Das war kein Lesegenuss
Der Direktor entsagt ihnen allen und will nur noch die eine, die seine. So schreit er´s mit lauter Stimme herum und alle ducken sich weg, auf das Glück, seiner Laune zu entkommen. Er ist der Papierfürst, ...
Der Direktor entsagt ihnen allen und will nur noch die eine, die seine. So schreit er´s mit lauter Stimme herum und alle ducken sich weg, auf das Glück, seiner Laune zu entkommen. Er ist der Papierfürst, der Direktor der Papierfabrik, solvent, eloquent und mit einem Gehänge ausgestattet, das seinesgleichen erst erfinden müsste. Keiner kann es mit ihm aufnehmen. Seine Gerti, die mit dem schönen Gerät, die bestangezogenste Frau in der ganzen Region. Eine reine Augenweide, der er allzuliebenddringend ins Dekolleté fährt, wann immer sie gern gesehene Gäste am Theater oder bei Geschäftsessen sind. Der Appetit, den holt er sich gern draußen, doch essen, das tut er nur noch daheim, seit diese Krankheit grassiert.
Die Gerti ihrerseits erträgts, dafür kommt ihr Gatte dann auch schoneinmal mit einer hübschen Brosche heim, wenn er es ihr allzuschlimm getrieben und dann die Gerti aus dem Haus getrieben hat. Die sieht es schon dem Sohne an, dass der ganz ähnlich wie ihr Mann, immer um des Gertis Rock herumschleicht.
Fazit: Das war kein Lesegenuss, eher eine Fleißarbeit. Elfriede Jelinek 2004 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, hat eine Parodie auf das österreichische Bürgertum geschaffen. Das ganze Buch dreht sich um die Geilheit der Männer, die sich an der Ohnmacht der verheirateten, abhängigen, devoten Gerti besaufen. Die Sprache ist obszön, pornografisch und abartig. Ein nicht enden wollender Albtraumporno, während dem die Gerti in alle Körperöffnungen penetriert wird. Dieses Buch zu lesen, hat mich auf eine Weise getroffen, wie kein Buch zuvor. Die Einseitigkeit, denn Gerti hat keinen Spaß an dem Treiben ihres Mannes. Sie wird zur Alkoholikerin weil sie ihren Mann anders nicht aushält. Wie er sie frei jeder Empathie benutzt, sie vergewaltigt und schlägt, wenn sie sich unwillig zeigt. Ihre finanzielle Abhängigkeit. Und dann hängt sie sich im Suff an einen jüngeren, der sie genauso mies behandelt. Versuch und Irrtum. Das Buch ist ohne Frage außerordentlich textsicher geschrieben. Die ganze Litanei hat mir allerdings keinen Mehrwert gebracht. Die Quintessenz bleibt mir verborgen. Vielleicht ist das Kunst?