Gegensätze ziehen sich an
Als Kind von einem gleichgeschlechtlichen Paar hatte es Emilio nicht immer leicht, weshalb er es nicht an die große Glocke hängt. Und auch, wenn ihn Phil, der Lebensgesfährte seines Vaters immer wieder ...
Als Kind von einem gleichgeschlechtlichen Paar hatte es Emilio nicht immer leicht, weshalb er es nicht an die große Glocke hängt. Und auch, wenn ihn Phil, der Lebensgesfährte seines Vaters immer wieder zum Explodieren bringt, so kann er sich immer auf ihn verlassen. Vor allem, wenn seine Mitschüler wieder super ätzend waren und in der Liebe totales Chaos herrscht. Nur mit dem schwulen Schulsprecher Nicholas muss er sich alleine rumschlagen, vor allem seit ein ungewollter Kuss alles verändert.
"Eisprinz und Herzbube" von Elena Losian ist ein Einzelband, der 2018 im Main Verlag erschien. Es ist als Taschenbuch erhältlich und umfasst ca. 345 Seiten.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist eines meiner absoluten Lieblinge aus dem Romance- und LGBTQIAP+ Bereich. Ich habe es bereits mehrere Male gelesen und verliebe mich jedes Mal erneut darin, weil ich die Geschichte von Anfang bis Ende sehr spannend, emotional und niedlich finde. So auch bei diesem re-read, den ich nach einer starken Leseflaute absolut gebraucht habe und mir sehr viel Spaß machte.
Auch wenn es sich viel um die Liebesgeschichte zwischen Emilio und Nicholas drehte, war es in erster Linie ein Coming-Out von einem Jungen, der glaubte, sich in allem sicher zu sein. Das auf und ab von Milos Gefühlswelt ging mir sehr oft unter die Haut und manche Dinge erinnerten mich an mich selber, weshalb ich es sehr authentisch fand, wie die Autorin seine Probleme, Sorgen und Ängste beschrieb. Obwohl ich das Buch bereits kannte, fieberte ich von Anfang bis Ende mit ihm mit, ärgerte mich über ihn und konnte seine Gefühlsausbrüche doch zu gut verstehen. Vor allem in seiner Familie passierte so viel, was mir auch garantiert die Füße unter dem Boden weg gezogen hätte. Aber trotz allem fand ich es beeindruckend, wie selbstsicher und mutig er blieb, auch wenn es nicht leicht für ihn war und mehr als eine Person sich nicht als die erwies, die er glaubte.
Seine Liebesgeschichte mit Nicholas war ebenfalls ein auf und ab und mir gefiel es, dass sie ihre Probleme hatten, abgesehen von Emilios Verwirrung über seine Sexualität. Auch die Einflüsse von außen, die Unerfahrenheit und Missverständnisse sorgten für das eine oder andere Drama und man muss einfach mit den beiden mitfiebern. Die Chemie zwischen ihnen war anfangs nicht wirklich erkennbar, aber je mehr man sie kennenlernte und sich ihre Beziehung veränderte, desto passten sie für mich zusammen. Gerade wegen ihres Altersunterschieds und ihrer unterschiedlichen Charaktere hatten sie eine tolle Harmonie, die sich ausgleichte.
Nur zum Ende hin gab es dann doch ein paar kleinere Längen und die Ereignisse überschlugen sich leicht, was dann nicht mehr so passend wirkte. Zwar verstand ich, was man mir erzählen wollte, allerdings hätten ein paar weniger Seiten auch gereicht, weil es sich etwas zog. Dennoch war es gerade für Emilio sehr wichtig und ich mochte es, dass es einen runden Abschluss hatte.
Die Charaktere und den Schreibstil mochte ich sehr gerne und es gab einige Stellen, die mir ein breites Grinsen ins Gesicht zauberten. Den Stil fand ich sehr flüssig, spannend und emotional. Trotz der ganzen Dramen wurde es nie zu kitschig und es wirkte durchaus realitätsnah. war merkte man, dass das Buch für Jugendliche geschrieben wurde, aber auch Erwachsene werden ihren Spaß damit haben können, da es genug Tiefe und ernste Momente gab. Das lag auch an den Charakteren und ihrer Wandlung, die manchmal überraschend kam. Vor allem bei Emilio merkte man, wie erwachsener und ernster er während der Geschichte wurde, auch wenn es genügend Stellen gab, die zeigten, dass er irgendwo auch noch ein Kind war und sich erst finden musste. Nicholas wirkte anfangs so ernst und ich fand es toll, wie er unter Emilio auftaute und auch mal etwas Spaß zuließ.
Zum Schluss noch eine Sache: Dies ist eine indirekte Fortsetzung von "Wie ein Kartenhaus im Sturm", wo es um die Liebegeschichte von Emilios Eltern Phil und Julian geht. Man kann "Eisprinz und Herzbube" unabhängig davon lesen, allerdings wird viel aus dem Vorgänger aufgegriffen. Ich habe die Bücher nicht gelesen und hatte keine Probleme damit.
Fazit:
Ein Buch, was ich auch nach all der Zeit sehr liebe und definitiv weiter empfehle. Die Geschichte hat durchaus ein paar kleinere Längen und verhaspelt sich an ein, zwei Stellen, hat dafür aber das Herz auf dem rechten Fleck und ist mehr als eine Liebes- und Coming-of-Age-Geschichte. Die Themen, die die Autorin hier ansprach fand ich sehr wichtig und sie schaffte es gekonnt, den Spagat zwischen Humor und Ernst zu halten. Von mir gibt es:
4,5 von 5 Sterne