Frank Decker ist Ex-Cop und Ex-Marine. Heute ist er Privatermittler, sucht nach vermissten Personen und ist ein Meister seines Fachs.
Mit seinem Freund Charlie war Decker einst im Irak und er war Trauzeuge auf der Hochzeit des Milliardärs, dessen Ehefrau Kim, die ehemalige Schönheitskönigin, spurlos verschwunden ist.
Charlie beauftragt Decker Kim zu finden, dessen Auto im Ghetto Miamis aufgefunden wurde. Erste Hinweise deuten auf eine Entführung hin, aber schon bald sieht sich Decker dem Drogenmilieu und dem Organisierten Verbrechen gegenüber, welches einen lukrativen Menschenhandel betreibt. Die Spuren hetzen ihn quer durch den Sonnenstaat Floridas und bis in das kalte Deutschland.
Germany ist der zweite Fall für den Vermisstenfahnder Frank Decker.
Der Autor:
Don Winslow wurde 1953 in der Nacht zu Halloween in New York geboren. Seine Mutter, eine Bibliothekarin, und sein Vater, ehemaliger Offizier bei der Navy, bestärkten ihn schon früh in dem Wunsch, eines Tages Schriftsteller zu werden, vor allem die Geschichten, die sein Vater von der Marine zu erzählen hatte, beflügelten die Fantasie des Autors.
Das Sujet des Drogenhandels und der Mafia, das in vielen von Don Winslows Romanen eine Rolle spielt, lässt sich ebenso mit seinen Kindheitserfahrungen erklären: Seine Großmutter arbeitete Ende der 60er für den berüchtigten Mafiaboss Carlos Marcello, der den späteren Autor mehrere Male in sein Haus einlud.
Jeden Morgen um fünf setzt er sich an den Schreibtisch. Mittags läuft er sieben Meilen, in Gedanken immer noch bei seinen Figuren, um dann am Nachmittag weiterzuarbeiten. Winslow sagt von sich, dass er bislang nur fünf Tage durchgehalten habe, ohne zu schreiben. Es ist eine Sucht, die bis heute ein Werk hervorgebracht hat, dessen Qualität, Vielseitigkeit und Spannung Don Winslow zu einem der ganz Großen der zeitgenössischen Spannungsliteratur machen.
Don Winslow wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Krimi Preis (International) 2011 für "Tage der Toten". Für die New York Times zählt Don Winslow zu den ganz großen amerikanischen Krimi-Autoren.
Don Winslow lebt mit seiner Frau und deren Sohn in Kalifornien.
Reflektionen:
Germany ist mein erster Don Winslow Roman und es wird sicher nicht der letzte sein.
Don Winslow schreibt diese Serie aus Sicht seines Ermittlers Frank Decker in der Ich-Perspektive. Diese Perspektive ermöglicht einen tiefen Einblick in die Seele des Ermittlers, sie gewährt eine besondere Sicht auf seine Handlungen und sie lässt den Leser an Deckers Gedanken teilhaben.
Decker ist sympathisch, wenn auch etwas egozentrisch, eigenwillig und unnachgiebig. Er ist charakterstark, auch wenn ihn seine Erinnerungen an den Irakkrieg immer wieder, aber dennoch maßvoll, emotional einholen. Als leidenschaftlicher Einzelgänger und Ex-Mann lebt er eher für sich allein und liebt die Stille. Als Kim verschwindet ist es für Charlie selbstverständlich für seinen Freund Charlie, der ihm im Krieg das Leben gerettet hat, da zu sein und unentgeltlich in diesem Vermisstenfall tätig zu werden. Decker beißt sich fest und ist besessen davon, sein Versprechen Kim wiederzufinden, einzuhalten. Er ist erbarmungslos und geht mit einer kompromisslosen Härte vor.
Manchmal kam es mir so vor, als wenn Deckers Verwicklungen in Schießereien ähnlich normal wären, wie als wenn ich Schuhe shoppen gehen würde. Schuhe shoppen, ins Regal stellen, Schuhschrank zu. Dieser Umstand kam mir etwas „too much“ vor und mir fehlte etwas mehr Drumherum, als dieses emotionslose darüber hinweg rasen und abhaken. An diesen Stellen galoppierte mir der Autor zu forsch voran, als wenn die Seiten beinahe zu Neige gehen würden.
Die Geschichte beginnt und es scheint zunächst, als entwickelte sie sich zu einem harmonischen, tiefgründigem Ganzen. Doch dann folgt eine dramatische Wendung, die von nun an überwiegend, nicht immer authentisch, eine spektakuläre Jagd darstellt. Ab dieser Wendung hätte ich mir gern noch etwas mehr Tiefgang gewünscht.
Schreibstil und Sprache waren genau mein Ding. Unverblümt, dennoch detailliert und interessant präzise werden mir Figuren beschrieben, Schauplätze bildhaft gemacht und geographische so wie geschichtliche Recherchen genau wiedergegeben.
Die Figuren, unter ihnen Kim, Charlie und die Polizistin Delgado, sind in ihren Charaktereigenschaften sehr genau und auch sehr ausführlich gezeichnet. Vor allem bei den Figuren, die sich im Laufe der Geschichte wandeln, gelingt es Don Winslow meisterhaft, mich als Leser zunächst in die Irre zu schicken. Manch eine Wandlung der Geschichte ließ die Spannungskurve immer wieder auf einem hohen Niveau agieren. Bei mehreren Figuren hinterlässt der Autor mehrfach einen Aha-Effekt, wenn man geduldig ein paar kleine Längen übersteht und weiter mit Konzentration liest.
Mein Fazit:
Dieser Roman hat mich spannend unterhalten und mich interessiert lesen lassen. Ich empfehle ihn gern.