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Veröffentlicht am 01.04.2025

Wenn der Mensch aus der Zeit fällt

Für immer
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Gestaltung:
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Das Titelbild ist schlicht gestaltet und zeigt eine rote Blume, deren Blütenblätter vom Wind zerstreut werden. Es wirkt nicht besonders auffällig, aber sinnlich und hat mich ...

Gestaltung:
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Das Titelbild ist schlicht gestaltet und zeigt eine rote Blume, deren Blütenblätter vom Wind zerstreut werden. Es wirkt nicht besonders auffällig, aber sinnlich und hat mich angesprochen.

Inhalt:
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Von einem Tag auf den anderen steht die Zeit für die Menschen still. Während sich die Natur um sie herum weiter entwickelt, scheinen die Menschen aus dem Rahmen gefallen zu sein. Ihre Körper verändern sich nicht mehr, d. h. Kinder wachsen nicht und bleiben auf einem bestimmten Lernniveau stehen, Krankheiten verschlimmern sich nicht, keiner hat Schmerzen oder stirbt, aber es wird auch kein Mensch geboren. Die ungeborenen Kinder sind im Bauch ihrer Mutter, ohne ihren Entwicklungsstatus zu ändern.
Für einige ist diese gewonnene Zeit ein Segen, andere empfinden sie als Fluch. Da ist z. B. Jenny, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und die nun noch mehr Zeit mit ihrem Mann und den zwei kleinen Jungen verbringen kann. Da sind das Rentnerehepaar Otto und Margo. Während Margo die Zeit ohne "Alterszipperlein" zum Feiern und Reisen nutzen will, verkriecht sich Otto nach wie vor in seinen Blumenbeeten. Da ist Ellen, die Angestellte in einem Bestattungsinstitut ist und die mit ihren Freunden im Extremsport "den Kick" sucht. Doch plötzlich stirbt niemand mehr und sie ist arbeitslos. Die Zeit mit ihren Hobbys zu verbringen, ist auch nicht mehr erfüllend. Und da ist Philipp, Ellens Freund, der an eine Verschwörung der Regierung glaubt. Aus anfänglicher Euphorie und Staunen wird die Menschheit immer verstörter, bis sie einen Ausweg aus der Situation suchen. Doch wie kann dieser aussehen?

Mein Eindruck:
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Ich kannte bisher das Klima-Quartett von der Autorin, das mir gut gefiel. Ich freute mich daher auf diesen neuen Roman. Das Gedankenexperiment ist sehr spannend. Schließlich wünscht sich vermutlich jeder einmal, dass er den Moment festhalten möchte oder die Zeit für eine Weile stehen bleiben soll. Auch nicht mehr zu altern oder entsprechende Symptome zu haben, erscheint oft erstrebenswert. In diesem Roman treibt Maja Lunde diesen Gedanken ins Extreme: Denn keine Entwicklung bedeutet generell Stillstand, auch von positiven Dingen. Dies wird Jenny klar, wenn sie ihrem Jüngsten zum wiederholten Male die Uhrzeit oder das Schnürsenkelbinden erklärt, aber er dies sofort wieder vergisst. Und dann stellt sich die Frage: Wie lange kann ein Stillstand genossen werden? Denn auch wenn sich die Natur weiterentwickelt, so bleiben die Tage ohne Entwicklung des Menschen für diesen sinnfrei.

