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Veröffentlicht am 11.12.2024

Frankfurt zu Beginn des 19ten Jahrhunderts - Ein fesselnder Thriller

Frevel
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Eigentlich bin ich ja befangen, denn Frankfurt, ist die Stadt in der ich lebe. Kulturell vielfältig, bunt und lebensfroh, aber auch Glas und Beton der Banken und Versicherungen. Zweckmäßig, elegant und ...

Eigentlich bin ich ja befangen, denn Frankfurt, ist die Stadt in der ich lebe. Kulturell vielfältig, bunt und lebensfroh, aber auch Glas und Beton der Banken und Versicherungen. Zweckmäßig, elegant und eine Großstadt, aber auch in einigen Ecken grün und abgeschieden, an manchen Ecken einfach noch eine Kleinstadt geblieben. Nun gehen wir einfach mehr als 200 Jahre zurück. Der Roman spielt um die Jahrhundertwende des 18ten zum 19ten Jahrhundert. Die Franzosen waren schon zu "Besuch" gewesen und sie kommen in ein paar Jahren auch wieder. Die "Annexion" durch Preußen ist noch zig Jahre entfernt. Genau in diesem Schmelztiegel der Zeiten wird ein Serienmörder hingerichtet, der Aal genannt. 3 Jahre nach seiner Hinrichtung geht eine blutige Mordserie weiter, welche genau seine Handschrift trägt. Ist der Aal doch nicht tot, wurde ein anderer hingerichtet? Manon und Johann versuchen zu "ermitteln" in einer Umgebung, deren Polizei tatsächlich nur noch eine peinliche Befragung als einzig probates Mittel der Wahrheitsfindung hält und eines Zeitungsredakteurs, der nur seine Auflagenzahlen im Blick hat und wahllos Anschuldigungen und Falschwahrheiten propagiert, nur um die Auflage nach oben zu drücken. Vor dem spannend inzensierten Thriller spannt sich ein Frankfurt, was so gar nicht dem weltoffenen Frankfurt aktueller Tage gleicht. Die Juden sind in einem Ghetto eingepfercht, welches sich Judengasse nennt und deren Bewohner gegenüber den christlichen Bewohnern kaum irgendwelche Rechte haben, Frauen haben lediglich das Recht und die Pflicht, Kinder in der Welt zu setzen und ansonsten sich um Familie und Haushalt zu kümmern. Man kann förmlich in manchen Szenen den Dreck auf der Straße durch das Lesens riechen, die Ungerechtigkeit der Obrigkeit fühlen. Genau dagegen begehren Manon (welche von ihrer Schwester eigentlich sehr gerne sittsam gelehrt werden würde, aber sich so gar nicht anpassen will) und Johann (der auch eine eigene Vergangenheit hat, sich aber immer für die Wahrheit stark macht und dem die Machenschaften des Redakteurs fürchterlich zuwider sind) auf und versuchen auf eigene Faust das Rätsel um die Morde zu lösen. Ein spannender Wettlauf gegen den Mörder, aber auch gegen die Engstirnigkeit der Zeit beginnt. Ich habe den Thriller sehr gerne gelesen, man kann sich das alte Frankfurt sehr gut vorstellen und auch die Charaktere in dem Buch, sie sind sehr anschaulich gezeichnet und verdeutlichen so manches Mal den Zwiespalt der Protagonisten zwischen Pflichterfüllung und dem Wunsch der Wahrheit auf die Sprünge zu helfen. Hat mich sehr an Nikola Hahns "Die Detektivin" erinnert. Ein sehr lesenswerter Thriller.

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Opulenter Roman über die Entstehung der Aufklärung!

Die Lungenschwimmprobe
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Stellt euch vor, es ist dunkel um jegliches Wissen, weil das vorhandene Wissen nicht wachsen darf und sowieso nur Männern vorbehalten ist. Die Kirche noch stark ist, nicht nur den Menschen im ...

