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Cover:
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Das Cover wirkt motivierend. Die Frau schiebt die große Last weg und es kann ein Haken an die Aufgabe gemacht werden. Das kann bedeuten, dass Frauen eher zum Aufschieben neigen ...
Cover:
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Das Cover wirkt motivierend. Die Frau schiebt die große Last weg und es kann ein Haken an die Aufgabe gemacht werden. Das kann bedeuten, dass Frauen eher zum Aufschieben neigen oder aber, dass sie anderen eher helfen, ihr Aufschiebeverhalten zu ändern. Auf jeden Fall macht es neugierig.
Inhalt:
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Das Buch betrachtet das Thema "Aufschieberitis" (Prokrastination) aus unterschiedlichen Perspektiven: Wie wird mit dem Thema in unserer Gesellschaft umgegangen? Welche Ursachen hat dieses Verhalten? Welche Möglichkeiten gibt es für Außenstehende, diesem Verhalten zu begegnen? Wie kann ich als Prokrastinierender mein Verhalten zum Besseren ändern?
Mein Eindruck:
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Da ich selber partiell vom Thema "Aufschieben" betroffen bin, erwartete ich ein Buch, das sich auch mit den Ursachen befasst, um dann Tipps und Tricks aufzuzeigen, besser damit umzugehen.
Die Ursachen werden hier sehr ausgiebig erläutert. Hierzu macht der Autor zunächst einen weiten Ausflug in die Politik und zeigt viele Beispiele der Prokrastination in diesem Umfeld auf, aber auch im gesellschaftlichen und sogar kirchlichen Bereich. Die Folgen, vor allem die finanziellen, sind hier in der Regel negativ bis verheerend. Die Schilderungen sind recht überspitzt und mit einem Hauch von Sarkasmus, wie ich finde. Doch es war auch erhellend und teils amüsant, einige Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Im weiteren Verlauf geht der Autor dann auf die Ursachen ein, die bereits in der Kindheit verankert sein können. Dieser Teil war zwar sehr umfassend und aufschlussreich, aber von den Formulierungen her manchmal einfach zu stark fachlich. Eine etwas lockerere Sprachweise mit Beispielen oder ggf. einer Grafik z. B. von den Hirnarealen hätte das Ganze aufgelockert und für Laien besser vorstellbar gemacht.
Dann folgt der praxisorientierte Teil mit vielen Fallbeispielen, wobei sich der Autor stark auf das Thema Umgang mit Aufschiebern fokussiert. Dabei gab es einiges zu Schmunzeln und ich hatte auch einige neue Erkenntnisse. Die Fallbeispiele waren mir jedoch etwas zu eindimensional und extrem. Einerseits wurde gesagt, dass man dem Aufschiebenden mit einer positiven und zutrauenden Art begegnen soll und auch, dass Aufschieben auch positive Effekte haben kann, doch andererseits hatte ich meistens das Gefühl, dass das Negative dabei im Vordergrund stand.
Im letzten Teil dann hatte ich mir eigentlich Tipps erhofft, wenn man selber Aufschieber ist. Aber zwischen dem bekannten Werkzeugen zum Thema Aufgaben-, Zeit- und auch Schlafmanagement auf der einen und bei schweren Fällen eine Psychotherapie auf der anderen Seite, gab es fast nichts dazwischen. Und einige Dinge widersprachen sich. So wird einerseits gesagt, dass es unterschiedliche Zeittypen gibt (z. B. Früh- und Spätaufsteher), anderseits betont, man solle auf jeden Fall früh aufstehen, um seine Aufgaben abzuarbeiten. Wie passt das aber zu einem Spätaufsteher, dessen Motivation und Konzentrationsfähigkeit eher später anlaufen? Die Konzepte bezogen sich größtenteils auf den "faulen Single-Studenten", um es mal böse zu formulieren. Wie man z. B. Aufschieben mit Familie in Einklang bringen kann oder wenn man ein anderer Zeittyp ist als die Mehrheit im Umfeld blieb außen vor. Hier hätte ich mir mehr Unterscheidung und Vielfalt bei den unterschiedlichen Aufschiebetypen gewünscht.
Stattdessen driftet das Buch gegen Ende wieder in Satire über aktuelles Politikgeschehen ab, und ich wurde leider zuweilen den Eindruck nicht los, dass der Autor dieses Buch auch genutzt hat, seiner Empörung über die aktuelle Politik zu äußern. Er hat zwar nicht ganz unrecht damit, aber ich finde es wenig hilfreich für Aufschieber und kommt für meinen Geschmack auch zu häufig und zu ausschweifend vor.
Fazit:
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Interessante Einblicke in das Thema Prokrastination - leider stellenweise zu ausschweifend und zu wenig praxisorientiert