Die Handlung ist abwechselnd aus den Perspektiven von Otto, Jenny, Ellen und Philipp geschrieben und ihre Sichtweisen sind einfühlsam dargestellt. Die Autorin vermag die Gefühle treffend und auch teilweise poetisch zu beschreiben. Otto gefiel mir von den vier Protagonisten am besten. Er ist die kritische Stimme bezüglich der nicht mehr vorhandenen Beziehung des Menschen zur Natur, die Frau Lunde auch im Klima-Quartett immer wieder erklingen lässt:

"So leben, wie die Götter es wünschen, stand auf den Steintafeln.
Aber was wünschen sich die Götter?
Und wer sind die Götter? Oder der Gott?
Kokolores, dachte Otto, nur Schafsköpfe glaubten, dass 5000 Jahre alte Steinplatten auf irgendetwas eine Antwort geben konnten. Nein, sie mussten sich der Natur zuwenden, das war der einzige Ort, an dem man Antworten fand. Und vielleicht waren sie tatsächlich einer Sache auf der Spur, die Verfechter der Gaia-Theorie, oder eher von deren Weiterentwicklung, die meinten, die Erde sei ein großer Organismus und dieser Organismus kämpfe gerade darum, das Leben auf unserem Planeten zu erhalten. Der Mensch benahm sich wie ein Virus, sagten die Anhänger von Gaia 2, und jetzt habe die Immunabwehr der Erde eingesetzt.
Der Stillstand sei der Versuch der Erde, den parasitären Menschen loszuwerden. Mit dem Ziel, eine neue und bessere Welt zu schaffen. Nur durch ein Leben im Einklang mit der Natur, durch das der Organismus Erde wieder für gesund erklärt werden konnte, würde der Stillstand aufgehoben werden. Aber bisher sprach wenig dafür, das man auf dem Weg dorthin war. Stattdessen forderten die Regierungen die Menschen dazu auf, so zu leben wie früher und suchten nach einer schnellen Lösung - in verstaubten Steintafeln und Religionen.
Als hätte die Religion jemals irgendein Problem gelöst. Der Glaube war einzig und allein dafür gut, neue Probleme zu verursachen!" (Otto S. 189f.)

Die Sichtweisen der anderen drei Personen konnte ich zwar nachvollziehen, aber sie standen mir nicht so nah wie Otto.
Ich habe den Roman verschlungen, weil ich zum einen die Auswirkungen des Stillstands faszinierend verfolgt habe, aber auch weil ich wissen wollte, ob und wie sich dieser Zustand auflöst. Doch das Ende war leider etwas enttäuschend, die Lösung nicht wirklich plausibel. Schade, daher gebe ich 4,5 Punkte, die ich jedoch auf 5 aufrunde.


Fazit:
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Spannendes philosophisches Experiment über das Leben der Menschen und seine Entwicklung

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 24.03.2025

Gesprächsermutigung für ein toleranteres Miteinander

Lass mal reden
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Gestaltung:
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Das Titelbild war auf den ersten Blick nicht besonders einladend, da die Farbe Grau überwiegt. Betrachtet man es jedoch genauer und lässt es auf sich wirken, passt es sehr ...

Gestaltung:
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Das Titelbild war auf den ersten Blick nicht besonders einladend, da die Farbe Grau überwiegt. Betrachtet man es jedoch genauer und lässt es auf sich wirken, passt es sehr gut: Menschen, die in unterschiedliche Richtungen gehen, mal aufeinander zu, mal voneinander weg. Dazu die unterschiedlichen Farbkreise, die in der Mitte eine Schnittmenge bilden, denn letztendlich geht es um die Gemeinsamkeit aller so unterschiedlichen Meinungen. Farblich hätte man es noch etwas auffälliger gestalten können, aber thematisch passt das Bild sehr gut.

Inhalt:
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"Dieses Buch ist kein Knigge für Christen. Es ist eine Einladung, mit Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung (Galater 5,22; NGÜ) auf die so beherzt diskutierten Themen der aktuellen Zeit zu blicken. Hoffentlich zu entdecken, dass auch wir Christen die Wahrheit nur bruchstückhaft erkennen (1. Korinther 13,9) und dass es zu fast jedem Thema eine große Vielfalt der frommen Perspektiven gibt." (S. 10)

Der BILD-Redakteur, bekennende Christ und erfolgreiche Autor Daniel Böcking liefert in seinem aktuellen Buch eine Fülle von Denkanstößen zu kritischen Themen der heutigen Zeit aus christlicher Sicht. Dabei betont er stets, dass es nicht um "die eine Wahrheit" geht, sondern viele verschiedene und kontroverse Meinungen. Ihm ist wichtig, unterschiedliche Blickwinkel eines Themas zu betrachten. Es gibt oft nicht nur zwei Seiten, sondern viele dazwischen.

