Cover-Bild Der französische Gast
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 11.05.2021
  • ISBN: 9783036958422
Dorothy Whipple

Der französische Gast

Silvia Morawetz (Übersetzer)

Seit zwanzig Jahren ist Ellen North glücklich verheiratet mit ihrem Mann Avery, sie haben zwei Kinder und leben in der idyllischen Peripherie Londons. Doch dann tritt Louise in ihr Leben, eine junge Französin, die eingestellt wurde, um der ungeliebten Schwiegermutter Gesellschaft zu leisten. Mit frisch gekränktem Stolz, weil sie kurz zuvor von ihrem Freund verlassen wurde, und einer gehörigen Portion Je ne sais quoi fängt Louise an, sich bei der Schwiegermutter unverzichtbar zu machen und nebenbei Avery zu umgarnen. Mit Erfolg. Die alte Welt, wie Ellen sie kannte, ist bedroht: Wie kann sie sie selbst bleiben und sich trotzdem neu erfinden?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2021

Dramatisches Possenspiel mit Unterhaltungswert

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Beschreibung

Das Familienglück von Ellen und Avery North ist perfekt. Sie leben in der ländlichen Umgebung von London und haben zwei wunderbare Kinder, Anne besucht ein Mädcheninternat und Hugh leistet ...

Beschreibung

Das Familienglück von Ellen und Avery North ist perfekt. Sie leben in der ländlichen Umgebung von London und haben zwei wunderbare Kinder, Anne besucht ein Mädcheninternat und Hugh leistet seinen Wehrdienst ab. Die Besuche bei ihrer Schwiegermutter in London sind mehr Pflicht als Vergnügen und so wird die junge Französin Louise als Gesellschafterin eingestellt. Die elegante junge Frau erobert das Herz der alten Dame und beginnt auch den erfolgreichen Verleger Avery mit ihrem bestechenden Charme und einer ordentlichen Portion Unverschämtheit zu betören.

Meine Meinung

Ich liebe literarische Wiederentdeckungen und Dorothy Whipple zählt definitiv zu jenen, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man sich Gesellschaftsromanen mit Biss und scharfer Beobachtungsgabe nicht entziehen kann.

Die englische Schriftstellerin veröffentlichte erfolgreich Romane und Kinderbücher, bis sie in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs in Vergessenheit geriet. »Der französische Gast« war ihr letzter Roman und ist nun die erste deutsche Veröffentlichung eines ihrer Werke überhaupt. In ihrer Geschichte über die gefährliche Bedrohung einer langjährigen und glücklichen Ehe zieht sie aus einer trivialen Situation einen unterhaltsamen und mitreißenden Roman, der mich von der ersten Seite an zu fesseln vermochte.

Mit feinsinnigem Gespür zaubert Dorothy Whipple ein Ensemble mitreißender Persönlichkeiten auf ihre Romanbühne, die im Zusammenspiel eine hervorragende Energie verströmen und sich durch geschickte Verquickung der Erzählfäden eine kribbelnde Grundspannung aufbaut. Zwar erzählt Whipple ihre Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive ihrer Protagonisten, dennoch gelingt es ihr mit einer geschickten Betrachtungsweise den Leser mitten ins Geschehen zu ziehen. Schließlich lässt sich die Situation der verheirateten Hausfrau und Mutter nur allzu gut nachvollziehen, deren für die Zeit typisch Stolzen und starrsinnigen Mann sich in die Fänge einer reizenden jungen Dame wiederfindet.

Ellen North ist dabei eine bodenständige Frau in den 40ern, die sich nichts aus Fashion und Geld macht und in ihrer glücklichen Familienblase Erfüllung findet und vielleicht gerade aufgrund dieser sicheren Stellung viel zu naiv im Umgang mit ihrem französischen Gast ist. Ganz im Gegensatz zu Ellen hat Louise aufgrund ihrer niederen gesellschaftlichen Stellung ihre große Liebe verloren und ist aus ihrer Heimat geflohen. Mit ihrem angekratzten Ego will die selbstsüchtige Louise unbedingt das Glück anderer an sich reißen, um ein Stück vom Kuchen der Wohlhabende abzubekommen.

Das gegenwärtige Geschehen steigert sich zusehends zu einem dramatischen Finale während man mit den einzelnen Charakteren mitfiebert. Klar hat Ellen mit ihrer liebenswürdigen Persönlichkeiten die Sympathie auf ihrer Seite, doch Dorothy Whipple ist es mit ihrem einfühlsamen Erzählstil gelungen, dass man sogar mit der affektierten und zerstörerischen Louise und Avery Mitgefühl empfinden kann. Auf jeden Fall darf man bis zuletzt gespannt sein, was Dorothy Whipple für ihre Figuren im Sinn hat!

Fazit

Ein mitreißendes und dramatisches Possenspiel, dass sich auch über 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung unheimlich gut lesen lässt!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.07.2021

Veröffentlicht am 06.06.2021

Ein Haus, ein Kätzchen und ein Pferd

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Das ist zusammengefasst der materielle Verlust, der Ellen und ihren beiden Kindern droht, wenn es zum Äußersten kommt, nämlich zur Scheidung. Abgesehen vom menschlichen! Denn Ehemann und Vater Avery ist ...

Das ist zusammengefasst der materielle Verlust, der Ellen und ihren beiden Kindern droht, wenn es zum Äußersten kommt, nämlich zur Scheidung. Abgesehen vom menschlichen! Denn Ehemann und Vater Avery ist auf dem besten Weg, dem (mehr oder weniger ungebetenen) französischen Gast Louise näher zu kommen.

Oder ist es gar schon geschehen? Autorin Dorothee Whipple hat eine hinreißende Gesellschaftsstudie verfasst, die irgendwo zwischen Tragödie und Satire oszilliert. Oder ganz woanders?

Denn lange Zeit war mir nicht klar, worauf die Autorin hinaus will. Vieles schien von Beginn an festzustehen, auch die Kräfte und Mächte schienen klar verteilt.

Lange Zeit nahm ich an, etwas sehr Absehbares zu lesen und man muss auch sehr stark auf die Zwischentöne achten, um zu spüren, dass es nicht so ist.

Dafür, dass sie bereits in den 1950ern geschrieben wurde, ist sie überraschend modern, wie ich finde. Man könnte Richtung des Romans mit dem der Bücher von Vicky Baum vergleichen - nur ist er noch ein wenig spritziger, eleganter! Auch in der deutschen Übersetzung, die - soweit ich es beurteilen kann - bestens gelungen ist.

Wer sich also von einem Roman mit klar positionierten Sympathien - der Figuren, der Autorin, des Lesers - überraschen lassen will (und ich verspreche Ihnen, dass dies der Fall sein wird), sollte hier unverzüglich zugreifen.