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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 29.01.2024
  • ISBN: 9783552074064
Elias Hirschl

Content

Roman
Listicles, YouTube-Videos, ChatGPT und jede Menge Content: Nach „Salonfähig“ die neue Romansatire von Elias Hirschl

Die Welt geht unter. Doch bis dahin arbeitet die Erzählerin in Elias Hirschls neuem Roman in der Content-Farm Smile Smile Inc. und schreibt sinnbefreite Listen-Artikel, die Clicks generieren sollen. (Nummer 7 wird Sie zum Weinen bringen!) Die sind genauso bedeutungslos wie die Memes und YouTube-Videos, die ihre Kolleginnen produzieren. Oder die Start-ups, die ihr Freund Jonas im Wochenrhythmus gründet, während die Stadt brennt.
Hirschl gelingt mit Content erneut eine „perfekte Romansatire, die höchstes Niveau erreicht“ (Neue Zürcher Zeitung), diesmal über die Generation ChatGPT. Politisch, prophetisch und zumindest so lange lustig, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2024

Satirischer Blick auf digitale Hypes

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Elias Hirschl übertreibt, aber übertreibt er wirklich maßlos? Beim Lesen des Buches musste ich an diese Orte in Asien denken, wo eine Content-Producerin neben der anderen mit ihrem Ringlicht sitzt oder ...

Elias Hirschl übertreibt, aber übertreibt er wirklich maßlos? Beim Lesen des Buches musste ich an diese Orte in Asien denken, wo eine Content-Producerin neben der anderen mit ihrem Ringlicht sitzt oder natürlich an die ganzen Menschen, die die ultimativen Tipps für die besten ChatGPT-Prompts für das geilste Marketing ever raushauen. Im Augenblick vergeht ja kein Tag, an dem nicht über die wahnsinnigen Erleichterungen, die der Einsatz von KI mit sich bringen wird, geschrieben wird.

Mit „Content“ führt Elias Hirschl das Ganze ad absurdum bzw. beschreibt teilweise sogar die Realität. Das Programmieren von Bots, die u. a. Twitter fluten oder die Nutzung künstlicher Intelligenz, um einfach nicht mehr selbst unnütze Inhalte zu schreiben, ist nicht ganz fern der Wirklichkeit. An manchen Stellen blieb mir das Lachen im Halse stecken und an manchen Stellen musste ich einfach schallend lachen, weil Hirschl es schafft, diese ganze Start-up Szene so zu überzeichnen und auch die Content-Creator von hippem Video-Content auf die Schippe zu nehmen.

Es ist böse, gesellschaftskritisch und bissig-witzig und spielt in einer nicht weit entfernten Zukunft in einer Landschaft, die dem Ruhrgebiet verdammt ähnlich ist, was auch. Das hat noch einmal einen ganz besonderen Charme, wohne ich doch in der Nähe und erfreue mich regelmäßig an den schicken Ausstellungshallen wie Phoenix West in Dortmund, wo jetzt immersive Kunst gezeigt wird.

Zwischendurch driftet das Buch noch einmal komplett ab, als sich die Protagonistin daran macht, den dicken, roten Kabeln bei Smile Smile Inc. in den Keller zu folgen. Da wird es sehr schräg, so dass man nicht weiß, ob das nicht gerade ein LSD-Tripp beschrieben wird. Und ich mag ja bekanntlich so schräge Bücher.

„Content“ ist nicht nur lustig, es zeigt auch auf erschreckende Art, wie es in der heutigen Welt möglich ist, komplett isoliert zu leben. Je nach Arbeit können wir 24/7 in unserem Zuhause bleiben. Das Essen wird geliefert, Kleidung und anderes wird geliefert, der Kontakt nach außen kann per Telefon (okay, das ist jetzt meinem Alter geschuldet, dass ich das aufliste), Videotools oder Messenger- und Social-Media-Diensten aufrechtgehalten werden. Wenn wir wollen, können wir uns völlig einigeln und haben keinen Kontakt mehr zur Außenwelt und bekommen gar nicht mehr mit, was um uns herum passiert.

Das Buch ist überzogen und doch ist es erschreckend, dass zum Beispiel die Entwicklung Twitters zu X das Buch während seiner Entstehung rechts überholt hat. „Content“ macht, was gute Satire ausmacht, es verabreicht den erschreckenden Schluck Realität in einem mit Humor angereicherten Cocktail.