Mein Eindruck:
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"Was Ihnen die folgenden Seiten anbieten: Einen Spaziergang durch die Megatrends, die Diskussionsthemen, beliebte Streitpunkte. Von A wie Abtreibung bis W wie Wokeness (und ein Z für „Zum Schluss“ gibt es auch …). Mit Blick in alle Richtungen. Wie unterschiedlich sind die Meinungen, je nachdem, welchen Christen man fragt? Wie bringen sich Gläubige in die Debatte ein? Auf welchen Bibelstellen beruhen die jeweiligen Annahmen? Meine Hoffnung ist, ein bisschen Gelassenheit in so manchen Streit zu bringen, auf jeden Fall aber einen liebevollen Blick auf das Wesentliche. Auf den Wesentlichen: auf Jesus. Mir geht es hier nämlich nicht um den großen Dissens, sondern um die Gemeinsamkeiten." (S. 11)

Die Themen sind wie in einem Lexikon alphabetisch geordnet und bei der Gegenüberstellung der Sichtweisen versucht der Autor weitestgehend seine eigene Meinung nicht herauszustellen. Das gefiel mir sehr gut, ebenso wie seine lockere und nicht engstirnige Herangehensweise an die Fragestellungen sowie sein etwas humorvoller Schreibstil.
Ähnlich wie in seinem letzten Buch "Wenn Erwachsene beten, klingt das langweilig" wird nicht in die Tiefe der Themen gegangen, aber viele Informationen hierzu aufgeführt. So entstehen Denkanstöße für den Leser, die Impulse zur eigenen Meinungsbildung beinhalten und einladen, Andersdenkenden (Christen) mit mehr Toleranz zu begegnen. Wieder ein Buch des Autors, das mir sehr gut gefallen hat!

Fazit:
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Eine Sammlung von unterhaltsam dargestellten Denkanstößen zu unterschiedlichen Themen für ein toleranteres Miteinander von (Nicht-)Christen

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2025

Schreinermeister und Klosterbruder

Zwischen Kreissäge, Kloster und Konzern
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Titelbild:
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Ein sehr sympathischer Mann lächelt dem Betrachter auf dem Cover entgegen. Er entspricht optisch für mich eher einem Unternehmer als einem Klosterbruder, aber dennoch ist er beides. ...

Titelbild:
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Ein sehr sympathischer Mann lächelt dem Betrachter auf dem Cover entgegen. Er entspricht optisch für mich eher einem Unternehmer als einem Klosterbruder, aber dennoch ist er beides. Kombiniert mit dem Titel hat das Cover somit meine Neugier geweckt.

Inhalt:
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Sein Opa, sein Vater sowie sein Onkel waren bereits Schreiner (oder norddeutsch Tischler). Daher war für Helmut Roßkopf klar, dass er auch diese Ausbildung absolviert. Und so wird er wie seine Vorfahren ein sehr guter Schreinermeister. Doch seine Familie ist auch christlich und durch Zufall kommt er mit der geistlichen Gemeinschaft in Gnadenthal in Berührung. Nachdem er als Bruder in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen wurde, baut er dort eine Schreinerei zugunsten des Wiederaufbaus eines Jugendgästehauses auf. Aus diesem Vorhaben erwächst schließlich das weltweit agierende Unternehmen "Rosskopf + Partner" , das bekannter Zulieferer für Küchenbauer, Hotelausstatter und viele große Global Player wird. In diesem Buch berichtet Bruder Helmut von seinem Werdegang und auch seinem Zwiespalt zwischen Unternehmertum und Klosterbruder.

