Prickelnde Histo-Erotik in Frankreich spielend ...
Comte Gaspard Toussaint ist ein Spion und wurde von seinem Auftraggeber mit Besitz und Titel bedacht. Allerdings gibt es auch einen gewaltigen Haken an der Sache- der Besitz war schon vorher hochverschuldet ...
Comte Gaspard Toussaint ist ein Spion und wurde von seinem Auftraggeber mit Besitz und Titel bedacht. Allerdings gibt es auch einen gewaltigen Haken an der Sache- der Besitz war schon vorher hochverschuldet und so ist es nun an Gaspard, diese Schulden abzutragen, was eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es sei denn, er heiratet eine reiche junge Dame. Doch die dürften sich dank seines Rufes kaum für ihn interessieren, denn alle Welt glaubt, Gaspard wäre homosexuell; dabei hat er sich diese Maskerade einst nur zulegen müssen, weil sie seinen Spionagetätigkeiten dienlich waren.
Außerdem ranken sich weitere dunkle Geheimnisse um seine vorgebliche Schwäche für Männer, die er jedoch vor anderen unbedingt geheim halten muss. Als er eines Tages jedoch in einem Ballsaal die junge Claudia Pascale sieht, die Halbfranzösin und Enkelin eines einst äußerst gewitzten französischen Spions, der jedoch untergetaucht ist, glaubt Gaspard endlich die Lösung für all seine Probleme vor sich zu haben. Obwohl Claudia unverhohlenes Interesse an Gaspards Freund Sabien Purvis zeigt, nutzt Gaspard die Gunst der Stunde, verführt die Schönheit mit einem Sprachfehler und macht sie verliebt in sich. Bei ihren wilden und leidenschaftlichen Liebesspielen, verschwimmt jedoch dann bald die Grenze zwischen Lehrer und Schüler und Gaspard, der glaubte, niemals jemanden lieben zu können, ist zutiefst verwirrt von seinen Gefühlen zu Claudia…
„The Comte- Das gefesselte Herz“ sorgte allein schon von der Ausgangssituation dafür, dass ich unglaublich neugierig auf diesen Roman war. Zudem liebe ich Historical Romances mit französischem Setting und mag auch Spionageplots, wenn sie denn etwas ausgefeilt und spannend dargebracht werden. Leider wusste ich nicht, dass es sich hier in erster Linie um einen erotischen Roman handelt. Zwar hat die Autorin sich sehr viel Mühe mit einem interessanten Plot gegeben, doch fand ich die Ausführung und die Auflösung des Ganzen dann leider nicht so unterhaltsam wie gehofft, weil den Figuren, trotz ihrer seelischen Pein, die sie in sich tragen, einfach etwas mehr Tiefgang gut getan hätte. Statt dass sie sich zunächst einmal besser kennenlernen, entschied sich die Autorin dazu, wie es in erotischer Lektüre zumeist so ist, ihr Paar lediglich von einer zur anderen sehr explizit geschriebenen Liebesszene zu treiben. Sämtliche Probleme und Missverständnisse, die sich zwischenzeitlich auftun, werden also im Bett geklärt.
Zugeben, die Liebesszenen in diesem Roman sind sehr erotisch und ansprechend geschrieben, so dass Fans dieses Genres sicher hier auf ihre Kosten kommen werden, doch alle diejenigen, die sich auf eine „normale“ Historical Romance mit Handlung und Figuren mit Tiefgang gefreut haben, könnten nach dem Lesen dieses ersten Teils der „Bourbon Boys“enttäuscht sein. Vielleicht wäre es in Zukunft besser, wenn man rein erotische Lektüre, entsprechend auf dem Buchdeckel deklarieren würde.
Abgesehen von meinen Kritikpunkten, lässt sich Edie Harris Roman jedoch durchaus gut lesen. Hätte sie ihren Figuren und Spionen ein wenig mehr Ecken und Kanten und der Story mehr Spannungselemente verschafft, wäre meine Bewertung sicherlich viel besser ausgefallen. Besonders schade fand ich es, dass Claudia und Gaspard sich nicht ein wenig mehr über ihre Sorgen und Nöte austauschen. Zwar kommt es gegen Ende des Romans zu einer kleinen Aussprache bezüglich Gaspards trauriger Vergangenheit, doch war mir das etwas zu wenig. Auch fehlten sämtliche Interaktionen zwischen Claudia und ihren lieblosen Eltern. Eindeutig hätte die Einbeziehung dieser, eine etwas spannendere Situation zu Tage gefördert, in der Claudia sich dann endlich mal ihren Eltern gegenüber hätte behaupten können. Überhaupt wirkt Claudia über weite Strecken einfach zu naiv; dass sie noch nicht einmal begreift, dass Gaspard sie allein mit seinem Finger entjungfert, war mir persönlich dann doch etwas „too much“. Zudem sie jedoch begierig alle möglichen Spielarten annimmt, zu denen Gaspard sie motiviert und das dann alles plötzlich so ganz ohne Scham und Naivität, was irgendwie nicht so wirklich ins Bild passte. Dennoch möchte ich diese Serie noch nicht aufgeben, weil es viel zu selten Historicals mit französischem Setting in deutscher Übersetzung in die Buchläden schaffen und hoffe sehr, dass sich die Autorin mit dem zweiten Teil der Serie steigern wird.
Kurz gefasst: Prickelnde Histo-Erotik in Frankreich- interessante Ausgangssituation, jedoch wirkten mir die Figuren zu blass beschrieben. 3.5 von 5 Punkten.