Stellt euch vor, es ist dunkel um jegliches Wissen, weil das vorhandene Wissen nicht wachsen darf und sowieso nur Männern vorbehalten ist. Die Kirche noch stark ist, nicht nur den Menschen im Glauben zu helfen und Halt zu geben, sondern eben auch die Allmacht des Wissens in sich hat. Die Gesetze sind mehr als 100 Jahre alt und wurden nicht neuen Gegebenheiten und Denkstrukturen angepasst, sondern sind immer noch ein Sammelsurium aus Angst, Schrecken und Schmerz. Das ist so ungefähr dort, wo der Roman "Die Lungenschwimmprobe" beginnt. Zugegeben, ganz so wie das finstere Mittelalter war es ausgangs des 17ten Jahrhunderts nicht mehr, aber Neues wurde misstrauisch beäugt und meistens nicht beachtet. Ich wusste vor "Die Lungenschwimmprobe" nicht einmal was das ist - noch das dieses Verfahren, um festzustellen, ob ein Neugeborenes geatmet und somit lebend geboren wurde oder nicht, auch heute noch Anwendung findet! Außerdem hat mich der Roman auch immer wieder zum Nachdenken angeregt und zum gucken in Wikipedia oder Google. Was ist eine Lungenschwimmprobe, wer waren der Arzt Schreyer oder der Anwalt Thomasius, warum handelte ein Carpzov so altbacken, wusste er es nicht besser, oder war er einfach nur engstirnig? Tore Renberg hat den Fall der Anna Voigt aus dem Jahre 1681 als Hintergrund eines Romanes über die ersten Gehversuche der Aufklärung genommen - ein klassisches Beispiel für die Rollenverteilung im 17ten und 18 ten Jahrhundet, die Frau hat nichts zu sagen, ist für die Küche und den Haushalt zuständig und hat wenig Rechte. Das Sagen haben Männer. Anna muss hier mit dem schlimmsten rechnen, denn sie wird von einem engstirnigen Amtmann eines bösen Vergehens angeklagt: Sie soll ihr Neugeborenes getötet haben, darauf steht die Todesstrafe. Vor diesem Hintergrund spinnt Tore Renberg einen außerordentlich gut strukturierten Roman, versucht die damalige Sprache und Satzgestaltung in den Text mit einfließen zu lassen. Das macht es nicht immer einfach der Handlung zu folgen, denn so wie Thomasius oder Voigt oder Carpzov ihre Briefe schrieben, würde heute jeder fast nur noch Bahnhof verstehen. Aber der Roman ist eine klasse herausgearbeitete und aufgrund der historischen Begebenheiten sehr schön unterfütterte Berichterstattung über die Zeit, als die Aufklärung laufen lernte und Männer wie Thomasius und Schreyer sich für ihren Mut, Dinge offen anzusprechen, noch rechtfertigen und sogar fliehen mussten, um ihr Leben oder ihre Ehre zu retten. Mich hat der Roman sehr imponiert, wenngleich ich auch länger gebraucht habe, um ihn zu lesen. Er ist nicht immer einfach, deshalb sollte man sich die Zeit nehmen. Dann wird man mit einer sehr schönen Lese Spaß belohnt.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Sehr fundiert recherchierter Roman über eine der schillernsten Persönlichkeit des Hochmittelalters!

Die steinerne Krone
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Was ist nicht alles schon über Friedrich II geschrieben worden? Palettenweise gibt es Sachbücher und auch historische Romane über den Mann, der es wie kein Zweiter schaffte, sich über kulturelle und religiöse ...