Mein Eindruck:
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"Mich wiederum machte glücklich, dass nicht nur Siegfried in mehrfacher Hinsicht von der Arbeit bei Rosskopf + Partner profitierte. Auch ich hatte den Platz gefunden, der meiner Bestimmung entsprach. War meine Firma nicht genau der richtige Ort für mich, wo ich Gott und den Menschen dienen konnte, so wie es die Regeln der Bruderschaft vorsehen? Hier merkte ich einmal mehr, wie viel Potenzial in meiner Berufung steckte. Ich hatte gelobt, mich ganz und gar Gott zur Verfügung zu stellen, und er hatte mich an eine Stelle gesetzt, an der ich gebraucht wurde, wo ich durch das, was ich vorlebte und tat, den Menschen um mich herum Zuversicht vermitteln und ganz konkret helfen konnte. Das war ein praktischer Ansatz, der dem Evangelium entsprach, das Jesus den Menschen predigte. Er lebte vor, welche Auswirkungen es hat, wenn unsere Worte und Taten zusammenpassen."
(S. 87)

Mich hat der Gedanke fasziniert, dass es möglich ist, innerhalb einer klösterlichen Gemeinschaft ein Unternehmen aufzubauen. Und so tauchte ich schon sehr bald in diese Lebensgeschichte ein. Mit Erstaunen las ich, auf welche Weise der Lebensweg des Autors gelenkt wurde. Eigentlich ein "normaler" Schreiner, begegnet er Menschen, die sein Leben dahin gehend beeinflussen, dass er zu einem dem Kloster beitritt und gleichzeitig als Unternehmer immer erfolgreicher wird. Herr Roßkopf schildert dabei alle Ereignisse und die Entstehungsgeschichte der Firma sehr ausführlich und chronologisch. Es las sich für mich größtenteils wie eine Geschäftshistorie. Zwischendurch beschreibt er auch Episoden aus seinem privaten und christlichen Leben, aber gefühlt lag der Schwerpunkt im geschäftlichen Bereich. Ich fand diesen Lebenslauf vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht sehr spannend und musste oft schmunzeln, wenn ich Materialien oder Geschäftspartner wieder erkannte, mit denen ich mich vor einiger Zeit beim Thema Küchenkauf auseinandergesetzt habe. Insgesamt empfand ich den Schreibstil aber als sehr nüchtern und beschreibend. Auch wenn persönliche Konflikte angesprochen wurden, so fehlte mir an vielen Stellen die Emotionalität.
Seine Zweifel oder Gefühle bei schweren Entscheidungen waren für mich nicht richtig greifbar. Es war sehr faktenlastig und obwohl diese Tatsachen für mich interessant waren, so traf das Buch nicht hundertprozentig meine Erwartungen. Ich hatte mir mehr Klosterbruder, dafür vielleicht etwas weniger Unternehmer erwartet. Die Balance kam für mich nicht deutlich heraus. Dafür haben mich die persönlichen Bilder am Ende des Buches sowie die Schilderung des Projektes "Associação de Proteção e Assistência aos Condenados (Vereinigung zum Schutz und zur Unterstützung von Strafgefangenen)" wiederum sehr berührt.

Fazit:
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Interessante Unternehmergeschichte eines gläubigen Schreinermeisters, bei dem der Schwerpunkt mehr auf dem Unternehmerischen liegt.

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Veröffentlicht am 24.03.2025

Tödlicher Junggesellinnenabschied

Die Villa
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Inhalt:
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"Tiff und Beth sind Aoifes alte Schulfreundinnen, aber vor diesem Junggesellinnenabschied hatte Dani sie nur wenige Male getroffen – Aoifes Fünfundzwanzigster und eine Sylvesterparty ...