Meine nicht geringen Erwartungen konnte „Content“ also voll erfüllen, allein schon deshalb, weil es sehr humorvoll und ein wenig bissig-böse mit den Macken der digitalen Marketing-Maschinerie und dem KI-Hype umgeht. Also, von mir gibt’s eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Absurdität auf den Punkt gebracht

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Elias Hirschls "Content" gleicht einem Feuerwerk der Absurdität. Die Leser:innen folgen einer Ich-Erzählerin, die ihren Alltag in der Smile Smile Inc. beschreibt - eine Firma, tief verstrickt ins internationale ...

Elias Hirschls "Content" gleicht einem Feuerwerk der Absurdität. Die Leser:innen folgen einer Ich-Erzählerin, die ihren Alltag in der Smile Smile Inc. beschreibt - eine Firma, tief verstrickt ins internationale Konzernwesen, die massenhaft Content produziert - Memes und Listicles über alles was unwichtig und sinnlos ist oder Youtube-Videos, die die Betrachtenden sehen lassen, wie Dinge von anderen Dingen zerstört werden (also ebenfalls sinnlos) - alles nur um Clicks zu generieren. Keiner der Mitarbeitenden scheint die Sinnhaftigkeit zu hinterfragen, alle sind mutmaßlich gescheiterte Existenzen, die wohl das falsche Studium gewählt hatten. Manche, auch die Hauptprotagonistin, scheinen schön langsam den Verstand zu verlieren. Ungünstigerweise sitzt die Smile Smile Inc. auch noch in einer Kohleabbauregion, die sich, aufgrund der Jahrzehnte vorherrschenden Untertunnelung, langsam aufzulösen droht. Doch alles wird ignoriert, denn schließlich gilt es: "Nummer 7 wird sie zum Weinen bringen!"

Zum Weinen gebracht hat mich "Content" nicht, dafür musste ich mich kontinuierlich wundern: als Digital Immigrant über den Wortschatz, der in der Content-Creator-Welt vorherrscht (etliches musste ich googlen); über die Tatsache, dass vieles, was in diesem Roman geschildert wird, zwar maßlos überspitzt, trotzdem aber so extrem realitätsnah ist; darüber, wie wir Menschen unsere Welt zugrunde richten und trotzdem immer so weitermachen wie bisher; über die Frage, warum für uns Menschen Sinnlosigkeit heutzutage so existentiell zu sein scheint; über meine eigene Feststellung, dass ich nun wohl auch anfange, Listicles zum kreieren und schließlich darüber, wie nervig ein Buch eigentlich sein kann und gleichzeitig so grandios!

Hirschls Sprache ist rasant, passend zu der Thematik, scheinbar klopft er Wörter und Geschichten mit einer Geschwindigkeit heraus, die die Schnelllebigkeit in Überschall-Dimensionen hebt. Das Gelesene bereitete mir oftmals Kopfschmerzen - das Beobachten der Sinnlosigkeit und das Hineingerissenwerden in dieses atemberaubenden Tempo - das war teilweise so unerträglich, dass ich zwischendurch immer wieder pausieren musste. Das Erzählte wird von Seite zu Seite absurder, man fragt sich ständig, wohin das alles führen wird. Und doch hält die Story einen gefangen, ständig fragt man sich: wie kann sich diese Absurdität noch steigern, wie wunderbar ist diese nicht und wie schön sind auch die positiven Erfahrungen, die einige Protagonist:inen doch machen dürfen (um sie anschließend wieder auf den Boden der Realität zu holen, wenn auch versöhnlich). Der Autor hat eine Beobachtungsgabe für die Entwicklungen unserer Gesellschaft, vor der nur der Hut gezogen werden kann. Ich musste schon alleine deshalb zu Ende lesen, weil ich keine Vorstellung davon hatte, wie diese Geschichte wohl enden wird. Und es kam, wie es kommen musste: "Content" gipfelt in einem Finale, das standesgemäß mit einer Liste endet.

Mein Fazit: "Content" ist speziell. Es ist - nicht nur selbst beschreibend - eine Romansatire erster Klasse. Es ist sprachlich, thematisch und nervlich herausfordernd. Doch wer die Herausforderung annimmt, wird mit einem Leuchtfeuer der Absurdität - gepaart mit treffender Gesellschaftskritik - belohnt. Irgendwie ein Meisterwerk!

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