Das Leben ist eine Reise, kein Ziel. (Ralph Waldo Emerson)
1847 South Carolina. Nachdem sowohl Vater als auch Onkel im Krieg gestorben sind und sie auch noch ihr Heim verloren haben, sieht die Zukunft für die Steinmann-Geschwister nicht gerade rosig aus. Der Älteste ...
1847 South Carolina. Nachdem sowohl Vater als auch Onkel im Krieg gestorben sind und sie auch noch ihr Heim verloren haben, sieht die Zukunft für die Steinmann-Geschwister nicht gerade rosig aus. Der Älteste Stewart möchte mit einem Treck nach Oregon ziehen, und die 18-jährige Joanna nutzt ihre Überredungskünste, damit sie gemeinsam mit ihren Schwestern Carole, Branca und Beckie ihn begleiten können, während Denise sich für eine Zweckehe mit einem älteren Mann entscheidet und zurückbleibt. Die lange Reise per Planwagen stellt alle vor große Herausforderungen, die auch einige Gefahren bergen. Während der Reise hält Joanna Kontakt zur alten Heimat und ihrer besten Freundin Linda, die sie schmerzlich vermisst. Eines Tages erhält Joanna von Linda beunruhigende Nachrichten, die die Steilmanns in eine gefährliche Lage bringen könnten…
Elisabeth Büchle hat mit „Wohin der Wind uns trägt“ einen wunderschönen tiefgründigen historischen Roman vorgelegt, der den Leser mit liebenswerten Charakteren auf eine abenteuerliche und spannende Reise schickt. Der flüssige, bildgewaltige und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einem Ausflug ins 19. Jahrhundert ein, wo er sich den Geschwistern Steilmann auf einen langen Treck gen Westen anschließt und mit ihnen gemeinsam einiges erlebt. Die Autorin hat ein wunderbares Talent, Situationen, Örtlichkeiten und Charaktere so lebensecht zu beschreiben und amerikanische Geschichte gut recherchiert miteinfließen zu lassen, dass beim Leser schon mit den ersten Zeilen das Kopfkino anspringt und die Seiten förmlich an den Händen kleben, bis das Ende erreicht ist. Während die Bilder vor dem inneren Auge vorbeiziehen, durchlebt er mit den Protagonisten so manch brenzlige Situation, sieht die enge Bindung zwischen den Geschwistern und ist mit ihnen gemeinsam auf Entdeckungsreise, die sich mit immer wieder neuen überraschenden Wendungen sehr abwechslungsreich und spannend gestaltet. So muss es sich für die Siedler angefühlt haben, die sich damals auf den ungewissen und beschwerlichen Weg gemacht haben, eine neue Heimat zu finden. Der christliche Aspekt wurde sehr empathisch in die Handlung mit eingebunden, es geht um Hoffnung, Nächstenliebe und das Vertrauen in Gottes Führung.
Die Charaktere sind lebensecht und facettenreich in Szene gesetzt. Mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften nehmen sie den Leser in ihre Mitte, der sich sofort als Teil ihrer Gemeinschaft fühlt und mit ihnen fiebert, hofft und bangt. Joanna ist eine offene junge Frau mit einer gesunden Neugier. Sie besitzt eine schlagfertige, aber auch spitze Zunge und wirkt nicht nur selbstbewusst, sondern auch selbstlos. Schwester Beckie ist warmherzig, hilfsbereit und fest in ihrem Glauben verankert. Alec ist ein sanftmütiger Mann, der aber nicht auf den Mund gefallen ist. Linda ist für Joanna als Freundin ein Fels in der Brandung. Stewart trägt als ältester Steinmann die ganze Verantwortung auf seinen Schultern. Und Laurie wächst Joanna schnell ans Herz und wird eine gute Freundin in allen Notlagen.
„Wohin der Wind uns trägt“ ist von der ersten bis zur letzten Seite ein wunderbares Kopfkino. Mit seinem spannenden und abwechslungsreichen Mix aus Western, Familienbande, Romantik, Freundschaft und tiefgründiger Botschaft weiß er durchweg den Leser wunderbar zu unterhalten. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Lesehighlight! Chapeau!