Inhalt:
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"Tiff und Beth sind Aoifes alte Schulfreundinnen, aber vor diesem Junggesellinnenabschied hatte Dani sie nur wenige Male getroffen – Aoifes Fünfundzwanzigster und eine Sylvesterparty in dem schicken Apartment, das sie sich mit Nathan teilte. Celine war Aoifes Arbeitskollegin, auch für die anderen eine Fremde. Es war Aoifes bevorstehende Hochzeit gewesen, die sie zusammengebracht hatte und, absurderweise, ihr Tod, der sie zusammengehalten hat. Inzwischen kennen sie sich besser, aber Dani würde nicht behaupten, dass die Tragödie sie zu Freundinnen gemacht hätte, ganz und gar nicht. Als Gruppe bleiben sie so unverbunden und dysfunktional wie vor dem schicksalhaften Wochenende."

Anlässlich Aoifes anstehender Hochzeit lädt ihre beste Freundin und Brautjungfer Tiffany sie und vier weitere Freundinnen ein, in einer Villa in Marbella ein Wochenende lang den Junggesellinnenabschied zu feiern. Doch am Ende stirbt die zukünftige Braut unter mysteriösen Umständen.
Drei Jahre später lädt Dani die anderen Freundinnen anlässlich des Todestages wieder in die Villa ein. Sie will klären, warum sie an den besagten Abend keine oder nur verschwommene Erinnerungen hat und aufklären, was wirklich geschah. Doch einige Leute fühlen sich durch ihr Vorhaben gestört und auch die Freundinnen haben alle etwas zu verbergen.

Mein Eindruck:
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Die Beschreibung erinnerte mich an "One of the Girls" von Lucy Clarke. Auch hier treffen stereotype Frauen in einem abgeschiedenen und luxuriösen Setting aufeinander und am Ende stirbt eine von ihnen. Doch abgesehen von diesen Gemeinsamkeiten entwickelt sich die Handlung hier ganz anders. Diese wird wechselnd aus der Perspektive der unterschiedlichen Frauen widergespiegelt, wobei Danis Sichtweise überwiegt. Und es wird innerhalb des Wochenendes zwischen "Damals" und "Heute" in den Kapiteln erzählt. Vergangenheit und Gegenwart werden durch die Überschriften deutlich gekennzeichnet, sodass man die Handlung gut mitverfolgen kann. Durch die Kürze der Kapitel und die wechselnden Erzählperspektiven und -zeiten wird stetige Spannung aufgebaut und so habe ich das Buch in wenigen Stunden verschlungen.
Die Erzählung erfährt einige überraschende Wendungen und die Auflösung am Ende hat mich überrascht und mir sehr gut gefallen. Obwohl ich mich mit keiner der Frauentypen identifizieren konnte, empfand ich ihre Charaktere als glaubhaft und fühlte mich durch die spannende Handlung hervorragend unterhalten.

Fazit:
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Fesselnder Krimi um einen Junggesellinnenabschied in Marbella mit überraschenden Wendungen und überzeugendem Schluss.

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Veröffentlicht am 22.03.2025

Mikas Weihnachtswunsch

Hotel Wunderbar
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Gestaltung:
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Das verschneite Hotel und die menschlichen Silhouetten, die man am Rande sieht, haben etwas sehr Heimeliges an sich. Meine Neugier war geweckt. Im Innenteil befinden sich ...

Gestaltung:
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Das verschneite Hotel und die menschlichen Silhouetten, die man am Rande sieht, haben etwas sehr Heimeliges an sich. Meine Neugier war geweckt. Im Innenteil befinden sich einige Illustrationen in Grautönen, die teilweise lustige Szenen darstellen und uns beim Lesen zum Schmunzeln gebracht haben. Sehr schön!

