In diesem Dorf lebt man nach dem Prinzip :Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen
Der Einödhof Nebeleck ist Schauplatz einer brutalen Mordes. Während Ulrike Kork versucht, irgendwie mit ihren Ermittlungen voran zukommen und Licht ins Dunkel zu bringen, stößt sie immer mehr auf eine ...
Der Einödhof Nebeleck ist Schauplatz einer brutalen Mordes. Während Ulrike Kork versucht, irgendwie mit ihren Ermittlungen voran zukommen und Licht ins Dunkel zu bringen, stößt sie immer mehr auf eine Wand des Schweigens. Die Dörfler halten zusammen wie Pech und Schwefel. Und dann ist da auch noch Peter König, der Dorfarzt, der als Halbgott in Weiß geachtet und verehrt wird. Ulrike weiß nicht recht, wie sie ihn einzuordnen hat. Als der Dorfschlosser sich selbst richtet und in seinem Abschiedsbrief ein Geständnis ablegt, scheint zunächst alles glasklar, aber Ulrike will sich mit dieser einfach Lösung nicht zufrieden geben...
Elisabeth Nesselrode hat mit "Nebeleck" ihr Debüt veröffentlicht und ich muss sagen, dass dieser Roman Lust auf mehr Fallanalysen aus ihrer Feder macht. Die Autorin weiß nämlich selbst die eingefleischte Krimileserschaft dermaßen geschickt an der Nase herumzuführen, dass ich wirklich den Hut ziehen muss..
Das Geklüngel im Dorf wird von der Schreibenden hier schön dargestellt und so bekommt man einen sehr authentischen Eindruck vom Leben in so einem kleine Ort, in dem jeder jeden kennt und Geheimnisse nie lange unentdeckt bleiben. Aber ausgerechnet dann, wenn ein Mord geschieht, rennt die ermittelnde Kriminalkommissarin gegen eine regelrechte Betonwand des Schweigens. Keiner hat etwas gehört, gesehen oder will etwas zu den Vorgängen sagen.
Während der Ermittlungen schießt sich der Lesende allzu schnell und gerne auf einen sehr präsenten Verdächtigen ein und glaubt, etwa ab gut der Hälfte des Romans die Lösung einschließlich der Beweggründe zur Tat gefunden zu haben. Es liegt alles so komfortabel auf der Hand, dass es einfach so und nicht anders gewesen sein muss. Aber Elisabeth Nesselrode wartet bis zum Epilog, um mit einem großen Knall den wahren Täter bloßzustellen...ein Twist in der Handlung, der so unvorbereitet und unerwartet ist, dass man überrascht und ungläubig das Buch beendet.
Bis es aber so weit ist, lernt man unglaublich viele unterschiedliche Charaktere kennen, die manchmal ein bisschen Unruhe und Unübersichtlichkeit in die Handlung bringen - aber vielleicht ist gerade das gewollt. Dorfarzt Peter König ist ein Schmierlappen, den ich überhaupt nicht verknusen kann - er selbst hält sich für den Halbgott in Weiß und tut alles dafür, dass er seine Vormachtstellung im Dorf nicht verliert. Ermittlerin Ulrike König hat noch ziemlich an ihrer verkorksten Vergangenheit zu knabbern, mit dem ein oder anderen Punkt noch nicht abgeschlossen und täte gut daran, sich eventuell eine gute Freundin zuzulegen, der sie einmal ihr Herz ausschütten kann.
Der Rest der Agierenden fügt sich harmonisch in das dörfliche Bild ein - Grantler, Besserwisser, Tratschtanten und Moralapostel geben sich hier ein munteres Stelldichein.
Auch wenn der Fall manchmal etwas unruhig wirkt, bietet er Spannung, Abwechslung und ein intensives Leseerlebnis - ich glaube, an Ulrike Kork als Ermittlern könnte ich mich gewöhnen