„Bevor ich sterbe“ beende ich mit einer gespaltenen Meinung und ich weiß nicht genau, was ich von diesem Buch halten soll. Die Grundidee ist ganz gut. Die Umsetzung etwas misslungen. Es bringt keinen Suchtfaktor mit sich und zwischendurch musste ich mich überwinden danach zu greifen.
Als Leser wird man am Anfang der Geschichte einfach ins Geschehen hineingeworfen. Von einer Einleitung wurde kein Gebrauch gemacht, was mich persönlich nicht gestört hat. Allerdings hat sich die Protagonistin Tessa in den ersten Seiten schon unsympathisch gemacht. Ihre Handlungen waren mir von Anfang an unverständlich und manchmal überstürzt. Dieser Eindruck zieht sich durch den gesamten Roman hindurch. An Gedankengängen, wodurch man ihre Handlungen hätte verstehen können, wurde gespart. Stattdessen fokussiert sie sich auf viele Kleinigkeiten, die in ihrem Alltag passieren, wodurch sie jeden kleinen Reiz, der sie erreicht, vollkommen auskostet. Denn ihr ist bewusst, dass sie nicht mehr lange am Leben ist.
Im Laufe der Geschichte kommt sie in Kontakt mit Adam. Der Klappentext hat in mir die Erwartung geweckt, dass sich eine emotionale Liebesgeschichte zwischen den Beiden entwickeln wird. Meine Erwartung wurde nicht erfüllt. Sie war sich unsicher, ob sie mit ihm etwas anfangen möchte oder nicht. Hat ihn gerufen und wieder weggeschickt, wie sie es wollte. Das Knistern, welches zwischen den Beiden anscheinend stattgefunden hat, hat mich leider nicht erreicht.
Mit ihrer eigenen Art nervt Tessa die anderen Charaktere der Geschichte, wie z.B ihren Dad oder ihre beste Freundin Zoey, manchmal ein bisschen, wodurch es hin und wieder zu kleinen Auseinandersetzungen kommt. Die anderen Charaktere, die Tessa auf ihrem Weg begleiten, kamen mir sympathisch vor. Hauptsächlich aus dem Grund, dass sie Emotionen gezeigt haben, im Gegensatz zu Tessa, und ihre Handlungen nachvollziehbar waren.
Aufgrund des eher nüchternen Schreibstils konnte man mit Tessa nicht wirklich mitfühlen. Der Fokus lag eher auf ihrer Wahrnehmung und nicht auf ihren Emotionen. Man muss allerdings bedenken, dass Tessa ein krankes Mädchen ist, welches weiß, dass sie bald sterben wird. Durch den nüchternen Stil der Autorin konnte man etwas in die Leere von Tessa hinein schnuppern. Wenn man todkrank ist, nimmt man die Geschehnisse und die Umwelt vermutlich mit einem anderen Blickwinkel war, als Menschen, die gesund durchs Leben gehen.
Zum Ende hin hat mich das Buch dann endlich gefesselt – als es trauriger wurde – als sie kränker wurde. Mit ihrem Gesundheitszustand hat sich auch die Darstellung der Geschichte verändert. Die Kapitel wurden kürzer – Seiten wurden nur noch halb beschrieben – es war viel weiß zu sehen.
Erste Tränen stiegen in mir hoch als sie Anweisungen für ihre Familie, Zoey und Adam hinterlassen hat. Als bewusst wurde, dass sie zur Geburt von Zoey's Kind nicht da sein wird. Obwohl sie zuhause in ihrem Bett im Sterben liegt, bleibt Adam die ganze Zeit bei ihr und dient als Energiequelle für sie. Hierbei konnte man erkennen, dass es ihr immer ein bisschen besser ging, wenn er bei ihr war.
Die letzten Seiten bestehen aus Gesprächsfetzen, die sie noch wahrnimmt, während sie langsam aber friedlich einschläft, und Erinnerungen aus ihrem Leben. Somit endet die Geschichte allerdings auch. Ich hätte mir gerne ein geschlossenes Ende gewünscht. Eventuell sogar mit der gewünschten Beerdigung und den Reden, die sie sich gewünscht hatte. Tessa's Geschichte endet mit ihrem Tod, wie im echten Leben auch.
Im Groben und Ganzen ist es ein angenehmes Buch für zwischendurch und keine große Sache. Es hat mich leider zu keinem Zeitpunkt glücklich gemacht. Ich habe keinerlei freudige Emotionen verspürt sondern nur Trauer, und dies erst zum Ende.
Ein Werk, was man nicht unbedingt gelesen haben muss.