Inhalt:
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"Ich weiß, was Weihnachten ist. Weihnachten ist ein Tannenbaum, aber ein echter. So einer mit klebrigen Nadeln, die gut riechen. Auf gar keinen Fall ist Weihnachten ein Plastikbaum zum Aufklappen." (S. 11)

Das ist der Wunsch des zehnjährigen Mika: ein "richtiges" Weihnachtsfest wie früher. Er wohnt im "Hotel Jameel" (jameel=arabisch für wunderbar), das sein Vater alleine betreibt, seit Mikas Mutter gestorben ist. Seit ihrem Tod ist nichts mehr so wie früher. Der Vater zieht sich zurück, ist immer müde und beschäftigt sich kaum mit Mika. Nicht einmal das Spiel "Hase und Jäger" spielen sie noch gemeinsam! Die einzigen, die sich um ihn kümmern, sind die Hotelangestellte Fanny und der Hotelkoch Henry. Aber das ist kein Ersatz für ein richtiges Familienleben und kein Mittel gegen Mikas Einsamkeit.
Da begegnet er im Winter eines Tages dem Obdachlosen Teddy und dessen Hund Silvester. Er bietet den beiden an, im leerstehenden Hotelanbau zu übernachten, um die kalten Winternächte zu überstehen. Aber keiner darf davon erfahren! Also schleicht sich Mika Nacht für Nacht aus seinem Bett, bezieht das Bett für Teddy, lässt ihn rein, macht für ihn Frühstück und lässt ihn dann wieder hinaus, bevor sein Vater oder die Hotelangestellten etwas bemerken. Doch Teddy erzählt von seiner Übernachtungsmöglichkeit auch seinen Freunden und so übernachten immer mehr neue Gäste heimlich im Hotel. Und Mika wird von Tag zu Tag müder, weil er sich alleine um alles kümmert. Wie lange kann das noch gut gehen?

Eindruck:
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Ich habe das Buch gemeinsam mit meiner 11-jährigen Tochter gelesen. Diese Geschichte ist im Präsens geschrieben, darüber sind wir beim Vorlesen zunächst gestolpert, weil dies selten bei Kinderbüchern oder Romanen vorkommt. Aber wir hatten uns schnell eingelesen und so wirkte es, als wäre man live dabei. Mika haben wir sofort ins Herz geschlossen. Er ist klug, empathisch und seine Einsamkeit nach dem Tod seiner Mutter sowie seine Sehnsucht nach einem "richtigen" Weihnachtsfest sind nachvollziehbar. Die Handlung wechselt immer wieder zwischen humorvollen Momenten, die uns zum Lachen brachten und nachdenklicheren Szenen. Gerade diese Mischung hat uns gefallen. Mika hat für sein Alter ein hohes Verantwortungsgefühl und ist sehr selbstständig. Zum Schluss kümmert er sich um eine gute Handvoll Gäste ganz alleine. Er bezieht die Betten ohne Hilfe, räumt die Zimmer auf und bereitet Frühstück für alle vor. Damit nimmt er eine tolle Vorbildfunktion für Kinder ein. Zudem zeigt das Buch, dass Weihnachten eben nicht die Geschenke, sondern die Gemeinschaft im Vordergrund stehen sollte und führt vor Augen, dass es Menschen gibt, denen es nicht so gut geht.
Die Geschichte fesselt einen, weil sich die Ereignisse immer weiter zuspitzen und man neugierig auf die Auflösung ist. Auf den letzten Seiten ist die Anleitung des Spiels "Hase und Jäger" aufgeführt, sodass man es selbst ausprobieren kann. Zudem gibt es ein Nachwort der Autorin, in dem sie kurz von Ben Ahmed berichtet, der im realen Leben Obdachlose kostenfrei in seinem Hotel im Winter übernachten lässt und sie zu dieser Erzählung inspiriert hat.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für Kinder und Erwachsene und das nicht nur zur Winter-Weihnachtszeit!

Fazit:
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Humorvoll, warmherzig und nachdenklich zugleich: Ein tolles Buch über Verantwortung, Mitgefühl und Nächstenliebe.

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