Chronik eines Fälschers - gut recherhciert und fesselnd erzählt
In diesem Sachbuch beleuchtet Edward Dolnick die Geschichte des niederländischen Kunstfälschers Han van Meegeren, der es schafft in den 1930er Jahren echte und selbst ernannte Kunstexperten mit seinen ...
In diesem Sachbuch beleuchtet Edward Dolnick die Geschichte des niederländischen Kunstfälschers Han van Meegeren, der es schafft in den 1930er Jahren echte und selbst ernannte Kunstexperten mit seinen mittelmäßigen Fälschungen von Jan Vermeers Gemälden zu täuschen.
Han van Meegeren ist ein mittelmäßiger Maler, dessen eigene Werke von Kunstexperten als abqualifiziert wurden. Erst als er mit Hilfe von Galeristen und Kunsthändlern einige Werke als unbekannte Vermeers auszugeben, rollt der Rubel. Das Who ist Who der 1930er Jahre kauft die Fälschungen zu obszönen Preisen. Mit dabei sind Museen genauso wie Adolf Hilter und Hermann Göring. Der „Zwang“ einen echten Vermeer besitzen zu wollen, spielt Van Meegeren bestens in die Hände.
Van Meegeren macht sich die Eitelkeit der Kunstexperten zu Nutze, die weder sich noch der Öffentlichkeit eingestehen können und wollen, einem Fälscher aufgesessen zu sein. Selbst als Van Meegeren unter Aufsicht einen „Vermeer“ produziert, rücken die Experten nicht von ihrer Meinung ab.
Wie heißt es so schön? „Man sieht nur, was man sehen will“ - das passt hier in diese Kunstfälscherszene perfekt. Was mich allerdings erschreckt ist, die Leichtgläubigkeit der sogenannten Experten. Da stellt Van Meegeren Gemälde her, die mit einem Vermeer kaum eine Ähnlichkeit haben und dennoch werden sie als Werk des Meisters eingestuft. Selbst mir als absoluter Laie fällt auf, wie sich die Bilder unterscheiden. Die echten Vermeers sind detailreich, mit Schwung und tollen Lichteffekten dargestellt, während die Fälschungen echt hässlich und platt daherkommen.
Interessant ist, dass selbst wissenschaftliche Untersuchungen nicht immer Fälschungen wirklich entlarven. Der Autor zeigt, welchen Aufwand Van Meegeren betreiben muss, um die Gemälde auf „alt“ zu trimmen. Das beginnt bei der passenden Leinwand, über die chemisch entsprechenden Farben und endet beim „Backen“ des Gemäldes, um die korrekten Risse im Firnis darzustellen.
Ein kleine Kritik muss ich anbringen: Der Original-Titel („The Forgers Spell“) ist weitaus besser als der deutsche. Das Wort „Nazi“ triggert viele potentielle Leser an. Göring & Co. sind aber hier nur Nebenschauplätze, auch wenn die Arbeit der so genannten „Monuments Men“ geschildert wird. In Wahrheit geht es um Kunstfälschungen und den Wahnwitz, welche Preise Sammler zu zahlen bereit sind. Im Mittelpunkt steht Han van Meegeren, der die Kunstexperten sowie die Käufer an der Nase herumführt. Da passt es perfekt dazu, dass man ihm nicht glaubte, als er zugab, die Vermeers (und andere) gefälscht zu haben. Darüber musste ich schon heftig schmunzeln.
Das Buch ist bestens recherchiert und liest sich spannend wie ein Krimi. Die technischen Details der Fälschungen sind interessant. Der Autor gibt auch Einblick in das historische und gesellschaftliche Umfeld. Er beleuchtet die psychologischen Aspekte, die eine Fälschung als „echt“ erscheinen lassen.
Fazit:
Ein gut recherchiertes Sachbuch, das sich wie ein Krimi liest und versucht, den Mechanismen der Preisgestaltung mancher Kunstwerke zu ergründen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.