Was ist nicht alles schon über Friedrich II geschrieben worden? Palettenweise gibt es Sachbücher und auch historische Romane über den Mann, der es wie kein Zweiter schaffte, sich über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg zu setzen und doch immer genau damit beim Papst aneckte. Er schaffte es, wie kein anderer in seiner Zeit Kriege zu vermeiden, wo das Wort und die Diplomatie die bessere "Waffe" waren und doch konnte er nicht über das Wasser gehen und Meere teilen, ja schlimmer noch, hatte von seinem Vater den stauferschen Jähzorn geerbt und war manches mal in seinen Handlungen unbedacht.
Vor diesem Hintergrund ist nun ein historischer Roman über das Staunen der Welt nichts bahnbrechendes und doch hat "Die steinerne Krone" etwas besonderes, was ich jetzt eigentlich nur beschreiben kann, aber nicht wirklich preisgeben, denn dann würde ich spoilern. Michael Peinkofer versteht es in "Die steinerne Krone" subtil dem Leser aus einer besonderen Blickrichtung entstehen zu lassen. Der Leser hat nicht das Gefühl einen historischen Monolog mit Zahlen, Daten, Fakten vor sich zu haben - gibt es natürlich aus, lässt sich bei einem historischen Roman nun mal nicht vermeiden, es sei denn man schreibt tatsächlich passierte Geschichte um, dann wäre es aber kein historischer Roman um eine tatsächliche historische Größe, sondern reine Fiktion. Nein, der Leser hat mehr das Gefühl tatsächlich mit den Augen des Kaisers die Handlung zu erleben....Das hat mir es sehr leicht gemacht, die "Steinerne Krone" zu lesen - letztendlich haben mich am "Durchlesen" nur die Leseabschnitte immer gehindert. Mehr als einmal habe ich mich dabei erwischt, in Wikipedia mir mehr über diese oder jene Person anzulesen, um diese besser zu verstehen. Ich kann jedem, welcher über die Person des 13. Jahrhunderts, mehr verstehen und lesen will, die "Steinerne Krone" nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Ziemlich brutal, aber das gehört zum guten Ton bei Clara Vidalis Thrillern

Final Blood
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Ich wusste gar nicht mehr, daß ich den 9ten Teil der Clara Vidalis Reihe von Veit Etzold als E Book mir zugelegt hatte. Der Thriller ist solider und überzeugender Stil der Reihe um Clara Vidalis. Lebt ...

Ich wusste gar nicht mehr, daß ich den 9ten Teil der Clara Vidalis Reihe von Veit Etzold als E Book mir zugelegt hatte. Der Thriller ist solider und überzeugender Stil der Reihe um Clara Vidalis. Lebt aber sehr häufig von Flashbacks zu vergangenen Thrillern der Reihe. Das die Thriller um die Psychopathen in Berlin und Umgebung und des LKA in Berlin eine ziemlich eigene Sprache pflegen und Veit Etzold diese Platform nutzt, um aktuelle Begegenheiten in Berlin und Deutschland kritisch zu beleuchten und zu kommentieren, tut der eigentlichen Handlung keinen Abbruch. Aber ich meine, das die kritischen Bemerkungen über deutschen Behörden, Tätigkeiten und Befindlichkeiten mit den Büchern stark zugenommen haben. Trotzdem bleibt der Spannungsbogen hoch und gipfelt in einem der Handlung entsprechenden Finale. Bin gespannt auf den 10ten Titel der Vidalis Reihe.

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Toller Thriller um eine Adeligenfamilie in Schottland!

Der Landsitz
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Man soll ja nicht immer nur Thriller oder Romane von seinen Lieblingsautoren und Lieglingsautorinnen lesen, sondern sich auch mal auf "Neuland" bewegen. Mit "Der Landsitz" von Sebastian Dobitsch ist mir ...

Man soll ja nicht immer nur Thriller oder Romane von seinen Lieblingsautoren und Lieglingsautorinnen lesen, sondern sich auch mal auf "Neuland" bewegen. Mit "Der Landsitz" von Sebastian Dobitsch ist mir so ein "Neuling für mich" ins Netz gegangen. So ein abgelegener Landsitz an sich eignet sich ja schon als sehr gruselige Kulisse für einen Thriller, aber der Landsitz Winterfield, wo soeben der alte Earl nach einem Fenstersturz verblichen ist, hat nicht nur ein ziemlich heruntergekommenes Kaff nebenan, sondern auch eine ziemlich abgelegene Route quer durch Heiden und Moore zu bieten. Die verschrobene Adeligenfamilie ist auch noch glleich mit dabei. Liam Hopkins und seine Partnerin Sonya - welche um ihre Zulassung als Chirurgin bangt - haben einen ziemlich verschrobenen Fall vor sich. Ich muss sagen, so ganz schnell kam ich nicht in die Handlung rein, denn es waren manche Passagen, da fehlten mir einfach die Kenntnisse aus dem ersten Fall der Beiden, aber als das alles dann bereinigt war, lies sich der Thriller sehr gut lesen und gruseln war auch inklusive. Also das nächste mal werde ich weiter nach Thrillern der Beiden aus der Feder, oder neu modisch dann eher den Tasten von Sebastian Dobitsch ausgucken! Sind sehr vielversprechend!

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