Bloh hat mir verdeutlicht, dass ich mit vielen Vorbehalten in Bezug auf Obdachlose aufräumen und umdenken muss. Er hat mir Anregungen mit auf den Weg gegeben, wie ich den Menschen, die auf der Straße leben, mit kleinen Gesten helfen kann.
Ich habe „Unter Palmen aus Stahl“ mit einer Intensität gelesen, weil ich die Stärke des Autors sehr bewundere. Dominik Bloh hat sich dem Überlebenskampf auf der Straße gestellt und sich selbst von ganz unten wieder hochgekämpft. Auch wenn der Autor nun in einer Wohnung lebt, hat er die Menschen auf der Straße nicht vergessen und unterstützt sie mit großartigen Projekten wie GoBanjo – einem Duschbus für Obdachlose.